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SG holt sechs Tore Rückstand auf

(sh:z; Jan Wrege) Vier Minuten vor Schluss noch mit vier Toren im Rückstand, am Ende ein wertvoller Punktgewinn beim Champions-League-Sieger von 2016: Mit dem 25:25 (10:10) bei PGE Vive Kielce setzte die SG Flensburg-Handewitt ihre guten Leistungen in der Königsklasse fort. Ärgerlich nur, dass auch ein Auswärtssieg gegen den polnischen Meister möglich war. Auch ohne Rasmus Lauge, der in Kielce fehlte, um bei der Geburt seines ersten Kindes dabei zu sein, erspielte sich der Angriff viele Chancen. Doch mit einer schwachen Wurfausbeute  brachte sich die SG selbst in Not und lag zeitweise mit sechs Toren im Hintertreffen.

Ausgerechnet Marius Steinhauser behielt beim packenden Showdown vor 4018 Zuschauern in Kielce die Nerven. Der Rechtsaußen, der Lasse Svan über 60 Minuten vertreten durfte, hatte zuvor bei zehn Versuchen nur vier Mal getroffen. Nun schaltete er nach einem Wurf von Holger Glandorf, den Slawomir Szmal gehalten hatte, am schnellsten, schnappte sich den Abpraller und überwand den herausragenden polnischen Keeper zum 25:25. Das war das vierte SG-Tor in Folge nach dem 21:25-Rückstand in der 56. Minute, als die Partie so gut wie verloren schien.

„Ein merkwürdiges Spiel“, meinte SG-Trainer Maik Machulla, der nicht so recht einzuordnen wusste, ob nun ein Punkt gewonnen oder verloren war. „Wir hätten nach der ersten Halbzeit mit fünf Toren führen müssen. Aber es zieht sich schon durch die letzten Wochen, dass wir uns für die gute Arbeit von Abwehr und Torhüter nicht belohnen.“ Sieben freie Würfe, bei denen Szmal nicht überwunden werden konnte, zählte Machulla allein in den ersten 30 Minuten.

Als es nach acht Minuten nur 2:2 stand, reagierte Machulla und griff erstmals zur eigentlich ungeliebten Variante mit dem siebten Feldspieler im Angriff. „Wir wollten so die Räume nutzen, die uns Kielce mit seiner 5:1-Deckung ließ“, sagte der SG-Trainer. Außerdem sollten Thomas Mogensen und Kentin Mahé nach dem Ausfall von Lauge etwas Entlastung bekommen. Anders Zachariassen kam als zweiter Kreisläufer, im linken Rückraum spielte nun Simon Jeppsson.Resultat waren noch mehr Chancen für die Flensburger und einige Tore, bei denen Jeppsson mit seinen Assists glänzte – aber eben auch noch mehr Fehlwürfe, vor allem von Steinhauser und Mahé. Erst in den letzten Minuten der ersten Hälfte lief es rund, als die SG einen 7:10-Rückstand egalisierte. Der mögliche Sieg ging in der ersten Viertelstunde nach der Pause verloren. Die Polen hatten ihre Scheu vor dem starken SG-Torhüter Mattias Andersson abgelegt, die Gäste verzweifelten immer noch an Szmal.

Zudem hatte die Flensburger Abwehr alle Hände voll zu tun, um Kielces Schwergewicht am Kreis, Julen Aguinagalde, zu bearbeiten. Der Spanier erzielte selbst kein Tor, riss aber Lücken und holte fast alle Siebenmeter für die Gastgeber heraus, die von Karol Bielecki souverän verwandelt wurden.
Auch der 7:6-Angriff funktionierte nicht mehr so wie anfangs. „Kielce hat das besser verteidigt, wir haben einige schlechte Entscheidungen getroffen“, registrierte Machulla, der deswegen wieder zur gewohnten Angriffsformation überging. Nach 41 Minuten lagen die Flensburger erstmals mit fünf Toren (13:18) zurück. Machulla warf die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch und forderte in der Auszeit „mehr Körpersprache“.

Es fiel noch das 19:13 für Kielce, danach aber ging es langsam wieder aufwärts. Die SG bewies ihre gute Moral und dass sie im Grunde die Mannschaft mit der höheren Qualität ist. Glandorf kam endlich in Schwung, die Abwehr stand weiterhin solide. Der Rückstand  schrumpfte, doch dass es noch zum Remis reichen würde, war bis zum Ende fraglich. „Ich freue mich für Marius, dass er dieses Tor gemacht hat, das ist gut für seinen Kopf“, sagte Machulla. „Und ich freue mich für die Mannschaft, dass sie sich am Ende doch noch ein bisschen belohnt hat.“
Rasmus Lauge hatte er am Freitag gern freigegeben, damit der Däne nach der Partie in Göppingen aus Stuttgart direkt nach Hause fliegen konnte. Sabrina Lauge hatte ihren Mann angerufen, es sei nun Zeit. „Sie ist Hebamme und weiß, was Sache ist. Rasmus war bei seiner Frau, wir haben einen Punkt geholt – alles richtig gemacht“, bilanzierte Machulla und freute sich wie die Mannschaft mit dem Kameraden, der nun Vater einer Tochter ist.