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Bergischer HC

Platz zwölf und die erstmalige Teilnahme am REWE Final Four stimmten die Verantwortlichen beim Bergischen HC zuversichtlich, sich weiter in der DKB Handball-Bundesliga zu etablieren. Doch die Westdeutschen knabbern noch immer an einer Niederlagenserie aus der Hinrunde und stehen mit dem Rücken zur Wand.

Moritz Preuss im Nationaltrikot.

Es wurde Tacheles geredet. Die 17 technischen Fehler, die sich letztendlich zur 22:27-Niederlage bei Aufsteiger GWD Minden summierten, wollten die Verantwortlichen nicht unkommentiert stehen lassen. „Wir haben die Zweikämpfe nicht so geführt, wie es nötig ist“, klagte BHC-Coach Sebastian Hinze. „Zu früh wurde die Verantwortung weiter geschoben, noch bevor wir den zweiten Abwehrspieler binden konnten.“ Beirat Jörg Föste tobte: „Die erste Halbzeit war die schlechteste der ganzen Saison. Man wird mit so einer Leistung kein Spiel mehr gewinnen können.“

Die Pleite in Westfalen war ein Rückschlag für den Bergischen HC, der sich in den letzten Wochen berappelt hatte. Denn Anfang Februar sah es schon wesentlich schlechter aus. Mit 5:31 Punkten und als Tabellenletzter hatten sich die Westdeutschen in die WM-Pause verabschiedet. Danach setzte es mit einer herben 26:35-Heimschlappe gegen den TVB 1898 Stuttgart die zwölfte Niederlage in Folge. Nicht wenige erwarteten, dass auf einer Sonder-Pressekonferenz die Beurlaubung von Sebastian Hinze verkündet werden würde.

Viktor Szilagyi beendete eigentlich im Juni seine Karriere.

Zudem deutete im Kader vieles auf Auflösungserscheinungen hin. Keeper Björgvinn Gustavsson kehrt in seine isländische Heimat zurück. Der jüngst in die DHB-Auswahl berufene Moritz Preuss und der österreichische Linkshänder Maximilian Hermann werden zum Liga-Konkurrenten VfL Gummersbach wechseln. Rückraumspieler Alexander Oelze verabschiedete sich vorzeitig zum designierten Zweitliga-Aufsteiger Neusser HV. Linksaußen Christian Hoße geht nach einer ganzen Dekade von Bord.

Die BHC-Fans waren nervös, registrierten dann aber auch erfreuliche Meldungen. Der isländische Rechtsaußen Arnor Gunnarsson verlängerte gleich bis 2021. Ein halbes Dutzend Neuzugänge ging ins Netz. Nach Bastian Rutschmann (FA Göppingen), Csaba Szücs (TSV Hannover-Burgdorf), Milan Kotrc (Dukla Prag), Max Darj (HK Alingsas) und Maximilian Bettin (Bayer Dormagen) unterschrieb Linus Andersson einen Zwei-Jahres-Vertrag. Der 26-jährige Schwede kommt mit der Empfehlung, in bislang 263 Spielen für den Rekordmeister Redbergslid Göteborg 1166 Tore erzielt zu haben. Nur Handball-Legende Stefan Lövgren erreichte in der über 100-jährigen Vereinsgeschichte einen besseren Wert. „Mein Traum war es schon immer, im handballverrückten Deutschland zu spielen", erklärte die Rückraum-Hoffnung.

Verlängerte bis 2021: Arnor Gunnarsson.

Derweil erhielt Sebastian Hinze Rückendeckung vom Vorstand. Und siehe da: Die Totgesagten leben noch. Ein sensationeller Auswärtssieg bei den Füchsen Berlin leitete eine Wende ein. Ein Pflichtsieg gegen Schlusslicht Coburg, ein erkämpfter Triumph im Vier-Punkte-Spiel von Lemgo und zuletzt ein überzeugender Sieg gegen Göppingen ließen den Bergischen HC wieder in Sichtweite des rettenden Ufers kommen. Eine personelle Hiobsbotschaft mussten die Westdeutschen allerdings auch verkraften: Der österreichische Rekordnationalspieler Viktor Szilagyi hatte seine Karriere eigentlich beendet und als Sportlicher Leiter eine neue Aufgabe gefunden, dann ließ er sich zu einem Comeback überreden – bis ihn in Berlin eine schwere Verletzung stoppte. Die erschütternde Diagnose: Riss des vorderen Kreuzbandes, des Innenbandes und einen Bruch des Schienbeinköpfchens im linken Kniegelenk.