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Furiose Aufholjagd rettet die SG

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Gestern hätte sich die SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga fast in die Riege der stolpernden  Favoriten eingereiht. 12:18 lag der Champions League Sieger bei der HSG Wetzlar nach 43 Minuten zurück, es drohte die vierte Niederlage und damit ein herber Rückschlag im Dreikampf um die Meisterschaft. Doch nach einer furiosen Aufholjagd rettete das Team von Ljubomir Vranjes mit dem 22:22 (8:12) wenigstens einen Punkt. Den umjubelten Ausgleich erzielte Youngster Hampus Wanne 30 Sekunden vor Schluss vom Siebenmeterpunkt, nachdem zuvor Anders Eggert (3) und Lasse Svan (1) vier Mal mit Strafwürfen am überragenden HSG-Torhüter Andreas Wolff gescheitert waren.

"So wie das Spiel gelaufen ist, können wir glücklich sein, überhaupt einen Punkt geholt zu haben", meinte SG-Spielmacher Thomas Mogensen und fügte selbstkritisch an. "Das war kein gutes Spiel von uns, aber wir haben Charakter gezeigt." Das fand auch Trainer Ljubomir Vranjes: "Wie wir die Kraft gefunden haben, um wieder ins Spiel zurückzukommen, das war fantastisch."

Vier Tage nach dem großartigen Auftritt gegen die Füchse Berlin war die SG in der Rittal-Arena nicht wieder zu erkennen. Die Abwehrleistung war okay, 22 Gegentreffer waren weniger als der normale Schnitt. "Das war absolut in Ordnung", meinte auch Vranjes. Damit hätte es auswärts zu zwei Punkten reichen können. Aber der Angriff! Chancen über Chancen ließen die Flensburger aus und warfen HSG-Keeper Andreas Wolff vor 4292 Zuschauern zum Helden. "Wir haben  uns vorne schlecht bewegt. Das war unser größter Fehler", bemängelte der SG-Trainer. "Und dazu haben wir viele Bälle verworfen. Allerdings hat Wolff auch überragend gehalten", gab Vranjes zu.

Gegen die Füchse hatte der Champions League Sieger in einer perfekten ersten Hälfte  lediglich einen Fehlwurf verzeichnet. In Wetzlar waren es nach 30 Minuten 16! Die Gäste erspielten sich zahlreiche Möglichkeiten, nutzten sie aber nicht. Allein vier Fehlwürfe bei Siebenmetern, dazu einige hundertprozentige frei gegen Wolff vergeben - es war zum Haare raufen. Aus dem linken Rückraum mit Lars Kaufmann und Drasko Nenadic kam überhaupt nichts. Und da Holger Glandorf auf der anderen Seite unglücklich im Abschluss agierte (insgesamt neun Fehlwürfe), lastete die gesamte Verantwortung im Rückraum auf Thomas Mogensen. Immer wieder setzte der Däne seine Nebenleute in Szene, um dann mit ansehen zu müssen, wie sie reihenweise beste Möglichkeiten vergaben.

Trotz des Fehlerfestivals in den ersten 30 Minuten lag die SG zur Pause nur vier Tore zurück. Es war noch alles drin. Nach dem Wechsel wurde es aber zunächst nicht besser, obwohl Wolff nicht mehr an die Leistung des ersten Durchgangs anknüpfen konnte. Über 14:9 (34.) zogen die kampfstarken Mittelhessen mit einem bärenstarken Steffen Fäth im linken Rückraum auf 18:12 (43.) davon. Die SG balancierte am Abgrund.

Doch Wetzlar hatte die Rechnung ohne Thomas Mogensen gemacht. Unermüdlich kurbelte der Däne das Spiel seiner SG an, glänzte als Anspieler und Torschütze. Tor um Tor kämpfte sich Flensburg heran. 16:20 (51.), 19:21 (54.) und 20:21 (55.) waren die Stationen in einem Finale furioso, in dem Wetzlar immer mehr Fehler machte. 115 Sekunden vor Schluss erzielte Mogensen - wer sonst - den 21:21-Ausgleich. Wetzlar konterte durch Vladan Lipovina noch einmal zum 22:21, bevor Hampus Wanne den Schlusspunkt setzte.

Der intensive Fight war insbesondere SG-Kreisläufer Anders Zachariassen anzusehen. Der junge Däne hatte erneut eins auf seine gebrochene Nase bekommen. Aber damit nicht genug. Als Fäth (56.) bei einer Abwehraktion über ihn stürzte, schlug Zachariassen mit dem Kinn auf den Hallenboden, zog sich dabei einen Cut zu, der mit zwei Stichen genäht werden musste. Doch Zachariassen kehrte zurück - und verteidigte in den Schluss-Sekunden das Remis. "Da kann man nur den Hut ziehen", lobte Vranjes.