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Keine Zeit zum Luftholen

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Zwei Mal mit dem Bus nach Flensburg – zwei Mal mit leeren Händen zurück nach Mittelhessen. Eine Woche nach dem kurzfristigen Spielausfall wegen des Schneechaos musste sich Handball-Bundesligist HSG Wetzlar bei der SG Flensburg-Handewitt deutlich mit 27:34 (15:16) geschlagen geben. „Wir haben in acht Tagen über 2400 Kilometer zurückgelegt, da bekommen wir normalerweise acht Auswärtsspiele unter. Da hätten wir auch nach Rom oder Kaliningrad fahren können“, rechnete HSG-Trainer Kai Wandschneider vor. „In Sachen Kilometern können wir da leicht mithalten“, konterte SG-Trainer Maik Machulla mit einem Lächeln. Nur eine Auswärtstour in der Liga ist kürzer als 100 Kilometer, die nächste schon über 300.

Der SG-Trainer war froh, dass eine „komische“ Woche einen glücklichen Ausgang genommen hatte. „Ich bin zufrieden, denn es war nach der Absage schwierig, die Spannung hochzuhalten.“ Das war den Gastgebern über weite  Strecken jedoch gut gelungen. Nur in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte, als ein 15:10-Vorsprung auf 16:15 geschmolzen war, hatte der deutsche Vizemeister kurzzeitig seine Konzentration verloren. „Das darf uns aber nicht passieren, da müssen wir abgeklärter spielen“, monierte der SG-Coach.
Im zweiten Durchgang fanden die Flensburger jedoch schnell die alte Souveränität wieder. „In der Abwehr haben wir schnell wieder den Zugriff bekommen und Ballgewinne verzeichnet“, so Machulla. Aus einem 21:20 (43.) machte die SG in den folgenden fünf Minuten ein 26:20, das Spiel war entschieden. Die Flensburger hatten eine Aufgabe, vor der sie viel Respekt hatten (Wetzlar war 2018 noch ohne Verlustpunkt), seriös gelöst.

„Alles gut – bis auf die letzten zehn Minuten vor der Pause “, befand  auch Rasmus Lauge. Der 26-jährige Däne war mit „großem Bammel“ ins erste Heimspiel nach der Bekanntgabe seines Wechsels im Sommer 2019 zu Telekom Veszprem gegangen. „Ich wusste ja nicht, wie die Fans darauf reagieren.“ Pfiffe für Lauge gab es nicht – eher aufmunternden Beifall, weil die erste Hälfte für ihn alles andere als optimal gelaufen war. „Ich bin dankbar dafür, die Fans haben uns unterstützt – auch mich“, sagte Lauge. „Die meisten können die Gründe für meinen Wechsel offenbar nachvollziehen“, zeigte sich der Däne erleichtert.

Tosenden Beifall gab es, als Jacob Heinl nach 56:25 Minuten das Spielfeld betrat und seine erste Einsatzzeit im neuen Jahr bekam. Das SG-Urgestein hatte sich in der EM-Pause einer Augen-OP unterziehen müssen, danach bis Anfang der Woche auf neue Kontaktlinsen gewartet und nur eine Trainingseinheit mit vollem Körperkontakt absolviert. „Es ist schön, wieder dabei zu sein“, sagte der 31-jährige Kreisläufer. Bis seine Sehkraft wieder bei 100 Prozent ist, kann es aber noch dauern. „Derzeit bin ich bei 80 Prozent, das braucht seine Zeit.“

Auch Simon Jeppsson, der wegen Krankheit und einer Wadenverletzung mehrere Wochen ausgesetzt hatte, durfte in den Schlussminuten  noch ran. „Es  ist schön, dass bis auf  Magnus Röd wieder alle fit sind“, strahlte Maik Machulla. „Hoffentlich bleibt es so, denn wir haben noch viel vor“, ergänzte Geschäftsführer Dierk Schmäschke.

Nach einem freien Freitag geht die SG schon heute wieder auf Tour. Morgen um 12.30 Uhr steht die Auswärtspartie bei den Eulen Ludwigshafen auf dem Programm. Der Aufsteiger ist Tabellenletzter. Das ist für Machulla aber kein Grund, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. „Wir tun gut daran, wie zuletzt in Hüttenberg von Beginn an zu zeigen, weshalb wir dorthin gefahren sind. Wir wollen beide Punkte, dazu benötigen wir auch die richtige Einstellung.“