Stripes
Stripes
Archiv

Nach der Pause war die SG machtlos

(sh:z; Jan Wrege) „Sportlich stand für die SG Flensburg-Handewitt beim Vorrundenfinale der Champions League in Veszprem nichts mehr auf dem Spiel. Auch ein Sieg hätte dem Spitzenreiter der Handball-Bundesliga in den nun anstehenden K.o.-Runden keinen entscheidenden Vorteil verschafft. „Es gibt keinen leichten Weg nach Köln“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke nach dem „Endspiel“ um Platz drei in der Gruppe A, das mit 34:28 (17:18) an die Ungarn ging.

Die Flensburger treffen jetzt im Achtelfinale voraussichtlich am 26. März auswärts und am 2. April zuhause auf den weißrussischen Club Meshkov Brest und – sofern dies erfolgreich ausgehen sollte – danach auf den HC Vardar Skopje, der als Sieger der Gruppe B direkt ins Viertelfinale gelangt. Veszprem hat als Gruppendritter den Weg über Zagreb und Titelverteidiger Kielce (oder Montpellier) „gewonnen“, was auch nicht einfach aussieht.

Dennoch hätte Ljubomir Vranjes am Sonnabend gern an seiner künftigen Wirkungsstätte triumphiert. Das wurde an der Marschroute des SG-Trainers deutlich. Er setzte an einem der wenigen Schwachpunkte des ungarischen Teams an: „Wir wollten viel laufen.“ Das klappte zunächst gut. Veszprems Stars – fast alle groß und schwer – schmeckte der   Hochgeschwindigkeits-Handball gar nicht. Zu behäbig war ihr Rückzugsverhalten, während die Gäste Gegenstoß und schnelle Mitte nahezu perfekt spielten. Auch im Standardangriff sechs gegen sechs hatte die SG Vorteile. Neben Vranjes wollte auch Kentin Mahé beweisen, dass Veszprem in ihm einen guten Fang gemacht hat. Der Franzose, der 2018 nach Ungarn wechselt, war in den ersten 30 Minuten der dynamischste Angreifer der SG.

„Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, viele Konter gelaufen und das Tempo so bestimmt, wie wir es wollten“, meinte SG-Rückraumspieler Rasmus Lauge, der zeitweise als auch halbrechts für Entlastung von Holger Glandorf sorgte. Allerdings hatte es die Flensburger Deckung schwer, den Angriff der Ungarn zu stoppen. Spielmacher Mate Lekai, Linkshänder Laszlo Nagy, der Halblinke Momir Ilic oder auch Kreisläufer Andreas Nilsson zeigten ihre überragende Qualität. „Da hatten wir Probleme“, sagte Vranjes. Die engagierte Abwehrleistung der SG musste mit Zeitstrafen bezahlt werden. Das half den Ungarn, Kontakt zu halten. So auch gegen Ende der ersten Hälfte, als ein 18:15-Vorsprung der SG  auf 17:18 schrumpfte, während Anders Zachariassen und Lasse Svan gleichzeitig auf der Strafbank saßen.

Hinzu kam, dass die SG-Torhüter diesmal kaum ein Rolle spielten. Mattias Andersson hielt  einige wichtige Bälle, kam aber nicht auf seine gewohnte Quote. Ebenso erging es Kevin Möller. Hier hatte Veszprem nach der Pause ein deutliches Plus: Routinier Mirko Alilovic ließ nur noch zehn SG-Treffer zu und wurde zu einem der Matchwinner.

Überdies hatte Trainer Xavier Sabate in der Pause die richtigen Worte gefunden. Veszprem wirkte aggressiver und entschlossener, war deutlich schneller auf den Beinen. Ein 4:0-Lauf der Gastgeber direkt nach Wiederbeginn zum 21:18 (36.) brachte die Wende im  Spiel. Bis  zur 45. Minute blieb die SG noch leidlich auf Tuchfühlung (25:27), doch danach waren die Ungarn nicht mehr zu halten. „Wir hatten viel Respekt vor Flensburg, das zu den stärksten Mannschaften der Welt gehört. Es war ein Spiel auf hohem Niveau, das  wir verdient gewonnen haben“, meinte Sabate, ziemlich erleichtert, aus dem Duell mit seinem Nachfolger  als Sieger hervorgegangen zu sein.