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Der Abwehrchef vom Prenzlauer Berg

In der Serie 2001/2 und von 2005 bis 2008 gehörte Kasper Nielsen dem Bundesliga-Kader der SG Flensburg-Handewitt. Nun kommt es zu einer überraschenden Rückkehr an die alte Wirkungsstätte – als Spieler der Füchse Berlin. In der Bundeshauptstadt soll er helfen, den langfristigen Ausfall von Abwehrchef Denis Spoljaric zu kompensieren. Die Redaktion sprach mit dem 39-jährigen Dänen.

Wie sieht deine neue Rolle aus?
Kasper Nielsen: Ich bin hauptsächlich mit Abwehrarbeiten beschäftigt. In vielen Spielen bin ich mit Jesper Nielsen zusammen im Mittelblock. Ich bin dann auch Gegenstöße mitgelaufen und habe auch schon mein Tor gemacht. Manchmal sitze ich allerdings auf der Bank, dann besetzt Pavel Horak meine Position.

Kasper Nielsen im SG Trikot.

Wie wurdest du von deiner neuen Mannschaft aufgenommen?
Kasper Nielsen: Ich habe mich eigentlich sehr schnell eingewöhnt. Die Mannschaft hat eine homogene Altersstruktur, es gibt viele junge Spieler, aber auch genügend erfahrene. Wir helfen uns gegenseitig und reden viel miteinander, was in der Abwehrarbeit, für die ich ja hauptsächlich zuständig bin, Grundvoraussetzung ist. 

Du wohnst nun in Berlin. Wie ist das Leben in der Großstadt?
Kasper Nielsen: Berlin ist eine große und schöne Stadt, in der viel passiert. Fußball, Eishockey und Basketball sind sportlich große Nummern. Kulturell wird in Berlin einiges geboten, und mit U- und Straßenbahn kommt man überall schnell hin. Angenehm ist es auch, dass ich nur fünf Minuten vom Spiel- und Trainingsgelände auf dem Prenzlauer Berg entfernt wohne. Schade ist es nur, dass meine Familie nicht in Berlin ist. Meine Frau arbeitet in Dänemark, so war ich froh, im November mal ein paar Tage nach Hause fahren zu dürfen. Aus familiärer Sicht war es immer sehr angenehm, in Dänemark Handball zu spielen. Aber die großen Hallen in Deutschland sind ein anderer Schnack. Die Bundesliga hat mich noch einmal gereizt.

Wie lange wirst du in Berlin spielen?
Kasper Nielsen: Grundsätzlich ist der Vertrag bis zum Ende des Jahres geschlossen. Wir werden uns im Januar aber noch einmal zusammensetzen und die Situation besprechen.

Nach all den Jahren: Ist es für dich etwas Besonderes, in Flensburg zu spielen? 
Kasper Nielsen: Das Spiel ist an einem Mittwoch, oder? Normaler Weise schaue ich nur von Spiel zu Spiel, aber die Partie in Flensburg ist mir dann doch im Termin-Kalender aufgefallen. Flensburg ist so nah an Dänemark, dass vielleicht ein paar Freunde und Bekannte zuschauen werden. Es wird sicherlich interessant, gegen meinen alten Verein in der Campushalle zu spielen. Zuletzt habe ich am Fernseher die Partie gegen Barcelona verfolgt. Das war ein sehr beeindruckender Auftritt. Gegen die Heimstärke der SG haben wir nur eine kleine Chance, wenn wir alles geben.

Kasper Nielsen ist nun ein Fuchs.

Was ist alles passiert, seitdem du im Sommer 2008 die SG verlassen hast? 
Kasper Nielsen: Ich ging zunächst zu GOG, wo wir für einen langen Zeitraum von drei bis fünf Jahren planten. Doch nach anderthalb Jahren war Schluss. GOG hatte Zahlungsrückstände und stellte im Januar 2010 den Spielbetrieb ein. Vielleicht hätte ich in Flensburg bleiben sollen. Dann kam ein Angebot vom RK Zagreb. Da aber gerade unsere Tochter geboren wurde, blieb ich in Dänemark und spielte ein halbes Jahr bei Faaborg in der zweiten Liga. Dann spielte ich bis zuletzt für Bjerringbro-Silkeborg. Wir waren zwei Mal in den dänische Finals und qualifizierten uns zwei Mal für die Champions League.

Und wie lief es in der dänischen Nationalmannschaft? Wir erinnern uns, dass du 2008 zu den Europameistern gehörtest.
Kasper Nielsen: 2012 wurde ich noch einmal Europameister, und zwar in Serbien. Bei den Weltmeisterschaften 2011 und 2013 reichte es für Silber. Auch 2010, bei der EM in Österreich, war ich dabei. Bei der Heim-EM im Januar zählte ich leider nur zur Reserve. Im Herbst war ich zum Lehrgang in Silkeborg, kam in den Qualifikationsspielen aber nicht zum Einsatz. Wenn der Nationaltrainer Gudmundur Gudmundsson zu mir sagt, dass Dänemark mich braucht, fahre ich mit nach Katar. Ich trage das rote Trikot so gerne. Wenn ich nicht nominiert werde, werde ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen. Das ist mehr als eine Alternative.

Bei dir scheint es wie mit einem guten Wein zu sein. Je älter, desto besser. Immerhin bist du schon 39 Jahre alt.
Kasper Nielsen: Ich hatte Glück in meiner Laufbahn und wurde von Verletzungen weitgehend verschont. Das lag sicherlich auch daran, weil ich immer gerne und gut trainiert habe.