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VfL Gummersbach

Eine Schwalbe macht keinen Sommer. Beim VfL Gummersbach, dem Traditionsverein, der in den 70er und 80er Jahren teilweise die beste Mannschaft der Welt stellt, existieren aber große Hoffnungen auf eine neue Blüte. Sie sind verbunden mit der Schwalbe-Arena, der neuen Heimat der Oberbergischen. Am 17. Oktober 2012 erfolgte der erste Spatenstich, für den 15. Juli dieses Jahres ist die Schlüsselübergabe geplant. 2100 Zuschauer fasst die altehrwürdige Eugen-Haas-Halle, 4132 Plätze hat die neue Arena – ein Quantensprung für die Westdeutschen.

Fredrik Larsson

In die Vorfreude mischen sich allerdings Sorgen. Die sportliche Situation ist alles andere als entspannt. Der TV Neuhausen und der TV Großwallstadt liegen den Gummersbachern noch im Nacken, der erste Abstieg nach 47 Jahren Erstliga-Zugehörigkeit nicht ausgeschlossen. Vor allem aufgrund eines schweren Restprogramms. Vielleicht muss bis zum letzten Spieltag gezittert werden: Dann schlägt der TV Neuhausen im Oberbergischen auf. Besonders bitter angesichts dieser dramatischen Situation: das letzte Heimspiel. Bis in die Schlussphase hinein sah der VfL gegen die TSV Hannover-Burgdorf wie der sichere Sieger aus. Doch in den letzten Sekunden ein kollektiver Blackout: 29:30! „Es ist unfassbar", stammelte Trainer Emir Kurtagic. „Ich weiß immer noch nicht was passiert ist. Vier Fehler innerhalb kürzester Zeit – das ist unglaublich schade und sehr bitter."

Zu allem Überfluss zogen einmal mehr dunkle Wolken auf, die ein Schatten auf die ökonomische Leistungsfähigkeit des Traditionsklubs warfen. Im April hatte der VfL Besuch von der Finanzbehörde, die in der Geschäftsstelle und in Wohnungen einige Unterlagen beschlagnahmte. Der Bundesligist zog eine renommierte Anwaltskanzlei zu Rate. „Natürlich wollen wir aufklären", sagte Manager Frank Flatten, „werden uns aber in Abstimmung mit der Rechtsanwaltskanzlei zu dem genauen Sachverhalt, solange sich dieser in einem schwebenden Zustand befindet, nicht äußern können.“ Man rechnet mit einem Verfahren von ein bis zwei Jahren. Frank Flatten ging nicht von einer „existenziellen Gefahr" aus.

Raul Santos

Im Oberbergischen glaubt man, die Probleme meistern zu können. Die Planungen richten sich schon auf die nächste Saison aus. Die aktuelle Mannschaft soll ergänzt und noch schlagkräftiger werden – auch wenn mit Linkshänder Adrian Pfahl und Riesentalent Kentin Mahé zwei Kräfte zum HSV Hamburg wechseln werden. Für einen Paukenschlag sorgten die Gummersbacher indes mit der Verpflichtung von Carsten Lichtlein. „Ich freue mich auf Gummersbach, und ich freue mich vor allem, ein Teil der Zukunft des VfL zu sein", sagte der Nationaltorhüter, der bis Saisonende das Gehäuse des TBV Lemgo hüten wird.

Während dieser Saison besserte Gummersbach bereits zwei Mal nach. Der schwedische Spielmacher Fredrik Larsson unterschrieb zunächst nur bis Saisonende, einigte sich aber bereits im Februar mit dem VfL auf eine Verlängerung des Engagements um ein Jahr. Gleich bis 2015 bleiben möchte Raul Santos. Der österreichische Nationalspieler mit dominikanischen Wurzeln bekleidet die Linksaußen-Position. Zusammen mit weiteren Leistungsträgern wie Christoph Schindler, Vedran Zrnic, Borko Ristovski oder Michal Kopco soll er das Gerüst für die Zukunft bilden. Und die heißt: Schwalbe-Arena.