Stripes
Stripes
Archiv

Füchse Berlin

Diese Szene spielte sich fern der Heimat ab, war aber ein Sinnbild für den bisherigen Verlauf dieser Saison. Als die Spieler der Füchse Berlin in der katarischen Hauptstadt Doha in den Flieger gen Heimat stiegen, konnten sie schon wieder lachen. Trotz der bitteren 25:29-Finalniederlage tags zuvor beim IHF Super Globe gegen den FC Barcelona. „Ein Endspiel zu verlieren, tut immer weh“, sagte Linksaußen Kevin Struck, der ein starkes Turnier gespielt hatte. „Aber wir haben keinen Grund, schlecht drauf zu sein. Wir können stolz auf das sein, was wir in Doha erreicht haben.“ Die Füchse-Profis fuhren mit breiter Brust nach Hause.

Rückraum-Ass Steffen Fäth.

Und diese versteckten sie auch nicht in Deutschland. Denn die Ballwerfer von der Spree überzeugten im ersten Fünftel der DKB Handball-Bundesliga mit der größten Konstanz aller 18 Klubs. Sie bewahrten mit dem 36:23 gegen den TBV Lemgo ihre weiße Weste und stellten mit dem siebten Sieg ihren vereinsinternen Startrekord von 14:0 Punkten, aufgestellt 2011, ein. „Spitzenreiter, Spitzenreiter! Hey, hey!“, hallte es durch den mit 7499 Zuschauern gut besuchten Fuchsbau. Wesentlich dramatischer war es drei Tage zuvor in Leipzig gewesen. 30:30 lautete der Spielstand nach Ablauf der Hallenuhr. Den Berlinern wurde noch ein Freiwurf zugesprochen. Am Kreis positionierten sich die Leipziger Spieler und streckten ihre Arme ganz weit nach oben. Steffen Fäth war das ziemlich egal: Der Nationalspieler nahm sich die rot-blaue Kugel, fasste sich ein Herz und donnerte den Ball an den Leipziger Armen vorbei ins Tor.

Trainer Velimir Petkovic.

Das große Glück kannte auch einige Schattenseiten. Verletzungssorgen machten auch um die Bundeshauptstadt keinen Bogen. Zunächst fielen neben Linksaußen Bjarki Elisson auch Steffen Fäth (Zerrung) und Neuzugang Marko Kopljar (Adduktoren) aus. Auch der aktuelle Zustand der beiden Berliner Vorzeige-Jungstars gab zeitweise zu Sorgen Anlass. „Paul Drux ist noch nicht fit und Fabian Wiede sucht weiterhin seine Form“, teilte Füchse-Manager Bob Hanning mit. Eine positive Personalie gab es aber schon im September: Drago Vukovic konnte nach acht Monaten Pause aufgrund einer Schulter-Blessur wieder mitwirken. „Ich habe die Belastung gemerkt und musste mich am Wochenende erholen“, erzählte der kroatische Spielmacher nach seinem Debüt. „Er ist ein Musterprofi, den jeder Trainer gerne in seinen Reihen hätte“, schwärmte Füchse-Coach Velimir Petkovic.

Rechtsaußen Mattias Zachrisson.

Die Berliner bewegen sich auf historischen Spuren – die Reinickendorfer Füchse zählten vor gut 50 Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga –, mussten sich aber nach einem Absturz in die Niederungen wieder hochkämpfen. Seit nunmehr einer Dekade sind die Füchse wieder erstklassig. Nun wachsen die Ambitionen. „Die Schlagdistanz zu den großen Drei aus Kiel, Flensburg und Mannheim ist geringer geworden, wir wollen angreifen“, sagte Präsident Frank Steffel bei seiner Wiederwahl im Mai. „Nach den letzten Jahren, in denen wir den deutschen Pokal, den Europacup und zwei Mal den Weltpokal gewonnen haben, wollen wir in den kommenden Jahren deutscher Meister werden.“

Jungstar Paul Drux.

Velimir Petkovic drückt sich verhaltener aus. „Natürlich müssen wir den Anspruch haben, weiter nach oben zu kommen“, sagt der Trainer. „Wir haben die Qualitäten, aber alle sechs Feldspieler müssen stechen – wie die Bienen.“ Er kann auf eine eingespielte Truppe setzen. Lediglich auf zwei Positionen wurden Veränderungen vorgenommen. Am Kreis stand die Verpflichtung von Erik Schmidt schon länger fest, sodass Kresimir Kozina keine Steine für einen Wechsel nach Göppingen in den Weg gelegt wurden. Im rechten Rückraum kam es zu einem Ringtausch mit Telekom Veszprém. Kent Robin Tönnesen ging nach Ungarn, der Kroate Marko Kopljar kam.