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HBW Balingen-Weilstetten

Bei den „Galliern von der Alb“ herrschte Betriebsamkeit. Aber weniger wegen der Vorbereitungen für ein genüssliches Wildschwein-Essen. Vor dem ersten Handball-Fest von HBW Balingen-Weilstetten gab es Hiobsbotschaften, auf die reagiert werden musste. Schon früh in der Testphase stand fest, dass zwei Akteure zumindest die komplette Hinrunde ausfallen würden. Das kroatische Talent Mario Vuglac fehlte schon die gesamte letzte Serie und musste sich erneut einer Operation an der Schulter unterziehen. Nach etlichen Untersuchungen war dieser Schritt allerdings keine Überraschung gewesen. „Aber dass es auch unseren Kapitän Wolfgang Strobel erwischen würde, war dann schon ein gewaltiger Tiefschlag“, sinnierte HBW-Manager Bernd Karrer. Ein Eingriff am Knie hatte den Kreisläufer gestoppt.

Schwäbische Lethargie stellte sich aber nicht ein. „Wir werden den Markt sorgfältig sondieren und im Auge behalten", erklärte Bernd Karrer. „Aber wir werden mit Sicherheit keine Harakiri-Aktionen starten.“ Die Lösung kam aus Dänemark. Sie fand sich allerdings nicht in der Konkursmasse von AG Kopenhagen, sondern am nordjütländischen Limfjord. Vom dortigen Klub Mors/Thy hatten die Balinger im Frühjahr bereits den serbischen Kreisläufer Dragan Tubic losgeeist. Nun folgte sein Landsmann Krsto Milosevic. Der 1,95 Meter große Rückraum-Allrounder hatte bereits vor zwei Jahren ein Probe-Training beim HBW absolviert und stand seitdem auf der Liste von Trainer Rolf Brack. „Im Angriff bringt er alles mit", erklärte der Coach. „Einen guten Schlag- als auch Sprungwurf, ein starkes Eins-gegen-Eins-Verhalten und zusätzlich das Auge fürs Abspiel im richtigen Moment."

Kurz zuvor hatten die Schwaben einen weiteren Neuzugang unter Vertrag genommen: den Schweizer Linksaußen Manuel Liniger, der in der letzten Serie für den TBV Lemgo spielte und sich zuletzt in seiner Heimat fit hielt. „Er ist ein Garant für ein noch variantenreicheres Angriffsspiel und eine Antwort auf unsere Siebenmeter-Schwäche“, schnalzte Bernd Karrer mit der Zunge. Zugleich glückte Balingen damit nach dem serbischen Doppelschlag aus Dänemark die zweite „Paket-Verpflichtung". Auch Kreisläufer Christoph Theuerkauf verdiente bis Juni seine Brötchen im westfälischen Lemgo.

Unter dem Strich sind sich im Süden alle einig: Auch in der siebten Spielzeit der Bundesliga-Zugehörigkeit kann es nur um den Klassenerhalt gehen. Es soll kein verflixtes siebtes Jahr werden. Allerdings hat sich die Chemie der Truppe verändert. „Mit Daniel Sauer und Jens Bürkle haben uns zwei absolute Integrationsfiguren verlassen, die auch menschlich eine Riesenlücke hinterlassen haben." Zudem konnten mit Martin Ziemer, Dennis Wilke und Alexandros Alvanos einmal mehr drei arrivierte Akteure nicht gehalten werden.

Den Part des Führungsspielers soll der Österreicher Roland Schlinger übernehmen. „Torgefahr von der Königsposition", freute sich Rolf Brack über viele Treffer seines Rückraum-Asses in den letzten Monaten. In der begonnenen Saison soll der 29-Jährige noch mehr Verantwortung übernehmen. Ein Vertrauensbeweis war vor Kurzem die vorzeitige Verlängerung des Kontraktes bis 2015. Das kommt bei den sparsamen Schwaben, die mit einem Etat von 2,5 Millionen Euro haushalten müssen, nicht alle Tage vor.

Für ihre wirtschaftliche Rationalität bekamen die Süddeutschen zuletzt sogar ein Kompliment von Frank Bohmann. „Der HBW ist in wirtschaftlicher Hinsicht ein Aushängeschild der Liga", sagte der HBL-Geschäftsführer. „Ich würde mir wünschen, dass alle mit derselben Sorgfalt arbeiten.“ Jetzt muss es nur noch auf dem Spielfeld stimmen, damit sich die „Gallier von der Alb“ weiterhin den Bundesliga-Legionen erfolgreich widersetzen können. Wenn es klappt, gibt es bei der nächsten Saison-Abschluss-Party sicherlich auch Wildschwein.