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Das nächste Nordderby, bitte!

(sh:z; Jan Wrege) Der Tabellenführer im Heimspiel gegen den Siebten – das ist normalerweise nicht der Aufreger in der Handball-Bundesliga. Morgen um 15 Uhr  aber schon, wenn die SG Flensburg-Handewitt zum 96. Mal auf den THW Kiel trifft. „Mehr kann Handball nicht bieten als dieses Derby“, sagt SG-Trainer Maik Machulla – und für Kiels Nationaltorhüter Andreas Wolff ist es „das  beste Handballspiel der Welt“. Man kennt sich gegenseitig bis ins Detail, und doch sagt Machulla: „Routine gibt es nie.“ Nicht für ihn in seinem dritten Derby als Cheftrainer, nicht für Alfred Gislason, der zum 37. Mal an der Seitenlinie steht, wenn seine Kieler gegen den Erzrivalen antreten.

Es wird ein anderes Spiel als vor zehn Tagen, als der THW die Begegnung in der Champions League in der Flens-Arena mit 33:30 gewann. „Die Niederlage hat uns geärgert, sportlich konnten wir sie aber verkraften. Diesmal stecken noch mehr Emotionen drin. Ich hoffe, dass wir von unseren Fans von der ersten Sekunde  an Rückenwind bekommen“, sagt der SG-Coach, der in der Vorbereitung neue Aspekte zu berücksichtigen hat. Ihm fehlt morgen sicher Magnus Röd, hinter Jacob Heinl und Henrik Toft Hansen stehen Fragezeichen. Beim THW fallen Raul Santos und aller Voraussicht nach auch Nikola Bilyk aus.

Dafür ist Kapitän Domagoj Duvnjak bei den Gästen wieder einsatzbereit. „Das macht es für uns jetzt nicht wesentlich komplizierter“, sagt Machulla. „Wir kennen seine Qualitäten. Er ist der Spieler, der den Unterschied machen kann. Die Frage ist aber: Wie fit ist Duvnjak nach acht Monaten  Pause?“ Gleiches gilt für Linkshänder Steffen Weinhold, der nach auskuriertem Muskelfaserriss zurückkehrt. „Mit Weinhold ist es ein anderes Kieler Spiel als mit Vujin und Zeitz“, meint Machulla. Man könne sich ohnehin nicht so vorbereiten, dass jede denkbare Variante abgedeckt ist. „Manches muss man im Spiel lösen, je nachdem, was angeboten wird.“

Für Alfred Gislason wird es auch nicht ganz einfach. Flensburg wird sich wieder auf Kapitän und Abwehrchef Tobias Karlsson, der vor zehn Tagen nach 16 Minuten die Rote Karte sah, stützen können. Und die SG schickt wohl Jim Gottfridsson drei Monate nach einem Syndesmosebandriss wieder aufs Feld, eine weitere Variante auf der Spielmacher-Position. Machulla wollte allerdings noch das heutige Abschlusstraining abwarten. „Es wird sehr intensiv sein. Mal sehen, wie sich Jim behauptet.“

Ohnehin sei schwer vorherzusagen, wie sich die Comebacks morgen auswirken. „Manchmal ist es einfacher, wenn man ein Problem hat. Dann rückt die Mannschaft zusammen. Wenn sie komplett ist, macht der eine oder andere vielleicht einen Schritt weniger“, sagt Machulla. Auch zeige erst der Wettkampf, wie fit ein Spieler wirklich ist, das sei im Training nicht zu simulieren.

Der Flensburger sieht den THW  nach wie vor im Titelrennen – trotz des schon deutlichen Rückstands in der Tabelle (19:11 gegenüber 25:5 Punkten). „Kiel ist immer ein Thema, den THW darf man nie abschreiben“, sagt Machulla, der schon froh wäre, wenn die SG wie in der vergangenen Saison mit zehn Minuspunkten abschließen würde: „Damit wird man diesmal Meister.“ Wer keine Karte für das restlos ausverkaufte Derby hat, kann es bei Sky sehen oder erstmals seit 17 Jahren wieder live im NDR-Fernsehen.