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TBV Lemgo

Nur der VfL Gummersbach und der THW Kiel können auf eine längere, ununterbrochene Präsenz in der DKB Handball-Bundesliga verweisen als der TBV Lemgo. Seit 1983 gab es viele Höhen, beispielsweise zwei deutsche Meisterschaften, doch zuletzt erlebten die Ostwestfalen eine Zitter-Saison, die sich möglichst nicht wiederholen soll.

Linksaußen Tim Hornke.

Erst wenige Jahre ist es her, dass ein Lebensmittel-Konzern als Namenspatron beim TBV einsteigen wollte und das Füllhorn reichlich ausschüttete. Der Klub lockte mit guten Gehältern etliche Nationalspieler an. Die Zeiten sind vorbei, rund um die Lipperlandhalle wehte ein Sturm, der die Vereinsfinanzen kräftig durcheinanderwirbelte. Inzwischen ist die Lage konsolidiert, der Etat bewegt sich aber nur noch auf einem unteren Bundesliga-Durchschnitt.

Das wirkte sich auch auf die Kader-Zusammenstellung aus. „Alles zurück auf null“, lautete das Motto vor dem Saison-Start. Neun Abgänge mussten kompensiert, acht Neuzugänge integriert werden – eine solche Fluktuation hatte es in 33 Bundesliga-Jahren noch nie beim TBV Lemgo gegeben. „Es kann sein, dass wir überraschen, aber auch, dass wir Probleme bekommen“, meinte Geschäftsführer Jörg Zereike vor dem ersten Spieltag. „Vieles hängt vom Start ab.“ Und der verlief ordentlich. Die Westdeutschen haben sich bereits ein kleines Polster auf die Abstiegsränge aufgebaut.

Kapitän Rolf Hermann.

Für das neue Aufgebot hatte sich Trainer Florian Kehrmann, der nach seinem Einstieg als „Chef“ auf der Bank ab Dezember immerhin 21 rettende Punkte holte, drei Maximen erbeten: „Alle Spieler müssen wollen, alle müssen gut Deutsch sprechen, und alle müssen gut decken können, damit wir mit Tempo schnell auf Angriff umschalten können.“ Bisweilen half der Zufall bei den Neuverpflichtungen. Der Deutsch-Chilene Erwin Feuchtmann etwa war Florian Kehrmann aufgefallen, als er sich als TV-Experte bei „Sky“ betätigte: Erwin Feuchtmann spielte mit seinem Ex-Klub Besiktas Istanbul gegen die SG Flensburg-Handewitt.

Auch sonst hatten die Westfalen ein gutes Händchen bei der Personalwahl. Einige Beispiele: U21-Torwart Jonas Maier schaffte aus der eidgenössischen Liga den Sprung und bildet zusammen mit Nils Dresrüsse ein perspektivisch interessantes Gespann. Spielmacher Andrej Kogut, zuletzt Angriffsmotor bei Absteiger TSG Friesenheim, erwies sich ebenso als Verstärkung wie die Routine von Arne Niemeyer, der vom Nachbarn TuS N-Lübbecke überwechselte. Auch die Schweden Anton Mansson und Jonathan Stenbäcken spielten zuletzt zwar jenseits der Landesgrenzen, brachten aber Bundesliga-Erfahrung mit.

Das gilt auch für Gustav Rydergard, den die TBV-Verantwortlichen in Bukarest „aufgriffen“. Der routinierte Schwede, einst Leistungsträger in Hannover, sollte die Defensive stabilisieren. Dann stoppte ihn eine Schulter-Operation. Dagegen steht Kapitän und Linkshänder-Stratege Rolf Hermann nach einer Oberschenkel-Blessur wieder im Mannschaftstraining. Während seiner Abstinenz übernahm der 22-Jährige Max Höning vermehrt Verantwortung. Und auch Youngster Lukas Zerbe tauchte im Aufgebot auf. Sein Onkel ist Handball-Legende Volker Zerbe.