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Bunter Rahmen für den Kantersieg

(sh:z) Vielleicht war das Spiel nicht immer besonders attraktiv, aber die SG Flensburg-Handewitt hat den SC DHfK Leipzig, immerhin Tabellensechster, sicher mit 31:23 (14:10) distanziert. Zudem sorgten etliche Randgeschichten für Kurzweile – mit unterschiedlichen Akteuren im Mittelpunkt. Da gab Gästecoach Christian Prokop im Presseraum, der sonst nur bei Derbys so gut besucht ist, sein Interesse am Bundestrainer-Job bekannt. Da nahm der Hollingstedter Bruno Krüger, der schon Handball-Fan war, als sich noch die SG Weiche-Handewitt und der TSB Flensburg duellierten, ein besonderes T-Shirt entgegen. Damit kürte der Bundesligist seinen zweimillionsten Zuschauer, der seit 2001 die Spiele in der Flens-Arena besuchte.

Und nach dem Spiel strahlte ein Spieler ganz besonders: Anders Zachariassen. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke hatte verkündet, dass der dänische Kreisläufer bis 2019 in Flensburg spielen wird. Der 25-Jährige wirkte gerührt. „Es ist immer ein überragendes Gefühl“, verriet er später, „wenn die Zuschauer so toll auf jede offizielle Personalmeldung reagieren.“ Anders Zachariassen und seine Freundin Kristina, der er einen Blumenstrauß mit nach Haus bringen konnte, hatte schon seit Dienstag letzter Woche die Gewissheit, bei der SG einen „Traum“ weiterzuleben. Da die Derby-Niederlage gegen den THW Kiel stimmungsmäßig nicht geeignet war, verschoben die Verantwortlichen die Bekanntgabe dieser Vertragsverlängerung kurzerhand um eine Woche. „Nun will ich allen zeigen, dass die Entscheidung richtig war“, erklärt der Däne. „Ich spüre, dass in mir noch mehr steckt.“

Die lange Pause nach einem Kreuzbandriss vor gut einem Jahr ist abgehakt. Gegen Leipzig hatte Anders Zachariassen seine Spielanteile jeweils gegen Ende beider Halbzeiten. Zwei Tore vom Kreis glückten ihm, und im Mittelblock der Abwehr erfüllte er seine Aufgaben. Überhaupt lobte SG-Trainer Ljubomir Vranjes seine Defensive und Torhüter Mattias Andersson: „Da haben wir fast 100 Prozent erreicht.“ Warum „fast“? Abwehrchef Tobias Karlsson: „In Eins-gegen-Eins-Situationen passieren immer mal ein paar Fehler, sicherlich meint Ljubo das. Unseren taktischen Plan haben wir aber voll durchgezogen.“

Nicht so gute Noten verteilte Ljubomir Vranjes für den Angriff, speziell für die Chancenverwertung. Der Coach zeigte aber auch Verständnis. „Das war das Pflichtspiel Nummer 24 in dieser Saison, da ist bei einigen die Müdigkeit in den Köpfen“, erklärte er und erwähnte elf vergebene Würfe, bei denen einer seiner Schützlinge völlig frei vor dem Keeper aufgetaucht war. „Die Konzentration müssen wir verbessern.“

Die schlechteste Quote hatte ausgerechnet Olympiasieger Lasse Svan: nur ein Tor bei acht Versuchen. „Das ist so eine Sache mit den besonderen Spielen“, sagte der Rechtsaußen etwas verlegen. Als im Oktober seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag gelandet war, ging gegen Barcelona einiges schief, nun brachte sein 400. Einsatz im SG-Trikot kein Glück. „Zumindest haben wir klar gewonnen, da kann man wieder lachen“, schmunzelte Lasse Svan. „Die Zahl meiner Assists habe ich immerhin verbessert.“ Mehr als einmal nutzte Anders Eggert die Abpraller und polierte seine Bilanz auf stolze zwölf Treffer.

Auf den Rängen sangen die Fans: „Deutscher Meister wird nur die SGW!“ Doch auch Tabellenführer THW Kiel ließ nichts anbrennen, siegte souverän in Melsungen. Ein Dreikampf mit den Rhein-Neckar Löwen wird immer wahrscheinlicher, bei dem jeder Sieg, ja sogar jeder Treffer wichtig sein kann. Das hat Ljubomir Vranjes längst verinnerlicht. Als er 40 Sekunden vor Schluss beim Stande von 31:23 noch eine Auszeit nahm, wunderten sich viele. „Ich wollte unbedingt ein Tor!“, verriet er später. „Denn ein einziges Tor kann die Meisterschaft entscheiden.“