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Die Löwen-Serie spricht für Flensburg

(sh:z; Jan Wrege) „Ich werde jede Minute genießen. Wir sind zum siebten Mal in Folge dabei, darauf bin ich stolz“, sagte Trainer Ljubomir Vranjes nach dem Abschlusstraining der SG Flensburg-Handewitt zum Final Four um den deutschen Handball-Pokal. Dass er zum vielleicht letzten  Mal am Top-Event in Hamburg teilnimmt, spielt für den Schweden, der im Sommer nach Ungarn wechselt, emotional keine Rolle: „Das schalte ich aus, ich lebe im Heute.“

Der Blick zurück erzählt aber eine Menge: Da gerät die SG Flensburg-Handewitt in die Favoritenrolle zumindest für das heutige Halbfinale um 17.30 Uhr gegen die Rhein-Neckar Löwen. Was bei einem SG-Sieg dann am Sonntag (14.30 Uhr) im Endspiel gegen den THW Kiel oder den DHfK Leipzig (Halbfinale heute um 14.30 Uhr) werden würde, steht auf wieder auf einem anderen Blatt. Erst einmal die Mannheimer, bislang die tragischen Figuren beim Hochamt des deutschen Handballs: Neun Mal beim Final Four, neun Mal mit leeren Händen aus Hamburg abgereist. Allein die Flensburger haben die Löwen vier Mal im Halbfinale erlegt, zuletzt drei Mal hintereinander. Das Los war gnadenlos und stellt die kuriose Serie nun erneut auf den Prüfstand.

Eine Pokalwette auf den deutschen Meister scheint nicht empfehlenswert, zumal auch die beiden letzten Ligaspiele an die SG gingen. Das Aus in der Champions League gegen den THW Kiel dürfte das Selbstbewusstsein der Rhein-Neckar Löwen nicht gestärkt haben. Überdies  fällt mit Andreas Palicka ihr zuletzt bester Torhüter aus. Mikael Appelgren steht nur noch der Nachwuchskeeper Lucas Bauer zur Seite.
Alles Betrachtungen, die sich Vranjes nicht gestattet: „Es ist ein neues Spiel gegen eine der besten Mannschaften in Europa“, sagte der SG-Coach, der das Training gestern unplanmäßig um fast eine halbe Stunde ausdehnte. Es gab wohl doch noch einiges auszuarbeiten. „Eigentlich gibt es nicht viel Neues bei den Löwen, nur ein paar Details, ein, zwei Bewegungen, die sie vorher nicht gemacht haben. Wir sind gut vorbereitet“, meinte Vranjes, der natürlich nicht verriet, wie er Andy Schmid begegnen will, um den bei den Mannheimern alles kreist. „Er ist der Kopf, übernimmt unglaublich viel Verantwortung. Aber wir dürfen auch Kim Ekdahl du  Rietz, Alexander Petersson und Mads Mensah nicht vergessen.“

Eine seiner Hauptsorgen betrifft ohnehin die eigene Mannschaft. Die ist nämlich komplett. Das bedeutet 14 Plätze für 18 Akteure. „Das ist eine Hammer-Aufgabe für einen Trainer, denn alle wollen spielen“, sagte Vranjes. Es werde wieder Entscheidungen geben, die nicht alle verstehen, „denn ich kann nicht alles erklären“. Nachträglich erläuterte er aber, warum zum Beispiel Kentin Mahé und Petar Djordjic vorigen Sonntag im Rückspiel gegen Meschkow Brest nicht zum Einsatz kamen. „Sie passten nicht zur Abwehr, und ich suche immer nach dem Optimum“, sagte Vranjes. So darf man gespannt sein, wer heute gegen die Löwen passt.

Wenn es für das Finale reicht, hätte die SG ein großes Plus gegenüber der Vergangenheit. Die Kraft sollte auf jeden Fall reichen. Im Vorjahr lagen gerade einmal 70 Stunden zwischen einem beinharten und demoralisierenden Champions-League-Kampf in Kielce und dem Final Four. „Das war einfach zu hart für uns“, sagte Vranjes, dem diesmal eine ganze Woche Ruhe blieb. Solchen Vorbereitungen folgten meistens Flensburger Erfolge.