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SG glaubt weiter an ihre Chance

(sh:z; Jan Wrege) Die Ausgangsposition könnte besser sein, aber für die SG Flensburg-Handewitt ist im Viertelfinale in der Champions League nichts verloren. Die Gastgeber schluckten den Ärger über den mit  28:28 (13:14) knapp verpassten Sieg gegen den polnischen Handball-Meister KS Kielce schnell herunter. „Wir haben ein gutes Spiel gegen einen guten Gegner gemacht, aber es war nicht alles optimal. Es wird schwer, aber Kielce ist nicht unschlagbar“, blickte SG-Kapitän Tobias Karlsson dem Rückspiel am Mittwoch (18.30 Uhr) zuversichtlich entgegen.

Dass der Weg zur zweiten Final4-Teilnahme beschwerlich werden würde, war ohnehin klar. Flensburg und Kielce lieferten sich ein temporeiches und „extrem physisches Spiel“ (Gäste-Trainer Talant Duschebajew) – Handball auf hohen Niveau, dem Ruf der beiden europäischen Spitzenteams angemessen. „Man konnte nicht erwarten, dass wir die aus der Halle fegen. Mit unserer kämpferischen Leistung können wir aber zufrieden sein. Auch das Rückspiel wird wieder eng – wie vor zwei Jahren in Skopje“, glaubt Holger Glandorf.

Damals ebnete sich die SG ebenfalls auswärts um Haaresbreite den Weg nach Köln. Gut wäre es für die SG, würde Glandorf übermorgen zu ähnlicher Form auflaufen wie am Sonnabend. „Ich bin gut ins Spiel gekommen. Es hat viel Spaß gemacht“, sagte der Linkshänder. Elf Tore erzielte Glandorf, und Kielces Weltklasse-Keeper Slawomir Szmal machte nach 46 Minuten entnervt Platz für den zweiten Mann, Marin Sego.

Kurz zuvor schien die SG beim 23:20 (44.) drauf und dran, sich ein Polster zu schaffen. Plötzlich wirkte die Körpersprache von Kielces Haudegen nicht mehr ganz so cool wie in der ersten Halbzeit. Aber sie fingen sich wieder, nutzen mit ihrer ganzen Routine einige wenige Flüchtigkeitsfehler der Flensburger und vermasselten ihren Gastgebern so den 100. Heimsieg auf europäischer Bühne.

Europameister Tobias Reichmann, der in Kielce als Legionär auf Rechtsaußen dient, war dennoch nicht ganz zufrieden. „Ich hatte das Gefühl, dass wir in vielen Dingen besser waren als die SG. Wir haben aber nicht an unserem Limit gespielt“, sagte der 27-Jährige, der mit phänomenaler Sprungkraft beeindruckte. Die Flensburger bereitete er auf einen heißen Empfang vor. „Die Stimmung  war toll hier, aber unsere Fans sind noch ein Stück heißblütiger.“ SG-Rechtsaußen Lasse Svan lässt sich nicht bange machen: „Ich war noch nie da, ich freue mich schon auf die Atmosphäre dort. Wir fahren dahin, um zu gewinnen.“

Dazu muss sich die SG noch strecken. „Es gab Sachen, die heute gut waren, es gab ein paar, die nicht so gut waren. Wir werden in Kielce versuchen, wie heute und vielleicht ein bisschen besser zu spielen“, meinte Trainer Ljubomir Vranjes, den Kollege Duschebajew mit seiner 5:1-Abwehr vor eine unerwartete Aufgabe gestellt hatte. „Ich habe acht, neun Spiele auf Video gesehen. Das hat Kielce zum ersten Mal gemacht. Damit hatten wir ein bisschen Schwierigkeiten.“

Diese Einschätzung mag der Akribie des Schweden geschuldet sein. Die meisten Beobachter waren sich einig, dass die SG  gegen diese offensive Abwehr zumeist gute Lösungen fand. Rasmus Lauge etwa ging bei seinen ersten vier Treffern nahezu unangefasst Richtung Gäste-Tor. Auch sonst kam die SG zu vielen Wurfgelegenheiten.

Eher sah es so aus, als hätte die Abwehr noch Luft nach oben. Hauptaufgabe im Rückspiel wird es sein, die Kreise des brillanten Kielce-Spielmachers Uros Zorman einzuengen. Der hielt die SG-Deckung im Zusammenspiel mit Kreisläufer-Koloss Julen Aguinagalde in Atem. Zwar gelang es, die Torgefährlichkeit des Spaniers einzudämmen, oft ergaben sich jedoch Lücken auf Außen, wenn man sich mit drei Mann auf Aguinagalde stürzte. Die Rückraumspieler Michal Jurecki und Krzystof Lijewski wurden nicht ausreichend auf Distanz gehalten, wie auch Lasse Svan bemerkte: „Da standen wir zu defensiv.“ Leider drückten auch die litauischen Schiedsrichter der Partie ihren Stempel auf, indem sie etliche Szenen gegen die SG entschieden und insbesondere bei Jureckis Schritten nicht weiter als bis drei zählen konnten.