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Lauge-Ausfall überschattet Pokal-Aus

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Der Schockzustand war dank den aufmunternden Schulterklopfern zahlreicher Fans und aufmunternder Worte wie „Kopf hoch“ schneller überwunden als erwartet. Die Enttäuschung bei den Verantwortlichen der SG Flensburg-Handewitt, Trainer Maik Machulla und den Spielern nach dem Achtelfinal-Aus im DHB-Pokal gegen die Füchse Berlin war nach dem 26:29 (14:14) aber überall spürbar. „Ich werde mir deswegen jetzt keine Karten für das Final Four kaufen“, bemerkte Thomas Mogensen mit einer gehörigen Portion Sarkasmus in der Stimme.

Erstmals nach sieben Final-Teilnahmen in den vergangenen sieben Jahren wird die SG Flensburg-Handewitt am 5./6. Mai 2018 beim Kult-Event des deutschen Handballs nicht dabei sein. Und Thomas Mogensen wird zum Abschluss seiner großen Laufbahn im Flensburger Trikot nicht mehr in die Hamburger Arena einlaufen. Doch daran dachte der 34-jährige Däne im Moment der Niederlage nicht. „Ich bin einfach nur traurig. Wir hätten es schaffen können, haben aber zum Schluss zu hektisch gespielt“, bilanzierte er nach seinem letzten Pokal-Auftritt in der Flens-Arena. Bei der Neuauflage des Pokal-Achtelfinales von 2016 hatten die Füchse in den entscheidenden Minuten die besseren Nerven und auch das nötige Glück gehabt. Doch Trainer Maik Machulla merkte auch selbstkritisch an: „Wir erspielen uns die Möglichkeiten, aber wir nutzen sie nicht. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele.“ Dennoch hätten die Flensburger das Spiel für sich entscheiden können, war jedenfalls Rechtsaußen Lasse Svan überzeugt. „Wir hatten eigentlich alles im Griff, hätten in der Schlussphase einfach nur cool bleiben müssen.“

Drei Schlüsselszenen waren es, die in einem intensiven Pokalfight am Ende das Pendel zugunsten der von Trainer Velimir Petkovic glänzend eingestellten Berliner hatten ausschlagen lassen. Szene eins: In der 29. Minute tankte sich Rasmus Lauge in der Mitte im Eins gegen Eins gegen Drago Vukovic durch, erhielt dabei einen Stoß, erzielte im Fallen aber dennoch den Anschlusstreffer zum 13:14. Danach blieb der Däne am Boden liegen. Er war unkontrolliert auf die rechte Schulter gefallen und hielt sie anschließend auf dem Rückweg zur Auswechselbank mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Rasmus hat gleich signalisiert, dass er nicht weitermachen kann“, berichtete Mannschaftsarzt Dr. Torsten Ahnsel, der nach einer ersten Diagnose eine Verletzung am Schultereckgelenk vermutete. Gestern nach einer Röntgen-Untersuchung in der Diako gab es glücklicherweise Entwarnung. Die Verletzung ist nicht so schwerwiegend. Allerdings ist die Schulter stark geprellt. „Für Rasmus persönlich und für uns ist das eine gute Nachricht“, sagte der SG-Trainer. Ob der Däne schon am Sonntag in Gummersbach wieder dabei sein kann, ist allerdings sehr fraglich.

Lauges Ausfall war ein Knackpunkt im Flensburger Spiel. „Danach haben wir uns im Angriff sehr schwer getan“, gestand Machulla. „Das ist ein harter Schlag, wenn du den Torschützenkönig deiner Mannschaft verlierst“, ergänzte Svan. Zumal Holger Glandorf im rechten Rückraum einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und sogar ohne Torerfolg geblieben war. „Das habe auch ich mir anders vorgestellt – keine Frage. Manchmal klappt es, manchmal klappt es nicht“, sagte der Ex-Nationalspieler, auf den in den vergangenen Wochen immer Verlass war. Thomas Mogensen nahm den SG-Shooter in Schutz: „Man kann nicht erwarten, dass in jedem Spiel zehn Tore von ihm kommen – Innenpfosten rein und so.“

Szene zwei: In der 52. Minute hatten die Flensburger sich dennoch eine 23:21-Führung erkämpft und besaßen sogar die Möglichkeit, auf drei Tore wegzuziehen. Doch Hampus Wanne scheiterte von Außen am starken Füchse-Keeper Silvio Heinevetter. Im Gegenzug kassierte Henrik Toft Hansen eine Zeitstrafe, und zwei Minuten später stand es wieder 23:23. „Das hätte eine kleine Vorentscheidung sein können“, wusste Machulla. „Danach haben wir uns Halbchancen genommen. Das dürfen wir einfach nicht“, analysierte Svan.

Szene drei: Beim 24:25 in 56. Minute bekommen die Flensburger einen Siebenmeter zugesprochen. Kentin Mahé, der in Durchgang eins schon einmal an Heinevetter gescheitert war, ging erneut zum Punkt – traf aber nur die Latte. Der Franzose, Tobias Karlsson und zwei Berliner sprangen anschließend nach dem zurückprallenden Ball und landeten allesamt im Berliner Wurfkreis. Die Schiedsrichter Geipel/Helbig entschieden aber nicht auf Freiwurf für die SG, sondern auf Abwurf. Und im Gegenzug machte es Hans Lindberg bei einem Strafwurf besser. Der routinierte Däne erzielte das 24:26 – die erste Zwei-Tore-Führung der Berliner in der zweiten Halbzeit.

„Das war ein bitterer Abend“, resümierte Holger Glandorf. „Die Nacht wird schrecklich und der Tag morgen auch“. Viel Zeit zum Wunden lecken haben die Flensburger jedoch nicht. Am Sonntag um 15 Uhr steht das nächste Auswärtsspiel in der Liga beim VfL Gummersbach an. „Jetzt müssen wir den Kopf wieder frei kriegen und noch enger zusammenstehen“, forderte Glandorf in Anbetracht der Verletzung von Rasmus Lauge.