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TSV Hannover-Burgdorf

Eine solche Entwicklung hat in den letzten Monaten kein Team der DKB Handball-Bundesliga genommen. Im Frühjahr war die TSV Hannover-Burgdorf in den Tabellenkeller abgestürzt, jetzt zählen die Niedersachsen zur Spitze.

Die schwarze Serie nahm bedrohliche Formen an: Nach dem gewonnenen Rückrunden-Auftakt liefen die „Recken“ von Februar bis Juni vergeblich einem Sieg hinterher. Bei 16 Anläufen glückten nur zwei Unentschieden, sonst jubelten immer die Gegner. Statt einer erhofften Teilnahme am EHF-Cup mussten die Hannoveraner sich glücklich schätzen, dass sie sich in der Hinrunde ein Polster aufgebaut hatten. Andernfalls hätten sie in das Gras des Abstiegs beißen müssen. Die neue Saison begann am 31. August gleich mit einem Erfolgserlebnis: Die TSV Hannover-Burgdorf schlug ausgerechnet die SG Flensburg-Handewitt mit 32:29. Dieser Husarenstreich blieb keine Eintagsfliege, sodass sich die niedersächsische Nummer eins im Spitzenbereich einnistete.

Goalgetter Casper Mortensen.

Auf dem Weg zurück in die Erfolgsspur musste an den Stellschrauben gedreht werden. Nach einer kurzen Analyse trennten sich die Niedersachsen im Sommer vom glücklosen Trainer Jens Bürkle. Mit dem Spanier Carlos Ortega fanden sie offenbar den perfekten Nachfolger. „Er hat eine klare Idee, wie man Handball spielt, und versucht, sie zu vermitteln“, sagt TSV-Geschäftsführer Benjamin Chatton. Zusammen mit Co-Trainer Iker Romero, der aus seinen Berliner Zeiten Bundesliga-Erfahrung mitbrachte, vermittelte Carlos Ortega in Hannover wieder den Handball-Spaß und verordnete eine zupackende Defensive.

Vorne liefen vor allem Linkshänder Kai Häfner und Spielmacher Morten Olsen immer wieder zur Höchstform auf. In deren Windschatten mauserte sich der dänische Linksaußen Casper Mortensen zum Goalgetter. „Ich sehe für uns noch weitere Entwicklungsmöglichkeiten“, sagt Kai Häfner, der selbst seinen Vertrag bis 2020 verlängerte. „Wir haben in den nächsten Jahren eine spannende Mannschaft, mit der wir einiges erreichen können.“ Auch jetzt ist das Kollektiv bereits stark genug, um längerfristige Ausfälle wegzustecken: Das spielstarke russische Rückraumass Pawel Atmann etwa ist wegen einer Fuß-Blessur noch gar nicht an der neue Wirkungsstätte Hannover angekommen.

Europameister Kai Häfner.

Seit dem Wechsel aus der Swiss-Life-Hall, der altehrwürdigen Stadionsporthalle, spielen die „Recken“ auch in puncto Heimspielort in der Spitzenklasse mit. 9000 Interessierte passen in die moderne TUI-Arena. Der neue Videowürfel hängt am Hallendach, die riesige Halle hat großes Flair. Nur der Zuschauerschnitt könnte ein bisschen höher sein. 4200 Fans strömten bislang ins große Rund. „Bei der Stadionsporthalle hätten dann aber 200 Zuschauer auf der Straße gestanden“, erwidert Benjamin Chatton Umzugskritikern.

Der TSV-Geschäftsführer hat klein angefangen in Hannover. Als er vor sechs Jahren bei der TSV einstieg, war der studierte Sportmanager aus Helmstedt offiziell der erste und einzige Angestellte des Klubs. Mit ihm an der Spitze ging es voran. „In der Verwaltung gibt es mittlerweile sechs Mitarbeiter“, sagt Benjamin Chatton voller Stolz. Der Manager will den Klub unter den besten zehn Mannschaften in Deutschland etablieren. „Bei der Leistungsdichte, die wir heute in der Bundesliga haben, lässt sich so etwas schwer planen“, sagt er. „Da entscheiden über die ganze Saison manchmal nur fünf, sechs Punkte, ob man am Ende Sechster wird oder Elfter.“