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Reale Ademar Leon

Der Jubel der spanischen Handballer erreichte auch Leon, die altehrwürdige Stadt in Kastilien. Carlos Ruesga, der Kopf von Reale Ademar Leon, wurde Weltmeister, sieben weitere aktuelle Nationalspieler trugen einst das Trikot des Traditionsklubs. In der ehemaligen Königsbastion regierte die Freude allerdings nur aus der Ferne. Die Region musste aus finanziellen Gründen auf die Ausrichtung von WM-Spielen verzichten. Die Wirtschaftskrise treibt ihr Unwesen und hat auch den Lokalmatador übel erfasst.

Carlos Ruesga

Eine große Etat-Lücke klaffte im letzten Sommer. Ein konsequenter Sparkurs in der nordspanischen Provinz war unvermeidbar. Gleich neun erfahrene Profis, darunter der kroatische Nationalkeeper Venio Losert (KIF Kolding) und der sprungstarke Slowake Martin Stranovsky (FC Barcelona), kehrten der 130.000-Einwohner-Stadt den Rücken. Es blieb nur der Aufbau einer neuen Mannschaft mit überwiegend jungen und unerfahrenen Spielern. Ein großer Hoffnungsträger ist Manolo Cadenas, der heimgekehrte Trainer, der Leon zwischen 1995 und 2007 zu einer spanischen Meisterschaft (2001), einem Königspokal (2002) und zwei Europacups (1999 und 2005) führte. Zur Freude von Präsident Carlos Pollan unterschrieb die Ikone zunächst einen auf eine Saison befristeten Vertrag. 

Der zweite große Hoffnungsträger ist der eingangs erwähnte Carlos Ruesga. Der Spielmacher ist neben dem Torwart Ignacio Malumbres, dem Argentinier Gonzalo Carou und dem Brasilianer Felipe Borges der einzige mit nennenswerter Erfahrung – und vor allem ist er der unverzichtbare Strippenzieher im Rückraum. Bestes Beispiel: Als Carlos Ruesga verletzungsbedingt die beiden Partien gegen Chekhovskie Medvedi passen musste, kassierten seine Kollegen die einzigen beiden klaren Niederlagen in der Königsklasse.

Kam aus Bosnien: Faruk Vrazalic. Foto: Freitag/HSV

Um ihn herum sollen sich die jungen Spanier, vier Talente vom Balkan und der nachträglich verpflichtete, große Russe Alexander Tatarintsev entwickeln. „Ich versuche sie so zu behandeln, dass sie so gut werden können wie ein Balic", erklärte Manolo Cadenas vollmundig. Dennoch: Das Garantie-Ticket für das Achtelfinale gibt es nicht mehr. Diesmal wird es schon in der Gruppenphase ganz eng.

Auch der seit 1997 gültige Stammplatz unter den ersten Fünf der Liga Asobal ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Derzeit liegt Ademar Leon zwar auf Platz drei, allerdings weit hinter Barcelona und Madrid und nur knapp vor den nächsten Kontrahenten aus Logrono und Cuenca. Mut machte immer wieder die Kulisse, die in dieser Saison bereits häufiger die Marke von 3000 Zuschauern übertroffen hat. „Obwohl das Niveau der Mannschaft gesunken ist", freute sich Carlos Pollan, „können wir weiterhin auf die Unterstützung der Fans zählen." Die Hoffnung ist geblieben, vor allem wegen Manolo Cadenas und Carlos Ruesga.