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TBV Lemgo

Nach drei Spielzeiten im Tabellenkeller der DKB Handball-Bundesliga scheint der TBV Lemgo wieder Kurs auf höhere Gefilde nehmen zu können. Einige Neuzugänge passten gut ins Gesamtkonzept, die Mannschaft trat zuletzt routinierter auf.

„Retter“ Tim Suton.

Eine Dekade vor und eine Dekade nach der Jahrtausendwende, also rund 20 Jahre lang, gehörte der TBV Lemgo zu den Top-Klubs der deutschen Ballwerferzunft. In den letzten Spielzeiten mussten sich die Westfalen, die seit 1983 ununterbrochen erstklassig sind, aber wie in der Pionierphase der 80er Jahre intensiv mit dem Abstiegskampf beschäftigen. Im Juni zitterte der TBV bis zuletzt, brauchte am letzten Spieltag gegen den VfL Gummersbach zumindest einen Zähler. Als die letzte Minute anbrach, hieß es 31:31. Ein Patzer in dieser Situation hätte den Absturz bedeutet. Das junge Rückraumass Tim Suton blieb cool, brach durch die Gummersbacher Deckungsreihe und tunnelte Nationalkeeper Carsten Lichtlein. Die Lipperlandhalle feierte den Klassenerhalt. „Wir wurden schon aufgegeben“, atmete TBV-Trainer Florian Kehrmann tief durch. „Wir haben Rückschläge eingesteckt, hatten Langzeitverletzte, aber das alles hat uns nicht umgeworfen.“

Vor Kurzem musste Lemgo wieder gegen Gummersbach antreten, diesmal nicht zu Hause, sondern im Oberbergischen. Der Gast gewann überraschend deutlich mit 37:30. „Wir haben ja ungewöhnlich viele Gegentore bekommen, aber vorne auch alles getroffen“, staunte Rechtsaußen Tim Hornke. Mit diesem Sieg demonstrierten die Lipperländer, dass sie in dieser Serie fest an eine bessere Platzierung glauben dürfen.

In jedem Fall scheint der TBV, der seit schweren finanziellen Problemen vor einem halben Jahrzehnt kleinere Brötchen an der Transferbörse backen muss, ein gutes Händchen bei den Neuverpflichtungen erwischt zu haben. Isaias Guardiola, Fabian van Olphen und Torwart Peter Johannesson wurden von ihren Ex-Klubs aussortiert, hatten offenbar ihren Zenit überschritten. Beim TBV bekamen sie aufgrund ihres Erfahrungsschatzes schnell eine wichtige Rolle. Die Defensive wurde gestärkt.

Russisches Rückraumass: Azat Valiullin.

Ein weiterer Vorteil: Der Kader hat an Breite gewonnen. In der letzten Serie tat sich gerade im rechten Rückraum ein Engpass auf. Als Stammkraft Rolf Hermann mit einer Schulterverletzung langfristig ausfiel, musste viel improvisiert werden. Bereits während der letzten Saison wurde der junge Ungar Donat Bartok verpflichtet. Nun gesellte sich der Spanier Isaias Guardiola dazu. Zudem kann Rechtsaußen Dominik Ebner im Rückraum aushelfen.

Jetzt lockt das Mittelfeld, mittelfristig soll es noch weiter nach oben gehen. „Die Vision lautet, in drei Jahren wieder international zu spielen“, erklärte der Beiratsvorsitzende Herbert Vogel im Sommer. „Durch das ernsthafte Gefühl, bald nur noch zweitklassig zu sein, ist bei vielen Menschen in der Region eine Sehnsucht entstanden.“ Für dieses große Vorhaben muss allerdings der finanzielle Rahmen deutlich aufgebessert werden. Mit einem Etat von rund 3,5 Millionen Euro bewegen sich die Ostwestfalen eher im unteren Niveau der DKB Handball-Bundesliga. Ein Plus von 25 Prozent dürfte mindestens erforderlich sein, um an große Zeiten anzuknüpfen.