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GWD Minden

Der Fahrstuhl soll am liebsten in der Weser abtauchen. In den letzten fünf Jahren feierte GWD Minden zwei Mal den Aufstieg, allerdings musste zuvor auch jeweils ein Abstieg verdaut werden. Nach der Rückkehr haben sich die Westfalen vorgenommen, sich in der DKB Handball-Bundesliga zu etablieren. Nach dem ersten Saisondrittel stehen die Chancen auf den Klassenerhalt gut.

Rechtsaußen Aleksandar Svitlica.

Am 13. Mai brach Jubel im Erzgebirge aus. GWD Minden hatte gerade mit 31:27 in Aue gewonnen und damit letzte Zweifel am Aufstieg beseitigt. Damit war das bislang letzte Kapitel einer langen Chronik geschrieben. In den letzten Dekaden sprachen die Menschen auf dem Marktplatz der 80.000-Einwohner-Stadt immer wieder über die Husarenstreiche ihrer Ballwerfer. Als der Klub noch als GW Dankersen firmierte, landete sogar zwei Mal die Meisterschaft in der Vereinsvitrine. Besonders spektakulär war der erste Titel von 1971. Wenige Monate zuvor hatten die Grün-Weißen einen Schock zu verdauen: Spieler-Ikone Herbert Lübking war vom benachbarten Kreisligisten TuS Nettelstedt mit einer beruflichen Perspektive abgeworben worden. Die Mannschaft musste sich neu finden und rauschte nach einem Fehlstart zum Titel.

Die gute Nachwuchsarbeit und die privilegierte Stellung in der Handball-Region waren damals die Hauptfaktoren für den Erfolg. Im heutigen Profisport ticken die Uhren anders. Bis auf den rechten Flügel, wo der Montenegriner Aleksandar Svitlica den Ton angibt, kann GWD eine Sieben zusammenstellen, die sich in der FLENS-ARENA sicherlich wohl fühlen wird: Im Kader stehen acht Skandinavier, darunter allein fünf Schweden.

Linkshänder Christoffer Rambo.

Auch für diese Saison fischten die GWD-Verantwortlichen nicht nur am Weserufer, sondern auch in nordischen Gewässern. Im schwedischen Eskilstuna entdeckten sie den Halblinken Helge Freiman, im dänischen Sonderborg den norwegischen Kreisläufer Magnus Gullerud. Besonders wertvoll ist die schwedische Oldie-Achse: Sie besteht aus dem 40-jährigen Abwehr-Strategen Magnus Jernemyr und dem 37-jährigen Spielmacher Dalibor Doder. „Diese beiden sind unser Herzstück und für mich wie ein Spieler“, schmunzelte Trainer Frank Carstens. „Wir werden keinen finden, der so deckt wie Magnus und der gleichzeitig im Angriff so stark ist wie Dalibor.“ Zuletzt plagte sich Magnus Jernemyr wie auch der norwegische Linkshänder Christoffer Rambo mit einer Verletzung herum.

Passend zum skandinavischen Flair reiste GWD in der Vorbereitung nach Südschweden. Beim Beachhandball-Festival von Ahus trafen die Westfalen auch auf die SG Flensburg-Handewitt. Dort haderte Frank Carstens bereits mit einigen personellen Problemen. Das Rückraum-Eigengewächs Florian Freitag laborierte noch an den Folgen einer Fuß-Blessur, schaffte letztendlich aber pünktlich zum Saisonstart den Einstieg in den Spielbetrieb. Magnus Gullerud musste sich nach einer Rückenverletzung etwas länger gedulden und feierte erst Ende Oktober sein GWD-Debüt. Das größte Sorgenkind bleibt der slowenische Goalgetter Nenad Bilbija, der sich nach einem Kreuzbandriss im Februar weiterhin in Geduld üben muss.

Angriffsmotor Dalibor Doder.

Das Pech der anderen, war das Glück von Miladin Kozlina. Der Vertrag des slowenischen Hünen sollte eigentlich auslaufen, wurde dann im August doch verlängert. Die personellen Schwierigkeiten und ein fehlender spielerischer Glanz in der letzten Serie dämpften die Erwartungshaltung der Fans. „Das muss für uns nicht schlecht sein“, meint Frank Carstens. „So können wir nur positiv überraschen.“ Bislang scheint sich diese Aussage zu bestätigen.