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HC Motor Zaporozhye

Keine Frage: Zaporozhye, die 760.000-Einwohner-Stadt im Osten der Ukraine, ist die Handball-Metropole des Landes. Lange Zeit war ZTR der Platzhirsch, heimste bis 2011 nicht weniger als 14 ukrainische Meisterschaften ein. Dann stieg der Flugzeug-Triebwerke-Hersteller „Motor Sich“ beim Lokalrivalen ein. Legendär die Saison 2011/12, als sich die beiden Nachbarvereine im Europacup der Pokalsieger ein Derby lieferten. Der HC Motor gewann hauchdünn und leitete damit eine Zeitenwende ein. Die letzten sechs ukrainischen Titel gingen allesamt an den Emporkömmling.

Weißrussische Koryphäe: Barys Pukhouski.

Der HC Motor ist damit seit 2013 Stammgast in der VELUX EHF Champions League. Zwei Mal gelangte der ukrainische Champion bis ins Achtelfinale, zog dort aber gegen den THW Kiel (2013/14) und MKB Veszprém (2015/16) klar den Kürzeren. Nun freut man sich am Dnepr über einen „Aufstieg“. Erstmals seit der Modus-Reform von 2015 spielt der Klub in einer der beiden leistungsstärksten Gruppen. Diese höhere Einstufung wurde durch die Renovierung der altehrwürdigen Yunost-Arena begünstigt. Bislang führte der HC Motor auf europäischer Ebene ein Nomadenleben, trug die Heimpartien in Kiew, Browary oder Charkow aus, nun erleben die Fans echte Heimspiele.

Hierzulande ist Sergey Shelmenko, Linkshänder und Kapitän, der bekannteste Akteur der erfahrenen Motor-Truppe. Der inzwischen 35-jährige Russe spielte in der letzten Dekade drei Spielzeiten bei den Rhein-Neckar Löwen. In den Hallen Osteuropas ist indes Barys Pukhouski die Persönlichkeit schlechthin. Der 31-jährige Weißrusse ist Kapitän und Rekordtorschütze seines Nationalteams. Unter dem neuen Coach Patryk Rombel schulte er in der letzten Serie vom Spielmacher zum Halblinken um. Der polnische Trainer ist ohnehin eine Rarität im ukrainischen Profi-Handball, der bislang fast ausschließlich auf Akteuren aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion basierte. Im letzten Sommer heuerte Patryk Rombel in Zaporozhye an und nahm Landsmann Pawel Paczkowski gleich mit für den rechten Rückraum.

Routinier Sergey Shelmenko.

Nun wurde die Kreisläufer-Position, bislang eine Domäne von Maxim Babichev, mit „West-Importen“ bereichert: Der Pole Mateusz Kus gewann 2016 mit Kielce die VELUX EHF Champions League. „Ich bin mir sicher, dass er uns in der Defensive helfen wird, und auch im Angriff seine Qualitäten beweisen wird“, glaubt Patryk Rombel. Auch dem Mazedonier Zharko Peshevski, der viele Jahre bei Metalurg Skopje unter Vertrag stand, traut er viel zu: „Er hat in der Vorbereitung hart gearbeitet.“ Die Neuzugänge drei und vier, Linksaußen Oleksandr Kasai und der Halblinke Dmytro Horiha, sind Talente vom kleineren Lokalrivalen ZNTU.

Die nationale Konkurrenz will der HC Motor in jedem Fall in Schach halten. Das Double aus Meisterschaft und Pokal ist Pflicht. In der letzten Serie gewann der ukrainische Top-Klub alle 32 Ligaspiele. Jetzt eröffnete er die neue Saison mit einem 34:28 über Nachbar ZTR und dem erneuten Erfolg im ukrainischen Super Cup. Und wie sehen die Ambitionen auf dem internationalen Parkett aus? Patryk Rombel äußert sich unverbindlich: „Wir glauben an unsere Chance, zu Hause in jedem Spiel punkten zu können. Und auswärts werden wir uns um Überraschungen bemühen.“