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HSV Hamburg

Erst seit 2002 geht der HSV Hamburg in der DKB Handball-Bundesliga auf Torejagd, hat sich aber trotz seiner „Jugend" schon eine Menge Renommier erworben – und auch Titel. Dem ersten Supercup 2004 folgten der DHB-Pokal 2006, der Europacup 2007, 2010 nochmals der DHB-Pokal und schließlich als Krönung 2011 die bislang einzige deutsche Meisterschaft.

Trotz dieses unbestrittenen Erfolgspakets hielten sich die Hanseaten im letzten Sommer vornehm zurück. Nach der abgelaufenen Serie, in der die HSV-Raute nach unzähligen Verletzungen an die vierte Stelle der Tabelle abrutschte und beim Lufthansa Final Four nur am ersten Tag leuchtete, war Bescheidenheit geboten. „Wir wollen eine bessere Saison und vor allem ein etwas anderes Gesicht zeigen als zuletzt“, erklärte Torwart Dan Beutler. Konkreter wurde man nicht.

Johannes Bitter: Wieder in starker Verfassung.

Das lag zum einen an einer historischen Zäsur im Kader: Die französischen Brüder Bertrand und Guillaume Gille, die die HSV-Anfänge vor über einer Dekade erlebt hatten, kehrten in ihre Heimat zurück. Dagegen fehlten die großen Namen unter den Neuzugängen. Der schwedische Kreisläufer Andreas Nilsson heuerte zwar mit der olympischen Silbermedaille an der Elbe an, zählt mit seinen 23 Lenzen aber noch zur Kategorie „Talent“. Die beiden Youngsters Max-Henri Herrmann und Stefan Terzic sollen langsam an das Bundesliga-Niveau herangeführt werden.

Ein weiterer Grund, der lange nachdenklich stimmte: Einige Blessuren hatten die Vorbereitung empfindlich gestört. Nach einem Kreuzbandriss feierte der Ex-Nationaltorhüter Johannes Bitter erst im Dezember sein Comeback. Linkshänder Oscar Carlén wartet nach seinem Wechsel aus Flensburg vor zwei Jahren aufgrund einer komplexen Leidensgeschichte am Knie noch immer auf sein HSV-Debüt. Besser erging es Linksaußen Torsten Jansen, der seit März wieder zum Einsatz kommt.

Domagoj Duvnjak: der Angriffsmotor.

Nach einigen Schwankungen im Herbst lief die HSV-Maschinerie zuletzt gut. Nicht umsonst qualifizierten sich die Hamburger zum achten Mal für das Lufthansa Final Four in der heimischen O2 World und machen sich Hoffnungen, auch die europäische Königsklassen-Endrunde in Köln zu erreichen. Dagegen hat aber natürlich die SG etwas. Am 21. und 28. April stehen sich die beiden Nordklubs im Viertelfinale der VELUX EHF Champions League gegenüber.

Besonders torgefährlich war beim HSV zuletzt die rechte Angriffsseite mit dem flinken Dänen Hans Lindberg und dem polnischen Routinier Marcin Lijewski. Als Motor des Erfolgs entpuppt sich immer wieder der begnadete Spielmacher Domagoj Duvnjak. „Was er für ein Pensum abspult, ohne zu mucken und zu zucken, ist oberste Weltklasse“, strahlte HSV-Coach Martin Schwalb. „Er steht immer 55 Minuten auf der Platte – und das im Drei-Tages-Rhythmus.“ Der junge Kroate entdeckte zudem eine Vorliebe für Bronze. Zusammen mit seinen HSV-Landsleuten Igor Vori und Blazenko Lackovic beendete er sowohl die Olympischen Spiele in London als auch die Weltmeisterschaft in Spanien als Dritter.

An der HSV-Personalfront gab es in den letzten Wochen einige Entscheidungen. So wird Michael Kraus nach drei Jahren im HSV-Trikot im Sommer in seine schwäbische Heimat Göppingen zurückkehren. „Das ist auch eine Herzensangelegenheit.“ Dagegen bleibt Stefan Schröder den Hanseaten treu. Der Publikumsliebling verlängerte seinen auslaufenden Vertrag um ein Jahr. Seit 2005 ist die „absolute Kämpfernatur“ (O-Ton Martin Schwalb) ein Teil des HSV. Von 1999 bis 2004 stand der Rechtsaußen in Diensten der SG.