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Konzentrierter Auftritt in der Ukraine

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Der Traum der SG Flensburg-Handewitt vom Gewinn des letzten Wettbewerbs im Europapokal der Pokalsieger lebt weiter. Das Team von Trainer Ljubomir Vranjes feierte im Viertelfinal-Hinspiel beim HC Motor Saporoschje einen souveränen 39:30 (20:16)-Erfolg und stieß damit die Tür zum Halbfinale ganz weit auf. Das Rückspiel am Sonnabend um 19 Uhr (Campushalle) dürfte nur noch Formsache sein. So sieht es auch Trainer Ljubomir Vranjes: "Handball ist zwar kein Wunschkonzert, aber dass wir unter die letzten Vier kommen, ist jetzt Pflicht."

Vor 3300 Zuschauern im ausverkauften Sportpalast Yunost in Saporoschje diktierte der Tabellendritte der Handball-Bundesliga nach anfänglichem Abtasten jederzeit das Geschehen und hatte vor allem auf der Torhüterposition klare Vorteile. Mattias Andersson wehrte in den ersten 47 Minuten 13 Würfe ab, Sören Rasmussen danach in den letzten 13 Minuten noch einmal sieben. So war der Trainer mit dem Auftritt seiner SG in der Ukraine insgesamt zufrieden. "Hier mit neun Toren zu gewinnen, das ist schon stark", sagte Vranjes, der lediglich "einige Kleinigkeiten" in der Defensive bemängelte. "30 Gegentore waren zu viel." Die waren vielleicht aber auch dem Umstand geschuldet, dass die Flensburger in der Vorbereitung kein ganzes Spiel des Gegners, sondern nur einige Sequenzen aus mehreren Begegnungen gesehen hatten. So bekamen die Gäste den Rückraum-Rechten Alexander Semikov nie in den Griff. Elf Tore erzielte der lange Linkshänder und war neben Spielmacher Inal Aflitulin (8 Tore) der auffälligste Akteur beim HC Motor.

Sehr zufrieden war Vranjes dagegen mit der Angriffsleistung seiner SG. "Es läuft vorne sehr gut", lobte der Schwede. "Es ist zu sehen, dass meine Spieler Spaß am Handball haben." Und sie können sich blitzschnell auf neue Situationen einstellen. Mehrere Defensiv-Varianten probierten die Ukrainer, um den Flensburger Angriffswirbel zu stoppen. Doch der erneut blendend aufgelegte Thomas Mogensen in der SG-Schaltzentrale und seine Nebenleute hatten immer die passende Antwort parat. So stand der HC Motor schnell auf verlorenem Posten. Aus einem 8:9 nach 14 Minuten wurde in den nächsten 360 Sekunden ein 9:13. Und nach dem Wechsel sorgten die Flensburger für eine schnelle Vorentscheidung. Nach 36 Minuten führte die SG mit 25:17 und verwaltete diesen Vorsprung souverän bis zum Schlusspfiff. Überragend im Angriff präsentierten sich dabei neben Regisseur Thomas Mogensen in erster Linie Petar Djordjic und Michael Knudsen, die von der HC-Abwehr nie zu stoppen waren.

So war es kein Wunder, dass HC-Trainer Nikolaj Tschigarjow angefressen war. "Eine Niederlage mit drei Toren wäre kein Unfall gewesen, aber neun Tore sind einfach zu viel", schimpfte der Trainer. "Meine Mannschaft hat nicht das gezeigt, was ich von ihr erwartet habe. Besonders die Abwehr und die Torhüter waren schlecht." Aufgegeben hat Tschigarjow aber noch nicht. "Jeder Sportler muss bis zum Ende seine Arbeit machen. Wir werden in Flensburg kämpfen."

Das ist ehrenhaft. Aber die SG kann sich auf dem Weg unter die besten Vier nur noch selbst schlagen. Dennoch werden die Flensburger das Rückspiel ernst nehmen. "Wir werden die Kleinigkeiten, die nicht gestimmt haben, abstellen und versuchen mit denen, die bisher nicht so viel gespielt haben, wieder mit neun Toren zu gewinnen", sagte Vranjes.