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FA Göppingen

Da war wieder das Gefühl, dem besten Drittel der DKB Bundesliga anzugehören. Frisch Auf Göppingen fertigte vor wenigen Wochen den Ex-Meister HSV Hamburg ab. Es herrschte Party-Stimmung in der „Hölle Süd"! Das 34:26 zauberte ein Strahlen ins Gesicht des Trainers. „Das war eine phänomenale Leistung, die Mannschaft lebt", sagte ein euphorisierter Velimir Petkovic. Worte der Erleichterung. Worte, die aber auch signalisierten, das im Schwabenland in den letzten Wochen nicht alles nach Plan gelaufen war.

Pavel Horak: der beste Torschütze.

Der fünfte Platz zum Abschluss der Serie 2010/11 hatte im Stuttgarter Raum die Erwartungen geschürt, die schon in der letzten Serie nicht erfüllt werden konnten. Rang acht stellte nicht zufrieden. Doch statt einer Rückkehr in die höheren Gefilde bewegte sich der Fahrstuhl in die zweite Tabellenhälfte. Am Hohenstaufen sprach man immer häufiger von einer Krise. Manch einer sah bereits den Stuhl des langjährigen Coachs wackeln. „Hier ist nicht der Trainer in Gefahr, sondern der Verein", gab sich Velimir Petkovic kämpferisch. „Nur Menschen ohne Willen hören auf." Der Triumph über den HSV und die Verbesserung auf den zehnten Rang waren in dieser Situation ein Befreiungsschlag. Das 28:31 am letzten Wochenende gegen Hannover stellte indes einen neuen Rückschlag dar.

Dass es in den letzten Monaten nicht immer rund lief, hatte auch personelle Gründe. Rückraum-Motor Momir Rnic plagte sich zuletzt mit einigen Verletzungen herum, ist inzwischen aber nach überstandener Meniskus-Blessur in den Kader zurückgekehrt. Regisseur Michael Haaß feierte nach seiner schweren Verletzung, die er sich bei der Europameisterschaft zugezogen hatte, erst im September sein Comeback. Der Abgang von Torwart-Routinier Enid Tahirovic hat die Hintermannschaft geschwächt. Die Neuzugänge konnten bislang kaum helfen. Mit einer Ausnahme: Zarko Markovic. Sein Name klingt nicht nur nach hämmernden Würfen aus dem Rückraum. Der Linkshänder hat sich schnell zum Gefahrenherd im rechten Rückraum und zum zuverlässigen Vollstrecker von der Siebenmeter-Linie entwickelt.

Christian Schöne: einer der Dauerbrenner im FA-Trikot.

Der Zufall war allerdings im Spiel, dass der Montenegriner, der im Spätsommer 2009 kurzzeitig im Aufgebot des VfL Gummersbach gestanden hatte, überhaupt in Süddeutschland landete. Ursprünglich hatte der schwäbische Traditionsklub den serbischen Keeper Darko Stanic verpflichtet, doch der wollte plötzlich bei Metalurg Skopje bleiben. Die Stornierung dieses Transfers beinhaltete den Wechsel des Linkshänders von Mazedonien nach Göppingen. „Er ist nicht nur ein Talent, sondern ein ausgereifter Spieler, der mit 25 Jahren auch schon weit ist", sagte Manager Gerd Hofele. Diesen Vorschusslorbeeren wurde Zarko Markovic bisher mit 65 Toren gerecht. Nur Routinier Pavel Horak traf bislang besser. Allerdings: Das Frisch-Auf-Gehäuse ließ sich nicht mehr hochkarätig besetzen, was sich als Handicap entpuppte.

Furios agierte der Traditionsklub in den letzten Jahren auf dem europäischen Parkett. 2011 krönte der Sieg im EHF-Cup die Saison, im Mai rettete die Wiederholung des Triumphs die Bilanz. Jetzt haben sich die Schwaben nach zwei Siegen gegen den weißrussischen Vertreter Brest für die erstmals ausgetragenen Gruppenphase im neuen Wettbewerb qualifiziert. „Diese Teilnahme ist aus Image-Gesichtspunkten und als Motivation für die weitere Saison wichtig", meint Gerd Hofele. Für die neue Endrunde der letzten vier Teams im Mai hatten die Göppinger ihre Bewerbung abgeben. Wegen des VELUX EHF FINAL 4 in Köln entschied sich die EHF aber für eine Austragung im französischen Nantes. So oder so: Die Göppinger sind so stark, dass sie jeden schlagen können. Das hat nicht zuletzt der Sieg gegen Hamburg signalisiert.