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Flensburg macht sich selbst Stress

(sh:z) Das Wetter war schöner als das Spiel. Doch nach dem 31:25 (12:13)-Sieg der SG Flensburg-Handewitt über die SG BBM Bietigheim waren alle zufrieden. Das Schlusslicht freute sich über einen Achtungserfolg, während sich die Akteure des Favoriten mit einem doppelten Punktgewinn unter eine riesige Schar junger Autogrammjäger mischten.

Lag es an einem Scheich in Kuwait, dass sich der Handball-Nachmittag für die Flensburger so schwierig gestaltete? Seit Wochen befindet sich ein Wechsel des Bietigheimer Torhüters Darko Stanic an den Persischen Golf in der Schwebe, ständig gibt es neue Wasserstandsmeldungen. Erst zur Abreise in den Norden wussten die Schwaben definitiv, dass der starke Keeper an der deutsch-dänischen Grenze mitwirken kann. Der Serbe war gleich in seinem Element und parierte mehrfach. „Ich habe acht freistehende Bälle gezählt“, sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Wir hatten einen Mattias Andersson, doch das Torhüter-Duell hat in der ersten Hälfte Darko Stanic gewonnen."

Besonders Anders Zachariassen und Bogdan Radivojevic, der seinen Platz früh für Lasse Svan räumen musste, zahlten Lehrgeld. Doch die schlechte Chancenverwertung hinterließ auch bei den anderen ihre Spuren. „Auch wenn wir wussten, dass es so nicht 60 Minuten laufen kann“, erklärte Kapitän Tobias Karlsson, „haben wir uns selbst Stress gemacht.“ Zugleich wuchs das Selbstvertrauen des Außenseiters. Als der kecke Robin Haller das 10:12 (27.) markierte, steigerte sich die Ungeduld auf den Rängen. Das Halbzeit-Ergebnis überschattete den Pausen-Tratsch. „Es ist immer ein schlechtes Gefühl, wenn man mit einem Rückstand in die Kabine geht“, verriet Regisseur Thomas Mogensen. „Wir waren nicht gut – die erste Hälfte war aber nicht so schlecht, wie es der Zwischenstand vermuten lässt.“

Das lag zum Großteil an den Gästen. Der Stern von Darko Stanic sank zwar nun, dafür drehte Robin Haller weiter auf und erzielte mit einem sehenswerten Treffer das 15:17 (36.). „45 Minuten lang haben wir unsere beste Saison-Leistung geboten“, bilanzierte BBM-Coach Hartmut Mayerhoffer. „Dann wuchs die Fehler-Quote im Angriff. Ich hatte das Gefühl, dass einige meiner Spieler Angst vor der eigenen Courage bekamen.“

Er versuchte zwar noch, mit einer hautnahen Deckung von Thomas Mogensen den wachsenden Spielrausch der Flensburger zu stoppen. Doch Vranjes intervenierte sogleich, zog die richtigen taktischen Schlüsse, und seine Jungs machten den Sack zu. Ein „Wackler“ von Ahmed Elahmar eröffnete eine Gegenstoß-Lawine zum 28:20, die Anders Eggert so richtig auskostete. „Ein Feuerwerk war das nicht“, meinte Tobias Karlsson. „Aber ein solches ist auch nicht jeden Tag möglich.“

Vielleicht ja in den anstehenden Achtelfinal-Paarungen der Champions League gegen den THW Kiel. „Wir wollen den Derby-Sieg“, sangen die Fans auf der Nordtribüne. Nach einem trainingsfreien Montag wird sich der SG-Clan auf die erste Begegnung am Sonntag vorbereiten. „Mit einer solchen Leistung wie heute haben wir gegen Kiel nicht viel zu bestellen, wir müssen uns gewaltig steigern“, stellte Vranjes klar. „Zumindest haben einige Spieler in der zweiten Hälfte etwas zugelegt.“