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SG muss sich gegen Lemgo lange quälen

(sh:z; Jan Wrege) „Auch so zähe und dreckige Spiele muss man gewinnen“, meinte Dierk Schmäschke. Der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt war zufrieden mit zwei Punkten in der Handball-Bundesliga, eine Gala gegen den TBV Lemgo hatte er aber ebenso wenig gesehen wie die 5877 Zuschauer in der Flens-Arena, die ihren Teil zum 25:22(12:12)-Sieg der Gastgeber beitrugen. „Die Unterstützung war super“, bedankte sich Trainer Maik Machulla bei den Fans. Sie hatten so verhalten begonnen wie ihre Mannschaft, dann aber ein gutes Gespür für die Momente entwickelt, in denen die Spieler Schub von außen brauchten.

Lemgo führte nach sieben Minuten mit 5:1 – da war die erste SG-Auszeit fällig. Wieder fehlte Machulla in der Startphase die Aggressivität in der Abwehr. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison. Wir besprechen das, wir thematisieren es immer wieder. Wir werden es hinkriegen“, sagte er. Die passende Einstellung mit Spielbeginn immer pünktlich anschalten, wie es sich der Laie vorstellen mag – das geht nicht. „Sport ist nicht so einfach zu erklären“, sagte der EHF-Mastercoach.

Den Flensburgern hatte Lemgos Spielweise Unbehagen bereitet. „30 Sekunden brauchen sie, um von Abwehr auf Angriff zu schalten, dann kommen 30 Sekunden Aufbau und 30 Sekunden Attacke. Da bist du einfach nur frustriert, dass es so lange dauert“, sagte SG-Spielmacher Rasmus Lauge. „Wir gehen in diese Falle, geraten in Stress und machen viele Fehler.“ Kapitän Tobias Karlsson stellte fest: „Lemgo nimmt komplett das Tempo ’raus. Das nervt, das ist hammerlangweilig. Wir erobern uns ja die Bälle, spielen dann aber zu ungenau. Wir müssen lernen, besser damit umzugehen, wenn die Schiedsrichter so ein Spiel zulassen.“ Verständnis hatte er jedoch für die Gäste: „Wenn wir unser Tempo spielen dürfen, können nur wenige mithalten.“

Das Problem hatten die Flensburger schon am Mittwoch in der Champions League gegen den RK Celje, der eine ähnliche Taktik verfolgte. Karlsson fand, dass es gegen Lemgo besser   gelang, die gegnerischen Angreifer in ungünstige Wurfpositionen zu drängen. „Die Abschlüsse waren eigentlich so, wie wir sie haben wollen. Aber einige gingen trotzdem ’rein“, meinte der Chef der Flensburger Defensive. So auch die verdeckten Unterhand-Würfe von Andrej Kogut, die SG-Keeper Mattias Andersson gar nicht sehen konnte und die Lemgo bei Halbzeit ein Remis bescherten.

Weniger Wurfglück hatte Magnus Röd, was Machullas Plan durchkreuzte. Eigentlich sollte der junge Norweger eine volle Halbzeit für den derzeit nicht ganz optimal aufgelegten Holger Glandorf spielen. Nach drei Fehlwürfen von Röd tauschte der SG-Coach dann doch lieber die Linkshänder. Mühsam arbeiteten sich die Gastgeber zum ersten Ausgleich (7:7, 22.) und zur ersten Führung (9:8) nach 25 Minuten vor. Henrik Toft Hansen und später auch Lasse Svan hatten entdeckt, wie der starke TBV-Torhüter Peter Johannesson zu überwinden war. Nach 47 Minuten hatte sich die SG auf vier Tore (21:17) abgesetzt, war damit aber noch nicht erlöst. Lemgo widersetzte sich zunächst weiter hartnäckig der Niederlage, leitete diese dann aber selbst mit einem Wechselfehler ein. Vier Minuten vor Schluss hatten die Gäste in Unterzahl keine Chance mehr auf die Wende.

Dass eine Leistung wie gestern der SG am Donnerstag im Spitzentreffen in Berlin nicht reichen wird, ist allen klar. Das trübt aber nicht die Zuversicht für die Pokalrevanche. „Berlin spielt ganz anderen Handball“, freut sich Lauge auf ein Duell mit mehr Geschwindigkeit.