Stripes
Stripes
Archiv

Zum Schluss ohne Killer-Instinkt

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Zwei Minuten vor dem Abpfiff mit zwei Toren geführt, am Ende aber nur einen Punkt mitgenommen – Kreisläufer Jacob Bagersted verhinderte mit seinem Ausgleich zum 22:22 (11:9) drei Sekunden vor Schluss, dass die SG Flensburg-Handewitt erstmals seit 2011 wieder beide Punkte vom SC Magdeburg mitnahm. „Wir hatten die Chance, das Spiel zu gewinnen“, meinte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Aber wir haben sie nicht genutzt. Da hat uns der Killer-Instinkt gefehlt.“

Die Gefühle bei den Flensburgern waren nach dem Schlusspfiff zwiespältig. Mit Blick auf die letzten zwei Minuten war das Remis ein Punktverlust, zumal die Gäste diese in Unterzahl zu überstehen hatten. 1:58 Minuten vor Ultimo hatte sich Bogdan Radivojevic nach einem Schulter-Check gegen Michael Damgaard seine dritte Zeitstrafe eingehandelt und durfte sich die letzten 118 Sekunden mit zerknirschter Miene von außen ansehen. „In der Situation war es unnötig, so hinzugehen. Wenn du nicht mehr rechtzeitig hinkommst, bleibst du weg, und wir können den Rest mit Sechs gegen Sechs zu Ende spielen“, meinte Co-Trainer Maik Machulla. Gleichwohl hatten die Flensburger noch drei Angriffe, um ein weiteres, vielleicht entscheidendes Tor zu erzielen. „Aber das haben wir nicht geschafft.“

Beim Blick auf die 42. Minute war das Remis für die SG aber ein Punktgewinn. Da lag der  Tabellenzweite  mit 13:18  zurück. „Durch die vielen Wechsel haben wir nicht den richtigen Spielfluss gefunden. Wir haben zu verkrampft gespielt, zu wenig Druck entwickelt und zu viele einfache Fehler gemacht“, analysierte Machulla. „Das waren mehr Fehler als normal“, meinte auch Vranjes. Eine Ursache dafür mag das Fehlen von Thomas Mogensen gewesen sein. Der Spielmacher war im Abschlusstraining nach einem Wurf mit der rechten Hand auf den Fingernagel eines Mitspielers getroffen und hatte sich dabei einen Riss an einem Finger   zugezogen, der genäht werden musste. Der Däne verfolgte das Spiel lediglich von der Tribüne, „weil wir nichts riskieren wollten“, so Machulla im Hinblick auf das Viertelfinale in der Champions League gegen KS Vive Kielce.

Die Gäste nahmen von der Börde aber auch positive Erkenntnisse mit nach Hause. „Ich bin sehr zufrieden, wie wir uns zurückgekämpft haben“, sagte Vranjes. „Fünf Tore in Magdeburg aufzuholen, ist nicht einfach.“ Ausschlaggebend dafür war eine Umstellung in der Defensive, die bis zum Time Out in der 42. Minute keineswegs instabil gewirkt hatte. Kentin Mahé agierte fortan als Spitze in einer 5:1-Formation und störte den Spielaufbau der Magdeburger empfindlich. „Die  5:1-Defensive hat sehr gut funktioniert“, freute sich Machulla. „Und über das ganze Spiel gesehen haben wir in Abwehr und Angriff offenbar doch vieles richtig gemacht.“

Durch das Unentschieden in Magdeburg sind die Chancen der SG im Titelkampf bei drei Punkten Rückstand auf die Rhein-Neckar Löwen aber nur noch theoretischer Natur. „Die Löwen haben jetzt alle Trümpfe in der Hand“, sieht auch Maik Machulla die Lage realistisch. „Aber die restlichen Spiele müssen noch gespielt werden.“ Was alles passieren kann, bekam  der THW Kiel am Mittwoch in Balingen zu spüren.