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Gut gespielt – schlecht geworfen

(sh:z; Jan Wrege) Es hat nicht ganz gereicht für die SG Flensburg-Handewitt beim FC Barcelona. Spielerisch hielt der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga gestern Abend beim Rekordsieger der Champions League locker mit, scheiterte aber immer wieder am überragenden Torhüter Moreno Perez de Vargas. Und so ging die Partie der Gruppe A für die SG mit 23:26 (12:14) verloren. Dennoch haben es die Flensburger weiterhin in der Hand, Rang vier zu verteidigen und eventuell den dritten Platz anzugreifen, um ihre Ausgangsposition für das bereits erreichte Achtelfinale der Königsklasse zu verbessern.

Bitter aus Sicht der Gäste: Sie hatten in Kevin Möller ebenfalls einen Torhüter von Weltklasse, der bei der Anzahl der Paraden den Barca-Keeper sogar noch ausstach: 25/1 zu 18. Die Gastgeber werden dies aufmerksam registriert haben, denn angeblich soll der FC Barcelona ein Auge auf den dänischen Torhüter geworfen haben, der bei der SG noch bis 2018 unter Vertrag steht. „Ich freue mich riesig für Kevin Möller. Ich hätte mir gewünscht, dass die Mannschaft für ihn im Angriff mehr ’reinsteckt“, sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. Schon in einer Auszeit hatte der Schwede gemahnt: „Das ist nicht okay gegenüber Kevin." Gemeint war die unterirdische Wurfquote und die Vielzahl an technischen Fehlern, die der SG im Angriff unterliefen. Es half nichts. Knackpunkt im Spiel waren die 10:39 Minuten nach der Pause, in denen die Flensburger ohne Torerfolg blieben. Barcelona zog in dieser Phase auf 18:12 davon. Das war gegen den Tabellenführer der Gruppe A eine zu hohe Hypothek.

Grundsätzlich war der taktische Plan von Vranjes aufgegangen. Tempo kontrollieren, lange Angriffe mit schnellen Ballstafetten – so brachte die SG die spanische Abwehr in Bewegung, was den Riesen Viran Morros und Kamil Syprzak im Mittelblock nicht behagte. So ergaben sich zahlreiche Chancen, die sich jedoch teils durch Pech (vier Holztreffer), teils durch Unvermögen zerschlugen. Dazu kamen etliche vermeidbare Ballverluste.

Vranjes gaben die Konzentrationsmängel zu denken. Die vielen Wechsel könnten ein Grund  dafür sein. „Wir müssen die Belastung verteilen. Aber wenn ein Spieler weiß, ich komme bald wieder raus, kann sich das auswirken“, meinte der SG-Trainer. Allein, er kann angesichts des Ausfalls von drei Stammkräften (Karlsson, Mogensen, Jakobsson) nicht  anders: Auch ein Sieg in Barcelona hätte die SG in der CL noch nicht viel weitergebracht, und am Mittwoch wartet schon wieder ein Bundesliga-Auswärtsspiel in Minden. Vranjes hatte daher ohne Holger Glandorf angefangen, dafür mit den Rechtshändern Rasmus Lauge, Jim Gottfridsson und Kentin Mahé im Rückraum, Anders Zachariassen am Kreis sowie Hampus Wanne und Bogdan Radivojevic auf den Außenpositionen. Später kamen alle weiteren Feldspieler zum Einsatz. Unglücklich sah dabei der Halblinke Petar Djordjic aus, der zweimal traf, aber gerade in der kritischen Phase nach der Halbzeit zahlreiche Fehler produzierte.

Kämpferisch muss sich die SG nichts vorwerfen lassen. Nach dem Sechs-Tore-Rückstand gab sie nicht auf und verkürzte wieder bis auf 16:18. Zur Wende reichten die Ressourcen nicht. Mit Robin Breitenfeldt feierte in der Schlussphase wieder ein Youngster sein Debüt. Der 19-Jährige trat selbstbewusst auf, doch auch er scheiterte bei einer guten Chance an Perez de Vargas – und Vranjes raufte sich die Haare.