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Auftakt mit Weltklasse-Gegner

(sh:z; Jan Wrege) Mehr geht nicht: Neben Paris St. Germain ist der ungarische Meister Telekom Veszprem die wohl weltbeste Handball-Mannschaft – zumindest, wenn man  den Kader betrachtet. Drei Nationalteams ließen sich aus dem Personaltableau destillieren – „jede Position ist mindestens doppelt mit Weltklasse besetzt“, urteilt Ljubomir Vranjes. „Die Zuschauer können sich freuen, es ist cool, so viele gute Handballer auf einmal zu sehen“, sagt der Trainer, der heute (17.30 Uhr/Sky) mit der SG Flensburg-Handewitt gegen den Titelfavoriten in die Gruppe A der Champions League startet.

Weniger cool reagiert der Schwede, wenn die Rede auf die Wettbewerbsbedingungen für die Bundesligisten in der Königsklasse kommt. „Die besten Spieler der Welt spielen nicht mehr in der Bundesliga. In Veszprem, Paris oder Kielce verdienen sie 30 bis 40 Prozent mehr, spielen 30 bis 40 Prozent weniger und haben eine längere Karriere. Man muss kein Einstein sein, um zu verstehen, warum sie dorthin gehen“, sagt Vranjes. Kein Verständnis hat er jedoch dafür, dass in der Bundesliga der 16er-Kader nicht durchzusetzen ist. „Man arbeitet gegen die Top-Vereine. Ich weiß nicht, ob man eine deutsche Mannschaft im Final Four der Champions League haben will“, kritisiert der SG-Coach erneut die starre Haltung der HBL-Mehrheit.

Wenigstens auf europäischer Bühne kann er die Belastung auf mehr Schultern verteilen. Dennoch muss er heute wieder einen Akteur auswählen, der nur Zuschauer sein wird, denn Jim Gottfridsson ist wieder spielbereit. „Er wird vielleicht wahrscheinlich zum Einsatz kommen“, drückt sich Vranjes noch etwas unentschlossen aus.

Wen Veszprems Coach Javier Sabate auf das Parkett der Flens-Arena schicken wird, ist kaum vorhersehbar. „Er muss elf  Spieler aussortieren“, sagt Vranjes, für den die Vorbereitung daher nicht einfacher wird, trotz umfangreiche Videoanalysen: „Ich habe kein Muster gesehen, wer spielt.“ Dafür hat er eine  „fantastische  Mannschaft mit viel Routine und enormer individueller Qualität“ gesehen.

Nach dem 10:0-Punkte-Auftakt in der Bundesliga schreckt die SG-Spieler die Herausforderung nicht. Kapitän Tobias Karlsson: „Das ist gleich ein Hammerspiel. Von solchen Spielen kann jeder Junge nur träumen.“ In der vergangenen Saison verlor die SG beide Partien gegen die Ungarn. „Wir haben da richtig gut gespielt, Veszprem war aber überragend“, sagt Vranjes. Karlsson ist überzeugt, dass die SG heute eine Chance hat: „Wir haben aus dem damaligen Spiel gelernt.“

Der Gegner:  Nichts weniger als der Titel in der Champions League ist das Ziel von Telekom Veszprem – wieder einmal. Die letzten zwei Finalspiele hat der Club aus Ungarn verloren, besonders schmerzlich am 29. Mai, als gegen Kielce ein Neun-Tore-Vorsprung verspielt wurde. Das ist die vielleicht einzige Schwäche der Übermannschaften aus Veszprem und Paris: Mangelnde Routine in engen Spielen, die in der Bundesliga zum Alltag gehören. Das Team von Trainer Javier Sabate wurde erneut verstärkt: Zwei Abgängen  (Christian Zeitz/Kiel und Isaias Guardiola/Erlangen) stehen elf Neuzugänge gegenüber, so dass Veszprem für die zahlreichen Spiele in den nationalen Wettbewerben, der osteuropäischen SEHA-Liga und in der CL nun über 27 Akteure verfügt. Marko Kopljar (Barcelona), Gabor Ancsin (Szeged), Dragan Gajic (Montpellier) und Blaz Blagotinsek (Celje) sind die namhaftesten Akteure, die das Staraufgebot um Laszlo Nagy, Momir Ilic, Aron Palmarsson, Chema Rodriguez, Andreas Nilsson und Mirko Alilovic ergänzen.