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Philipp und Michael Müller: Das doppelte Lottchen von Wetzlar

„Sind Sie Zwillinge?“, fragte die Frau an der Rezeption der Sportschule Kaiserau, wo die HSG Wetzlar ein Trainingslager absolvierte. „Nein, nein. Wir sehen uns nur ähnlich“, antwortete Philipp Müller, guckte dabei seinen Zwillingsbruder Michael an und konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. Erst später am Tag kam die Hotelmitarbeiterin dahinter, dass sie vom Rückraumlinken ordentlich auf die Schippe genommen wurde. Für solche Späße ist Philipp Müller bei seinen Freunden und Bekannten und bei jeder Station, wo der gebürtige Würzburger aktiv war, bekannt. Einer für das Mannschaftsgefüge also.

Doch nicht nur neben dem Spielfeld hat der 1,96 Meter große Akteur seine Qualitäten, auch auf der Platte weiß der Rechtshänder zu überzeugen. Schneller Armzug, kraftvoller Wurf und eine gesunde Aggressivität im Deckungsverband sind die wohl drei größten Stärken von Philipp Müller, der seit Sommer wieder mit seinem Zwillingsbruder Michael in einem Team steht. Der Linkshänder trug zuvor das Trikot der Rhein-Neckar Löwen, sorgte mit etlichen Einsätzen im Nationalteam für mehr Furore, gilt gemeinhin als der ruhige der beiden Müllers. Nicht ganz so extrovertiert und laut wie sein Bruder. Doch der Schein trügt. Michael Müller hat es genauso faustdick hinter den Ohren und zügelt bisweilen den brüderlichen Heißsporn im linken Rückraum. 

Zwei Mal Müller bei der HSG Wetzlar

Der eine wirft mit links, der andere mit rechts. Die Zwillinge sind zwei Garanten für den Aufschwung der Wetzlarer. Dabei waren beide eher Spätstarter. Als Jugendliche fielen sie den Talent-Scouts nicht auf. Erst mit 22 Jahren, im Sommer 2006, wechselten sie gemeinsam vom Regionalligisten HaSpo Bayreuth zum Zweitligisten TuSpo Obernburg und erhielten ein Zweitspielrecht für den TV Großwallstadt. Dort etablierten sie sich in der Bundesliga, dort trennten sich aber auch die Wege. Michael landete bei den Rhein-Neckar Löwen, Philipp in Balingen.

Seit Sommer tragen beide wieder das gleiche Trikot. „Es ist schön, jemanden im Team zu haben, mit dem man sich blind versteht und mit dem man die selbe Motivation und Ansichten teilt", beschreibt Philipp Müller. „Andererseits ist Michael auch mein größter Kritiker. Was aber auch gut ist, da die Kritik vom Bruder doch eine andere ist als die vom Trainer oder Mitspieler."

In Mittelhessen mussten die Handball-Fans allerdings die Nachricht verdauen, dass die Gebrüder Müller nach dieser Saison ihre Zelte abbrechen und ein Stück weiter gen Norden ziehen werden: zur MT Melsungen. „Bei der Überlegung, das Angebot der MT Melsungen anzunehmen, stand für uns im Vordergrund, dass dort eine Mannschaft aufgebaut werden soll, die mittelfristig international spielen kann", erklärten die beiden. So weit ist es aber noch nicht: Die Gegenwart heißt HSG Wetzlar, die nun in der Flens-Arena gastieren wird. „Flensburg ist immer eins der Highlights in der Saison", schwärmt Philipp Müller. „Die Halle ist für ihre klasse Stimmung und ihre euphorischen Fans bekannt. Wir haben aber in den letzten Jahren immer ganz gut ausgesehen in Flensburg…"