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SG Flensburg-Handewitt will in Celje im Flow bleiben

(sh:z; Jan Wrege) Etwas mehr als zwei Monate ist es her, da stand die SG Flensburg-Handewitt mit 4:4 Punkten da. Vom schwächsten Saisonstart seit 20 Jahren wurde geraunt, nervöse Gemüter sahen die Titelchance in der Handball-Bundesliga verflogen. Und nun?  Tabellenführer, punktgleich (23:5) mit Berlin, aber mit klar besserer Tordifferenz (+71:+49) – es sieht gut aus für den Vizemeister. „Ich bin bei 4:4 Punkten ruhig geblieben. Wenn mir da aber jemand angekündigt hätte, dass wir jetzt Erster in der Bundesliga und Zweiter in der Champions League sind, hätte ich es gern unterschrieben“, sagte Trainer Maik Machulla nach dem souveränen 29:24 (15:12)-Sieg über den SC Magdeburg, immerhin so etwas wie ein Angstgegner.

„Aber es ist eine Momentaufnahme. Die müssen wir alle drei Tage bestätigen. Ich bin weiter froh über jeden Punkt“, mahnt Machulla, hofft aber, dass die augenblickliche Euphorie seine Mannschaft morgen (17 Uhr) in der gefürchteten Halle von Celje zum nächsten Erfolg trägt.  „Wir wollen diesen Flow nutzen.“

Der Sieg über Magdeburg wurde in der Kabine lautstark bejubelt, gleichzeitig herrscht  große Ernsthaftigkeit im Team. Die Meisterschaft gilt als Tabu-Thema. „Wir wissen schon, dass das heute Schlüsselpunkte waren, aber wir haben noch nichts zu feiern“, sagte Kentin  Mahé. „Wir sollten Demut an den Tag legen“, empfahl Holger Glandorf, „wir haben eine lange Reise vor uns. Und wir haben erlebt, was alles passieren kann.“

Momentan scheint es ziemlich egal zu sein, was passiert. Zuletzt musste die SG ohne Jim Gottfridsson, Rasmus Lauge, Jacob Heinl und Magnus Röd auskommen. Dafür legen alle anderen eine Schippe drauf. „Henrik Toft Hansen, Tobias Karlsson und Mattias Andersson sind wieder über sich hinaus gewachsen“, sagte Machulla mit Blick auf zwei Magdeburger, die der SG oft erhebliche Probleme bereitet haben. „Dass Damgaard auf ein Tor gedrückt wird und Bezjak keins macht – das ist eine überragende Abwehrleistung.“ Ebenso hoch schätzte er den Auftritt seiner Rückraumspieler Glandorf, Mogensen, Mahé und Jeppsson: „Sie waren sehr beweglich und haben gute Lösungen gefunden.“

Das darf man auch dem Trainer bescheinigen. Offensichtlich ist Machullas Geschick bei der Steuerung der Einsatzzeiten von alt und jung, intern drückt er offenbar auch die richtigen Tasten.  Zum Beispiel, um Kreativität und Dynamik von Mahé in die gewünschten Bahnen zu lenken.  „Eine Mannschaft zu führen, ist wie Kindererziehung. Gewisse Sachen muss man zulassen, andere nicht“, sagte Machulla lächelnd. Er sei inzwischen sehr zufrieden mit Mahé: „Er hat einen Riesenschritt nach vorn gemacht und ist richtig wichtig geworden.“

Noch ein Verdienst des Trainers: Im Team herrscht eine „Superstimmung“, wie Glandorf feststellte. Das beflügele    dazu, an die Grenzen zu gehen. „Wir alten Männer beißen uns da jetzt durch“, sagte der Linkshänder über sich und Mogensen, beide 34 Jahre alt, aber ohne sichtbare Ermüdungserscheinungen in der intensiven Partie gegen Magdeburg.

Entlastung ist in Sicht. Rasmus Lauge wird in Kürze wieder voll bei Kräften sein. Jim Gottfridsson  ist bereits ins Training  eingestiegen  und könnte schon Mitte Dezember wieder ins Geschehen eingreifen.   Weniger gut sieht es indes für Jacob Heinl aus, der am 30. September im Spiel gegen Paris  auf die Schulter gefallen war.  Das schien zunächst glimpflich  ausgegangen zu sein. „Aber in den Wochen danach wurden die Schmerzen immer stärker. Inzwischen  habe ich sie auch, ohne dass die Schulter belastet wurde“, schildert  Heinl das Problem. Anfang nächster Woche soll eine aufwendige MRT-Untersuchung die genaue Ursache der Beschwerden ergründen, sagte Teamarzt Dr. Torsten Ahnsel.