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Aalborg Handbold

Im „Willy Brandts Vej 31“ in Aalborg blickt man dieser Tage häufiger nach Deutschland. Die Geschäftsstelle von Aalborg Handbold beschäftigt sich weniger mit dem prominenten Namensgeber der Straße als vielmehr mit den Planungen für die neue VELUX EHF Champions League. Der dänische Meister muss sich neben anderen Top-Teams gleich mit zwei Bundesligisten messen und reist zum Auftakt ins vier Stunden entfernte Flensburg. „Die VELUX EHF Champions League ist eine wichtige Plattform für unseren Klub und unsere Partner“, erklärt Klubdirektor Jan Larsen. „Wir wollen unter die besten Sechs der Gruppe, um noch weitere Spiele auf höchster Ebene zu erreichen.“ Das Ziel scheint nicht zu hoch gegriffen zu sein. Die Aalborger sind zum vierten Mal für die europäische Königsklasse qualifiziert, bislang schafften sie zwei Mal den Sprung ins Achtelfinale.

Sander Sagosen spielte von 2014 bis 2017 für Aalborg.

Die Meriten des nordjütländischen Handballs können sich sehen lassen. Erst 2001 erfolgte der Aufstieg in die dänische Erstklassigkeit, wo sich die Ballwerfer aus der 100.000 Einwohner zählenden Stadt rasch etablierten. Zunächst noch als „AaB“, seit 2011 lautet die Firmierung „Aalborg Handbold A/S“. Der größte Tag in der Vereinschronik ist zweifelslos der 29. Mai 2010. 5000 Zuschauer erlebten ein dramatisches drittes und alles entscheidendes Finalspiel gegen KIF Kolding. Nach dem Siebenmeterwerfen war die erste dänische Meisterschaft perfekt. 2013 gelang die Wiederholung – und im Frühjahr glückte Streich Nummer drei.

Der überragende Mann war der Norweger Sander Sagosen. Er kam 2014 als 18-jähriges Edeltalent, nun wechselte er als Vize-Weltmeister zu Paris Saint-Germain. Mit seinem neuen Klub schaute das filigrane Rückraumass während der Vorbereitung an alter Wirkungsstätte vorbei. Der Gast siegte deutlich mit 35:25. Im Gegenzug konnte Aalborg einen Rückkehrer aus der französischen Millionenmetropole präsentieren: Jesper Meinby, ein 30-jähriger Linkshänder. Er spielte allerdings nicht für PSG, sondern war der Torjäger eines Pariser Zweitliga-Vereins. Echte Handball-Stars kann man sich mit einem Etat von rund 2,5 Millionen Euro nicht leisten.

Arnor Atlason ist der Rückraummotor.

Als Ersatz für Sander Sagosen lotsten die Verantwortlichen neben dem Halblinken Andreas Holst den Kroaten Lovro Jotic in den Norden Dänemarks. Der 22-Jährige erzielte in der letzten Serie der VELUX EHF Champions League 19 Treffer für den RK Zagreb, unterschrieb nun einen Zwei-Jahres-Vertrag in Aalborg. „Ich stellte nur eine Bedingung für meine Wohnung“, schmunzelt Lovro Jotic. „Der Balkon war ein Muss, weil wir Kroaten es lieben, draußen zu sitzen und eine Tasse Kaffee in der Sonne zu genießen.“ Die Hauptlast in der Rückraum-Zentrale wird aber wohl der Isländer und Kapitän Arnor Atlason (einst SC Magdeburg und SG Flensburg-Handewitt) tragen. Er fungiert als verlängerter Arm von Landsmann und Trainer Aron Kristjansson (einst TSV Hannover-Burgdorf).

Mit Kreisläufer Simon Hald, Linkshänder Martin Larsen und Rechtsaußen Patrick Wiesmach bietet Aalborg drei Spieler auf, die im erweiterten Kader der dänischen Nationalmannschaft stehen. Die erste Garde spielt durchweg bei finanzstärkeren Klubs im Ausland. Reagieren musste der Klub auf der Linksaußen-Position, nachdem der ungarische Vizemeister Pick Szeged den Isländer Stefan Sigurmannsson verpflichtet hatte. Nachfolger wurde der 26-jährige Norweger Sebastian Barthold.

Aron Kristjansson trainierte einst die isländische Nationalmannschaft.

Das neue Kollektiv suchte zuletzt nach seiner Form. Im Supercup setzte es gegen den dänischen Pokalsieger Skjern eine empfindliche 17:27-Pleite. Keeper Mikael Aggefors verhinderte gar Schlimmeres. Sein neuer, alter Torwart-Kollege Sören Pedersen hütet zum dritten Mal in seiner Karriere das Aalborger Gehäuse. „Ich kehre mit mehr Erfahrung und viel Hunger nach Titeln zurück“, erklärte dieser.