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FA Göppingen

Das Frühjahr war rauschend und grün-weiß. FA Göppingen gewann zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte den EHF-Cup und schaffte es als Tabellensechster zum zweiten Mal in Folge ins obere Tabellendrittel. Die aktuelle Saison zeigte bislang allerdings eher Krisensymptome.

Von dieser Sause schwärmen die Protagonisten beim schwäbischen Traditionsverein noch immer. Als der Mannschaftsbus am Pfingstmontag nach einer 1100 Kilometer langen Fahrt an der Göppinger EWS-Arena einrollte, staunten die Spieler nicht schlecht: Fans hatten den Parkplatz zur Party-Meile umfunktioniert und bereiteten ihren Europacup-Helden einen begeisternden Empfang. Es gab Grillwurst und Kaltgetränke. Mittendrin stand der „Pott von Nantes“. Eine Region war stolz auf ihr sportliches Aushängeschild, das bereits in den 50er Jahren der nationalen Spitze angehörte.

Schwedischer Rechtsaußen: Anton Halén.

Rund fünf Monate später ist der Jubel verflogen. Frisch Auf startete schlecht. Gleich am ersten Spieltag der Schock: ein 23:34 gegen Hannover. Auch danach taumelten die Süddeutschen durch die tieferen Gefilde der DKB Handball-Bundesliga. Die Kritik nahm zu und landete bisweilen unter der Gürtellinie, sodass die Vereinsführung mit einem offenen Brief reagierte. Zuletzt zitterten sich 4400 Zuschauer zu einem 31:27-Erfolg gegen Aufsteiger und Schlusslicht Coburg. Zur Pause hieß es noch 14:16 für den Außenseiter. „Das war ein schweres Spiel, ich bin richtig froh, dass wir zwei Punkte gewonnen haben“, atmete FA-Trainer Magnus Andersson tief durch. „Wir hatten viel Unruhe, die ich nicht erklären kann.“ Gerade der Angriff wirkte oft verkrampft, agierte fehlerhaft und nicht schnell genug.

Die größten Probleme taten sich auf der Spielmacher-Position auf. In der letzten Serie hatten die Schwaben noch drei Akteure für diese zentrale Funktion, in den ersten Wochen der neuen Saison gar keinen. Es musste improvisiert werden, auch der ehemalige SG Halblinke Lars Kaufmann musste manchmal in eine ungewohnte Rolle schlüpfen. Michael Kraus hatte keinen neuen Vertrag erhalten und wechselte zum Nachbarn TVB 1898 Stuttgart. Zarko Zesum und Tim Kneule laborierten an Sprunggelenks-Blessuren. Gegen Coburg steuerte Zarko Sesum, der beim Triumph von Nantes zum besten Spieler des Turniers gekürt worden war, erstmals wieder die Offensive.

Lars Kaufmann: zurück an alter Wirkungsstätte.

Mit diesen Schwierigkeiten hatte zu Beginn der Vorbereitung niemand gerechnet. Aufsichtsratschef Ulrich Weiß formulierte in einem Interview das Ziel „unter die ersten Vier“, Manager Gerd Hofele relativierte, sprach von „sieben Mannschaften, die um die Plätze vier bis zehn spielen“. In jedem Fall glaubte man in Schwaben an den Vorteil, auf eine eingespielte Mannschaft setzen zu können. Neben Michael Kraus ließ man nur zwei Linkshänder ziehen: Felix Lobedank wechselte ebenfalls nach Stuttgart, der Vertrag von Kévynn Nyokas wurde nach Verletzungen und Unstimmigkeiten aufgelöst. Mit Jens Schöngarth und Adrian Pfahl, der bereits im Winter von insolventen HSV Hamburg gekommen war, konnte die rechte Rückraumposition wieder adäquat besetzt werden.

Die Vorfreude der Fans war groß. 3350 Dauerkarten bildeten einen neuen Rekord in der Vereinshistorie. Bislang wurden die Erwartungen nicht erfüllt. Noch gar nicht begonnen hat das Projekt „Titelverteidigung“. In Kürze steigt Göppingen mit zwei Duellen gegen Pfadi Winterthur in den EHF-Cup ein. Vielleicht gibt es im nächsten Frühjahr doch wieder etwas zu feiern…