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„Wir müssen cool bleiben“

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Am Tag nach der 23:24-Heimpleite der Rhein-Neckar Löwen gegen Melsungen war die Stimmung beim Training der SG Flensburg-Handewitt eine andere als sonst. Es herrschte aber keine Euphorie – eher machten sich langsam Gedanken in den Hinterköpfen der Spieler breit, am 3. Juni im letzten Heimspiel gegen Frisch Auf Göppingen etwas ganz Großes erreichen zu können: Die zweite Deutsche Handballmeisterschaft seit 2004. Goalgetter Holger Glandorf mahnte denn auch: „Wir tun gut daran, weiter auf uns selbst zu schauen. Wir müssen cool bleiben, denn damit konnte wirklich keiner rechnen.“

Zwei Spieltage vor dem Saisonende in der Handball-Bundesliga hält die SG plötzlich alle Trümpfe im Titelkampf selbst in der Hand. Vor dem Auswärtsspiel beim abstiegsbedrohten TuS N-Lübbecke (So. 12.30 Uhr) führt Flensburg die Tabelle mit 52:12 Punkten an, dahinter folgen gleichauf die  Rhein-Neckar Löwen und die Füchse Berlin mit jeweils 51:13 Zählern. Vor elf Tagen hatte es noch ganz anders ausgesehen. Da waren die Löwen vier Minuspunkte besser als das Team von Maik Machulla und hatten fünf Matchbälle im Kampf um die Meisterschaft. Nach zwei Niederlagen und einem Remis muss der Titelverteidiger aus Mannheim nun selbst auf Schützenhilfe hoffen, um den dritten Meistertitel in Folge perfekt zu machen.
Machulla und der Großteil der Spieler hatten sich am Donnerstag nicht die Partie der Löwen, sondern das Spiel der Füchse gegen den TuS N-Lübbecke (26:20) im Fernsehen angeschaut, um sich auf den kommenden Gegner einzustimmen. „Erst als ich über Whats App einige Mitteilungen bekam, habe ich kurz vor Schluss umgeschaltet“, erzählte Machulla.

Dass die SG vor dem Saisonfinale urplötzlich vom Jäger zum Gejagten geworden ist, spielt für Machulla keine Rolle – und auch nicht für seine Spieler. „Für uns hat sich nichts geändert. Wir wollen unsere beiden letzten Spiele gewinnen. Das war gestern auch schon so“, sagte Torhüter Mattias Andersson. „Wir gehen unseren Weg weiter, wie wir ihn in der gesamten Saison gegangen sind“, untermauerte der Trainer. „Ich habe immer gesagt, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen, um bereit zu sein, wenn die Löwen uns die Tür noch einmal öffnen. Dass es jetzt der Fall ist, ist natürlich schön.“

Dennoch wird es nicht einfacher für Machulla: „Durch das Ergebnis haben die Spieler noch mal einen Schub erhalten, der neue Energie freisetzt. Die müssen wir jetzt kanalisieren, damit wir sie zum richtigen Zeitpunkt rauslassen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren und alles andere ausblenden.“ Das wird nicht leicht fallen. Doch der Trainer glaubt, dass seine Spieler professionell genug sind, um mit dieser Situation richtig umzugehen. Und dass Spieler wie Thomas Mogensen, Mattias Andersson oder Jacob Heinl sich mit einem Titel von der SG verabschieden können, ist für Machulla eine „schöne Randerscheinung“ – mehr aber noch nicht. Noch müssen zwei Spiele gespielt werden. Besonders die Partie beim Tabellen-16. in Lübbecke dürfte kein Zuckerschlecken werden. Die Ostwestfalen stehen einen Zähler vor dem ersten Abstiegsrang und werden gegen die SG alles reinhauen, was sie haben. „Der TuS spielt ums Überleben, die werden kämpfen bis zur letzten Sekunde“, weiß der SG-Trainer.

Die Flensburger werden mit der gleichen Mannschaft auflaufen wie beim 24:23 am vergangenen Sonntag gegen Minden. Will heißen: Henrik Toft Hansen ist erneut Alleinunterhalter am Kreis, da Anders Zachariassen und Jacob Heinl weiter verletzt ausfallen.