Stripes
Stripes
Archiv

Gelungener Trip in die Vergangenheit

(sh:z; Holger Wilkens) Für die fünf Ex-Nordhorner im Team der SG Flensburg-Handewitt war es ein gelungener Trip in die Vergangenheit. "Ich bin sehr zufrieden mit unserem Spiel", betonte Trainer Ljubomir Vranjes nach dem 35:19 (16:10)im DHB-Pokal gegen seinen früheren Klub. Er genoss die Reise - nicht nur wegen des Viertelfinaleinzugs. Als "verlorener Sohn" wurde Holger Glandorf  erwartet - und dann wurde er zumindest kurzzeitig zum Buhmann im Euregium. In seinem ersten Spiel überhaupt gegen seinen langjährigen Klub HSG Nordhorn-Lingen reichten zwei unglückliche Szenen, um das Publikum gegen sich aufzubringen.

Was war passiert? 36 Minuten waren gespielt im DHB-Pokal-Achtelfinale der SG Flensburg-Handewitt in Nordhorn, als Glandorf im Angriff etwas stürmisch auf Paul Trodler prallte. Diese Szene quittierten viele Zuschauer schon mit Pfiffen. Als er aber zwei Minuten später in einer harmlosen Situation Nils Meyer umstieß, kochte der HSG-Block. "Das ist schon etwas verwunderlich", ärgerte sich der 29-Jährige über einen missglückten Randaspekt eines an sich gelungenen Nordhorn-Trips.

Der verletzte Maik Machulla, beim Wiedersehen mit seinem Ex-Klub als Assistent von Trainer Ljubomir Vranjes im Einsatz, fühlte sich gleich an die großen Spiele zu Bundesliga-Zeiten erinnert. "Das war hier ja wie früher", lobte er die Nordhorner Unterstützung von den Rängen, "am liebsten hätte ich mitgespielt." Machulla genoss es, in alten Zeiten zu schwelgen. Beim Spaziergang "kamen so viele Erinnerungen hoch". Doch Vranjes hatte den Ex-Nordhornern eingeimpft, sich von diesen Emotionen nicht beeinflussen  zu lassen. "Das war kein einfaches Spiel hier", sagte Machulla und stufte den 16-Tore-Sieg seiner Kollegen daher um so höher ein.

Auch für Chefcoach Vranjes war es eine Reise in die Vergangenheit - auch wenn er bis nach Spielschluss keine Zeit für die Erinnerungen an seine Nordhorner Jahre hatte. "Ich musste mich intensiv vorbereiten auf die HSG", sagte er - und während die meisten Spieler nach ihrer Ankunft noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt unternahmen, blieb er im Zimmer. "Wir arbeiten professionell Handball. Aber jetzt freue ich mich, ein paar alte Freunde zu sprechen", meinte er nach Spielende.

Während der 60 einseitigen Pokal-Minuten gab es nie Anlass zur Unruhe. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass das Spiel kippen kann", blickte er auf den Beginn der zweiten Halbzeit zurück, als der Zweitligist nach drei Toren in Folge so etwas wie Pokal-Atmosphäre aufkommen ließ. "Allerdings musste ich meine Auszeit in der zweiten Hälfte früh nehmen, denn wir haben angefangen, ohne Respekt zu spielen", sagt Vranjes, "das mag ich gar nicht."

Einer, der beim Gang durch die Stadt sogar an seiner alten Wohnung vorbei schlenderte, war Steffen Weinhold. Der Rückraumspieler, mit fünf Toren ebenso ein Aktivposten wie Glandorf (sechs Tore) und Abwehrchef Tobias Karlsson, hatte eine besondere Anspannung gespürt: "Schon beim Reinfahren in die Stadt kamen Erinnerung an zwei schöne Jahre bei der HSG auf. ,Ljubo' hat aber Wert darauf gelegt, sich von diesen Gedanken nicht zu sehr leiten zu lassen." Und so legte Tobias Karlsson zunächst den Fokus auf die Partie und genoss nach dem Sieg die Rückkehr. Genauso wie Weinhold: "Hoffentlich können wir die Abfahrt nach Hause noch etwas hinauszögern."