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Die Abstimmung passt noch nicht

(sh:z) Wenige Minuten nach dem Abpfiff standen die Spieler der SG Flensburg-Handewitt in der verdunkelten Düsseldorfer Arena an der Bande. Als die Rhein-Neckar Löwen, die gerade mit einem 33:26-Erfolg den Super Cup gewonnen hatten, den Podest im Lichtkegel bestiegen und den „Pott“ entgegennahmen, den der ehemalige SG-Spieler Alexander Petersson sogar einige Mal aus Freude in die Luft warf, war den Nordlichtern die Enttäuschung anzumerken. „Wir hatten den Willen, das Ding zu holen“, verriet Kapitän Tobias Karlsson später. „Wir haben die Qualität, aber die Löwen waren in der Konsequenz besser.“

Der dritte Mini-Titel dieser Art nach 2000 und 2013 war verpasst – zumindest die Deutlichkeit des Resultats ließ sich relativieren. „Nach hinten raus haben wir uns zu viele Fehler erlaubt“, meinte Linkshänder Holger Glandorf. „Dadurch hatten wir am Ende ein Ergebnis, das nicht unserer Leistung entspricht.“ Damit ging er konform zu seinem Trainer Maik Machulla, der nicht den Stab über sein Team brach: „Die Höhe ärgert mich, wir hätten die letzten sechs oder sieben Minuten nicht so aus der Hand geben dürfen. Nun treten die vielen positiven Punkte nicht so positiv hervor, wie sie waren.“

Auch sein Gegenüber, Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen, hatte ein Spiel „auf Augenhöhe“ gesehen. „Die Flensburger werden weiterhin ein gehöriges Wörtchen an der Bundesliga-Spitze mitreden“, stellte der Däne fest. Sein Team trat durchaus als heißer Titelkandidat auf. Mit Jesper Nielsen und Ilija Abutovic präsentierten sich neue Defensiv-Giganten, während die Achse mit Spielmacher Andy Schmid und dem neuen Kreisläufer Jannik Kohlbacher stach. „Unglaublich wie gut deren Zusammenspiel schon funktioniert“, staunte Tobias Karlsson. „Diese Achse kann für die Löwen in dieser Saison zum Schlüssel werden. Wenn du gegen Kohlbacher einmal falsch stehst, dann hast du keine Chance mehr.“

Der SG-Abwehrchef selbst ist derzeit mit gänzlich unterschiedlichen Voraussetzungen in der eigentlich gewohnten 6:0-Defensive konfrontiert. In Düsseldorf agierte er mal mit Anders Zachariassen, dem flinken Kreisläufer, dann mit Neuzugang Simon Hald, einem 115-Kilogramm-Koloss. Da ergab sich automatisch eine ganz andere Aufgabenverteilung. „Das Entscheidende ist die Abstimmung“, erklärte Tobias Karlsson. „Bei der Zusammenarbeit mit Zachi weiß der eine, was der andere macht. Mit Simon muss ich noch viel sprechen und sagen, was er zu tun hat.“

Immerhin: Im zweiten Abschnitt lief es besser, und auch Torwart Benjamin Buric kam in Fahrt. Dagegen ließ die Formkurve im Angriff, wo vor allem Jim Gottfridsson und Anders Zachariassen, Akzente setzten, nach. „Für einige Spieler wurde dann die Belastung zu hoch“, hatte Maik Machulla einen Erklärungsansatz. „Andere Spieler konnten heute die Verantwortung leider nicht übernehmen. Aber wenn wir Holger Glandorf und einige andere auf das entsprechende Niveau bekommen, dann wird es für uns eine gute Saison.“

Seinen Humor hatte Maik Machulla definitiv nicht verloren. Was er denn dazu sage, wollte ein Journalist wissen, dass kein Übungsleiter vor dieser Saison der SG die Titelverteidigung zutraue. „Das spricht für die Trainer-Kompetenz der Bundesliga“, schmunzelte der 41-Jährige. „Die haben alle einen A-Schein mit Auszeichnung.“ Dann schaltete er um auf den Modus „Saisonstart“. Gestern Mittag flog die Mannschaft zurück in den Norden, wird am heutigen Freitag noch einmal in der Duburghalle trainieren und dann nach Minden reisen, wo es am Samstag um 20.30 Uhr die erste Bundesliga-Aufgabe zu lösen gilt.