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„Manchmal liegt so wenig zwischen Triumph und Fiasko“

(sh:z; Jan Wrege) Herr Mogensen, wie beurteilen Sie die Chance der SG Flensburg-Handewitt auf den Gewinn der deutschen Handball-Meisterschaft?
Da müsste man die Rhein-Neckar Löwen fragen, ob sie noch Lust haben, irgendwo zu verlieren. Es liegt nicht in unserer Hand, die Meisterschaft zu entscheiden. Wir haben selbst genug zu tun, das Spiel in Kiel wird schwer genug. Bei den letzten drei Spielen der Löwen ist Wetzlar wohl die einzige Chance, dass sie noch etwas verlieren.

Es ist das sechste Derby gegen den THW Kiel dieser Saison. Fühlt sich das noch an wie etwas Besonders oder ist es nur ein normales Spitzenspiel?
Für mich werden Derbys nie wie ein normales Spiel sein. Es bleibt besonders, es macht Riesenspaß. Es steckt immer etwas mehr Emotion drin als in anderen Spielen.

Wer ist diesmal Favorit?
Wir sind es nicht, Kiel ist es auch nicht. Ich sehe das Derby als völlig offen an.

In den vergangenen Jahren hatte die SG großes Verletzungspech, in dieser Saison hat es Kiel getroffen. Gibt es da Mitgefühl?
Du wünschst keinem Spieler diese Verletzungen. Was Kiel dieses Jahr erwischt hat, ist ein Zeichen, dass wir alle über unserem Limit sind. Es ergibt keinen Sinn, immer mehr und mehr Spiele zu machen. Diese ganzen Knieverletzungen zeigen, dass es zu viel geworden ist. Die Kieler haben auch nicht mehr die Breite wie früher und deshalb dort Punkte gelassen, wo es sonst nicht passiert ist. Trotzdem haben sie noch viele überragende Spieler.

Wenn es für die SG  nicht zur deutschen Meisterschaft reichen sollte, wie werden Sie dann auf diese Saison blicken?
Wenn du einen Titel hast, ist es einfach, zu sagen, die Saison war gut. Uns hat ein Tor zum Final4 der Champions League gefehlt, wir standen im Pokalfinale und hätten vielleicht gegen den SC Magdeburg gewonnen, wenn wir vorher nicht dieses hammerharte Programm mit acht bis zehn schweren Spielen in kurzer Zeit gehabt hätten. Wir sind in der Meisterschaft bis jetzt ganz oben dabei. Das zeigt doch Kontinuität. Manchmal liegt so wenig zwischen Triumph und Fiasko. Mal fehlt eine Sekunde, mal sind es andere Kleinigkeiten. Wir werden jetzt vielleicht bestraft, weil wir elf schlechte Tage im September hatten, als wir gegen Melsungen, Wetzlar und Berlin fünf Punkte verloren haben. Das lag auch daran, dass wir neue Konzepte und neue Spieler einspielen mussten. Insgesamt sage ich aber: Was wir geleistet haben, war super.

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus? Sie haben einiges an Spielanteilen an Rasmus Lauge abgeben müssen. War das ein Problem?
Nein, ich kenne ja meinen Körper. Der ist nicht mehr so wie vor fünf Jahren. Die Regenerationszeiten werden länger, ich muss akzeptieren, dass es nicht mehr in jedem Training zu 100 Prozent reicht. Deshalb ist es gut, dass Lauge auch viel in der Abwehr gespielt hat. In den Jahren davor habe ich sehr viel auf beiden Seiten gespielt. Auf dem Feld gebe ich immer 110 Prozent, obwohl manchmal 80 Prozent besser wären. Aber das kann ich nicht steuern.