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Souveräner Auftritt nach Stress-Start

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Der Champions-League-Sieger wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Zum  Saisonauftakt der Handball-Bundesliga bezwang die SG Flensburg-Handewitt Aufsteiger TSG Ludwigshafen-Friesenheim nach holprigem Beginn standesgemäß mit 29:23 (13:8). Trainer Ljubomir Vranjes war mit dem ersten Auftritt seiner neuformierten Mannschaft insgesamt zufrieden. "Es gab Höhen und Tiefen, aber wir haben die ersten zwei Punkte" sagte der Schwede.

Die Flensburger hätten den Abend wesentlich stressfreier gestalten können, wenn sie in der ersten Viertelstunde die sich bietenden Möglichkeiten genutzt hätten. Stattdessen warfen sie TSG-Torhüter Kevin Klier, der nach zwölf Minuten bereits zehn Paraden zu verzeichnen hatte, zum Helden. Insbesondere Thomas Mogensen und Holger Glandorf übertrafen sich dabei im Auslassen bester Gelegenheiten. So stand es nach einer 4:1-Führung plötzlich 6:6 (17. Minute), und Gästetrainer Thomas König registrierte beim Gastgeber eine gewisse Nervosität. Auch SG-Trainer Ljubomir Vranjes gefiel die schlechte Chancen-Auswertung seiner Mannen gar nicht. "Wir haben uns Möglichkeiten erspielt, aber mit der Quote bin ich überhaupt nicht zufrieden." Die besserte sich zwar anschließend, doch die SG hatte es hauptsächlich ihrer stabilen Defensive und Torhüter Mattias Andersson mit vier Paraden in Folge zu verdanken, dass sie über 9:7 auf 13:8 bis zum Seitenwechsel davonzog. Die Wurfausbeute bis dahin war allerdings alles andere als berauschend: Den 13 Treffern standen 17 Fehlwürfe gegenüber - das machte eine Ausbeute von gerade einmal 45 Prozent.

Die einzige Ausnahme bildete Lars Kaufmann. Der Ex-Nationalspieler, der nach 15monatiger Verletzungspause und drei Knie-Operationen sein Bundesliga-Comeback feierte, traf bei seinen drei ersten Wurfversuchen drei Mal. Am Ende standen für den wurfgewaltigen Halblinken sechs Treffer bei acht Versuchen zu Buche. Hut ab! "Lars hat heute sehr gut getroffen", lobte Vranjes, um aber gleich wieder einzuschränken. "Das wird nicht jedes Spiel so sein, Lars fehlt noch das Timing."

Den Fans auf der größten Stehtribüne der Liga war das egal. Sie feierten Kaufmann noch Minuten nach dem Schlusspfiff mit Sprechchören. Das ging dem 32-Jährigen runter wie Öl. "So stellt es man sich vor, wenn man nach einem Jahr zurückkommt", meinte Kaufmann. "Ich bin überglücklich, dass es so gut geklappt hat. Erst die Tochter geboren und dann so ein Spiel, die Woche war perfekt."

Bis zur Perfektion bei der SG fehlt aber noch einiges. Zwar baute der Gastgeber den Vorsprung nach der Pause bis auf 27:18 (53.) aus, ließ dann aber im Gefühl des Sieges die Zügel schleifen, so dass Friesenheim noch erfolgreich Ergebniskosmetik betreiben konnte. "Einiges lief schon ganz gut, aber wir haben auch gesehen, woran wir noch arbeiten müssen", befand Kaufmann und wurde von Mannschaftskapitän Tobias Karlsson in dieser Einschätzung bestätigt. "Es gibt einiges, was wir verbessern können, und es gibt einiges, was wir verbessern müssen", sagte der Abwehrchef und meinte damit in erster Linie die schwache Chancen-Verwertung. "Wir steuern das ganze Spiel über 60 Minuten, aber wir schlagen kein richtiges Kapital aus unserer Dominanz."

Solche Nachlässigkeiten dürfen sich die Flensburger im nächsten Spiel nicht erlauben. Schon morgen heißt der Gegner auswärts THW Kiel. Die "Zebras" haben zum Auftakt in Lemgo verloren und werden mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch gegen die SG auflaufen. SG-Trainer Ljubomir Vranjes macht das jedoch keine Angst. "Ich will immer versuchen, gegen Kiel zu gewinnen."