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Trotz Bruchlandung ins Halbfinale

(Flensborg Avis; Volker Metzger) Kurios - da ziehen die Handballer de SG Flensburg-Handewitt im Europapokal-Wettbewerb der Pokalsieger ins Halbfinale ein, ernten anstelle von anerkennendem Applaus von den Zuschauer-Rängen aber lautstark Pfiffe. Mit Recht! Schließlich leistete sich der Bundesliga-Tabellendritte im Viertelfinal-Rückspiel gegen HC Motor Zaporozhye eine peinliche 27:32-Schlappe, die dank des 39:30-Erfolges aus dem Hinspiel "nur" einen Imgageschaden, denn ein sportliches Scheitern bedeutete. "Wir haben vorher sehr viel über Respekt dem Gegner und unseren Zuschauern gegenüber gesprochen. Diesen Respekt haben wir nicht gezeigt. Wir haben kein gutes Handballspiel geboten, aber dafür trage ich zu einhundert Prozent die Verantwortung", erläuterte Ljubomir Vranjes.

Der SG-Trainer, der sich fast entschuldigend bei den rund 2400 Zuschauern bedankte, stellte sich nach dem Dilemma zwar vor sein Team, strich seinen Ballwerfern aber den "freien Sonntag" und bat stattdessen zur Extra-Schicht. "Wir haben am Dienstag gegen Magdeburg ein schweres Heimspiel. Da müssen wir uns deutlich steigern", so der Schwede. Sichtlich erfreut gab sich HC-Trainer Nicolai Chigarev. "Wir sind mit der Erwartung angetreten, hier zu gewinnen. Und es hat geklappt. Unsere Mannschaft wurde erst vor acht Monaten gegründet und unsere Funktionäre haben hohe Erwartungen. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung für uns", so der Coach der Ukrainer, der der SG ein großes Lob aussprach: "Die SG ist die beste Mannschaft Europas."

Bei allem Respekt vor der Einschätzung des Gäste-Trainers: die SG war an diesem Abend von dieser ehrenvollen Auszeichnung ungefähr soweit entfernt wie Lappland von den Bahamas. Salopp formuliert wirkte der Auftritt des Favoriten "saft-, kraft- und vor allem lustlos." Wenig verwunderlich also, dass Vranjes daran erinnerte, dass "Handball eben ein Kampfsport ist". Und wer nicht gewillt ist, die Grundtugenden zu präsentieren, geht am Ende eben leer aus und erntet Pfiffe der Unzufriedenheit.

In der Hoffnung auf einen attraktiven Halbfinal-Gegner blickt die SG-Fangemeinde der morgigen Auslosung in Wien entgegen.