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TuS N-Lübbecke

Die DKB Handball-Bundesliga macht in Kürze die 50 Jahre voll. Ein Klub aus Ostwestfalen, dessen Wurzeln im kleinen Örtchen Nettelstedt liegen, hat genau die Hälfte des halben Jahrhunderts in der höchsten Spielklasse miterlebt: der TuS N-Lübbecke. Doch nun sind die Chancen auf den Klassenerhalt wohl nur noch theoretischer Natur.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die Bilanz ist allerdings dunkelgrau: Von den bisherigen 23 Paarungen fuhr der TuS nur fünf Mal Punkte ein, nur einmal davon klappte es mit der doppelten Ausbeute. Und das war erst am 20. Februar gegen den HBW Balingen-Weilstetten. Da stand der TuS nur auf Rang 17, weil der HSV Hamburg zwischenzeitlich aus der Wertung genommen wurde. Allerdings müssten zwei weitere Kontrahenten überflügelt werden, um den fünften Abstieg nach 1983, 2001, 2003 und 2008 zu vermeiden.

Niclas Pieczkowski.

Ende März gab es einen empfindlichen Rückschlag. Die als „Abstiegs-Endspiel“ hochstilisierte Partie gegen den ThSV Eisenach ging mit 22:24 verloren – trotz der Unterstützung von 2500 Zuschauern in der Merkur-Arena. „Wir spielten zu keiner Zeit normalen Handball, dann ist es auch normal, dass man so ein Spiel verliert“, klagte Linksaußen-Urgestein Tim Remer. Und Niclas Pieczkowski, der in den letzten Monaten zwischen Europameisterschafts-Triumph und einer chronischen Vereins-Misere pendelte, ergänzte sichtlich bedient: „Nun wird es unglaublich schwer. Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterhin von Spiel zu Spiel zu denken.“ Noch stehen dem TuS neun Aufgaben bevor, darunter befinden sich aber auch Partien gegen alle drei Meisterschafts-Kandidaten.

Im Sommer hatte am Wiehengebirge noch niemand an eine solche Talfahrt gedacht. Der TuS zeigte sich als „Wundertüte“, nachdem rund der halbe Kader ausgetauscht worden war. „Schnell zusammenfinden“, gab TuS-Geschäftsführer Uwe Kölling die Devise aus. Linkshänder Jens Schöngarth oder Torwart Nikola Blazicko sollten zu Korsettstangen werden. Das Zusammenwachsen sollte gerade durch das Trio, das vom Nachbarn TBV Lemgo kam, beschleunigt werden: Linksaußen Jens Bechtloff sowie die Rückraum-Asse Benjamin Herth und Tim Suton.

Gabor Langhans.

Es blieb bei der Wunschvorstellung. Bereits im Herbst wurde eine besondere Vater-Sohn-Beziehung aufgelöst: Senior Goran Suton, erst seit Sommer als Trainer im Amt, musste seinen Hut nehmen. Nach einer Übergangszeit, in der „Co“ Hans-Georg Borgmann und „Dauerbrenner“ Zlatko Feric das Zepter auf der Bank übernahmen, stieg Goran Perkovac ein. Zur Jahreswende wurde dann das Personalkarussell angestellt. Jens Schöngarth, der zuletzt trotz einer entzündeten Kniescheibe für den TuS aufgelaufen war, ließ sich vom SC Magdeburg anlocken. Benjamin Herth, der nicht die Erwartungen erfüllt hatte, bekam die Freigabe für den SC DHfK Leipzig. Im Gegenzug heuerte ein Quartett in Ostwestfalen an, darunter die Routiniers Piotr Grabarczyk und Nikola Manojlovic, die die Defensive stabilisieren sollten.

Dennoch reichte es bislang nicht für mehr als sechs Zähler. Der Absturz in die Zweitklassigkeit ist mehr als wahrscheinlich, ein weiterer personeller Aderlass denkbar. Für die Zukunft hat der TuS allerdings ein Zeichen gesetzt. Aaron Ziercke, vor rund 20 Jahren Spieler bei der SG Flensburg-Handewitt, wird aber Sommer Trainer. Er lebt mit seiner Familie in Minden, betreut zurzeit noch den Zweitligisten Empor Rostock.