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Flensburger gehen nach der Pause unter

(sh:z; Jan Wrege) Bittere Erkenntnis eines Trips ans Mittelmeer: Der FC Barcelona ist in dieser Champions-League-Saison mindestens eine Nummer zu groß für die SG Flensburg-Handewitt. Der Titelverteidiger musste gestern im Rückspiel der Gruppe B eine deftige 27:36 (16:14)-Niederlage hinnehmen und seine Ambitionen auf einen der ersten beiden Plätze  in der Vorrunde wohl begraben.

Die Spanier  präsentierten gestern Abend vor 5202 Zuschauern im Palau Blaugrana  Weltklasse  auf allen Positionen und parkten immer noch ein paar Großkaliber auf der Bank.  Das war der große Unterschied. Denn  mit ihrer  ersten Sieben  und körperlicher Frische  konnte die SG nicht nur mithalten, sondern  Barça   30 Minuten lang im Zaum halten. Eine sehr konzentrierte Abwehr und ein starker Mattias Andersson im Tor ließen Frust bei Barcelonas Kanonieren aufkommen. Vorn führte der überragende Thomas Mogensen die Flensburger zeitweise zu einer Führung mit vier Toren (13:9, 22. Minute). Allerdings sollte sich rächen, dass die SG  nicht alle Chancen  konsequent nutzte und dem  jungen Torhüter Perez de Vargas früh Gelegenheit gab, sich auszuzeichnen.  Der spanische Nationaltorhüter erhielt von Trainer  Xavi Pascual überraschend den Vorzug vor Routinier Danijel Saric, der beim 37:33-Sieg     von Barcelona in Flensburg überragend gehalten hatte.

Bis zur Pause war der Vorsprung der SG auf 16:14 geschrumpft, dennoch durfte man zu diesem Zeitpunkt noch darauf hoffen, den Gastgebern die ersten Heimniederlage nach 33 Monaten zuzufügen.

Das hatte sich in zweiten Durchgang allerdings bald erledigt.   Der Flensburger Angriff verlor an Tempo und Präzision.  Für Holger Glandorf, der sich in der ersten Hälfte aufgerieben hatte, kam Johan Jakobsson. Auch Mogensen, der nun  zu pumpen begann, brauchte Pausen. Die Vertreter konnten das Niveau der ersten Hälfte nicht halten. Allerdings legte auch die spanische  Abwehr deutlich zu, und Perez steigerte sich immer mehr.

Die Fehlerquote der SG-Offensive  wurde höher, wofür Trainer Ljubomir Vranjes die Verantwortung übernahm: „Das geht auf meine Kappe, ich habe zu viel gewechselt.“ Das tat auch Kollege Pascual, aber  dort kamen für Karabatic eben Kracher wie Rutenka oder Entrerrios ins Spiel, oder auf der rechten Rückraumseite Lazarov für Gurbindo, oder am Kreis der nicht eben schmächtige Nöddesbo für den Riesen Sorhaindo. Gegen so viel Routine und Physis hatte die SG nichts entgegenzusetzen, wie Vranjes erkannte. Zu oft habe man die Mann-gegen-Mann-Situationen verloren. „Wir müssen noch viel härter und besser arbeiten“, stellte der SG-Coach fest.

Barça-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson bescheinigte den Gästen eine in der ersten Halbzeit überragende Leistung. Der Schlüssel zum Sieg für sein Team war die verbesserte Abwehr: „Da kamen wir zu leichten Toren. Man spürte bei Flensburg Unsicherheit, die wir nutzen konnten.“

Barcelona holte sich beim 17:16 (35.) erstmals die Führung zurück, und dann  gab es kein Halten mehr für die Blau-Roten. Sie  zogen bis zur 47. Minute auf 27:22 davon. Die Appelle von Vranjes in zwei Auszeiten kurz hintereinander („Disziplin! Weitermachen, weiter glauben!“) fruchteten nicht. Seine Mannschaft ging im Spielrausch der Spanier unter, Andersson flogen die Bälle nun um die Ohren, und Barcelona kam zu einem Sieg, der mit neun Toren allerdings etwas zu hoch ausfiel.