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SG hat in Leipzig allerlei Glück

(sh:z; Jan Wrege) 20:0 Punkte – Startrekord in der Handball-Bundesliga. 18 Spiele saisonübergreifend in Folge gewonnen – auch das eine neue Bestmarke für die SG Flensburg-Handewitt. Alles rosig also nach dem 21:20 (9:11)-Sieg bei DHfK Leipzig? Beileibe nicht. 

Der Tabellenführer bemühte allerlei Glück, um sich unbeschadet in die Ligapause zu retten. Es gibt Sorgen um Magnus Röd. Und nach der Unterbrechung, die für die SG-Nationalspieler kaum erholsam werden dürfte, wartet in elf Tagen schon wieder der SC Magdeburg auf das Team von Maik Machulla. Der Trainer fand in seinem Resümee gestern außer den zwei Punkten wenig Positives: „Wir müssen ganz kritisch mit uns selbst sein. Bei allem Respekt vor Leipzig: So eng dürfen wir uns das nicht machen. Zeitweise haben wir unglaublich pomadig im Angriff gespielt.“

Das Beste an der SG in Leipzig waren die Nerven. Der Meister behielt die Ruhe, als er nach einer 4:1-Führung den Faden verloren hatte, eine Viertelstunde torlos geblieben und mit 4:9 (21.) in Rückstand geraten war. Den Gastgebern ist eine gute Leistung ihrer beweglichen Abwehr zu bescheinigen, allerdings hielt der Favorit die Herausforderung in Grenzen. Offenbar war die Maßgabe von Machulla – „nicht zu viel wollen, nicht  überdrehen“ – gründlich missverstanden worden. Die Aktionen im Positionsangriff wirkten statisch und uninspiriert, das Tempospiel nach Ballgewinnen kam nicht in Gang. Immerhin hielt  Torhüter Benjamin Buric mit einer guten Leistung vor der Pause den Schaden in Grenzen.

Besser wurde es in der SG-Offensive erst mit Göran Johannessen, der auf halblinks kam (22.), während Jim Gottfridsson für Holger Glandorf nach rechts wechselte. Der Norweger belebte den Angriff, traute sich was und brachte die Flensburger mit drei Treffern in Folge zum 9:11 wieder ins Spiel. Die Variante mit drei Rechtshändern im Rückraum hatte Machulla am Sonnabend kurzfristig noch üben lassen, nachdem sich Linkshänder Magnus Röd im Abschlusstraining am Sprungbein verletzt hatte – Verdacht auf Muskelfaserriss. Eine  MRT-Untersuchung soll heute Aufschluss bringen. Schlimmstenfalls droht dem Norweger eine längere Pause, weshalb Machulla die Angriffsalternative zur Entlastung von Glandorf schon mal etwas länger probierte. Außerdem fand der Routinier gestern ohnehin nicht den gewohnten Zug zum Tor.

Auch die zweite Halbzeit blieb eine Qual für die SG, nur gelindert dadurch, dass sich die Leipziger noch mehr technische Fehler leisteten als die Gäste. „Es war kein schönes Handballspiel. Unsere Abwehr war nicht perfekt, aber meistens hatten wir die Sache im Griff“, meinte Kapitän Tobias Karlsson. Der Angriff, der wie bei der Niederlage vor einem Jahr drauf und dran war, Leipzigs Torhüter Milos Putera wieder zum Helden zu werfen, fand am Ende  doch noch in die Spur. Nach dem 18:19-Rückstand (53.) glückten Jim Gottfridsson, Rasmus Lauge und Magnus Jöndal, der diesmal Hampus Wanne durchgängig vertrat, drei Tore in Folge zum 21:19. Das reichte, um die letzten fünf Minuten mit viel Routine auch ohne eigenes Tor zu überstehen.