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Besuch in der Vergangenheit

(Flensborg Avis; Volker Metzger) Am Sonnabend schwang schon eine Riesen-Portion Nostalgie durch die Wikinghalle in Handewitt. Das Original der "Hölle-Nord" diente nämlich als Schauplatz für einen Europacup-Ausflug der SG Flensburg-Handewitt, die bei ihrem Besuch "in der Vergangenheit" viele Erinnerungen wachrüttelte.

Vor der zulässigen Maximal-Kulisse von 1250 Zuschauern spulte die SG im Pokalsieger-Wettbewerb gegen Außenseiter FTC Pler aus Budapest ihr Pflichtprogramm zumindest eine Halbzeit lang glänzend herunter, gewann nach dem Hinspiel vor einer Woche (32:27) auch das zweite Duell mit dem Underdog sicher (32:25) und zog erwartungsgemäß ins Viertelfinale ein. SG-Trainer Ljubomir Vranjes zeigte sich nach dem recht "ungleichen Duell" insgesamt zufrieden und blickt nun erwartungsvoll gestimmt der Auslosung am Dienstag in Wien entgegen. "Wir wollen in diesem Wettbewerb ganz weit kommen, dann ist es egal, gegen wen wir als nächstes spielen müssen", so der Schwede.

Bei der Suche nach einem wirklich attraktiven Gegner, kommen allerdings nur wenige Kandidaten in Frage. Neben dem Ex-Champions-League-Sieger Celje aus Slowenien, der sich gegen den dänischen Vertreter Århus Håndbold mit Ex-SG-Trainer Erik Veje Rasmussen durchsetzte, könnte höchstens noch der vom Bundesliga-Abstieg bedrohte VfL Gummersbach wirklich großes Zuschauer-Interesse auslösen.

Über den Dienst-Ausflug an die SG-Kultstätte erfreute sich besonders Dierk Schmäschke. Schließlich hatte der SG-Manager in der "Hölle Nord" den Aufstieg der SG-Handballer als Linksaußen aktiv mitgestaltet und eine Vielzahl an denkwürdigen Heimspiele erlebt. "Es ist einfach sehr schön, dass wir heute hier ein Europacup-Spiel erleben. Das ist schon etwas besonderes", so Schmäschke, der sehr darum bemüht war, den Zuschauern das besondere Flair dieser Stätte zu vermitteln. Vom hautnahen Kontakt zu den Spielern über das Catering bis zur Aftershow-Party im eigens errichteten Festzelt - die Hölle-Nord hatte nichts von ihrem besonderen Charme vergangenen Zeiten eingebüßt.

Ihren Anteil dazu hatten allerdings auch die Handballer beigesteuert. Vor allem in der ersten Halbzeit kannte der Favorit nämlich kein Erbarmen mit seinem Gast. Gestützt auf eine kompromisslose Abwehr mit einem überragenden Torhüter Søren Rasmussen rollte gnadenlos ein Konter nach dem nächsten in Richtung Gäste-Tor. Das 16:3 fünf Minuten vor der Pause symbolisierte treffend das Kräfteverhältnis. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte die SG auch nach dem Wiederanpfiff "voll durchgezogen".

Sie tat es aber nicht. Wenn auch nicht derart deutlich mit dem Trainer abgesprochen, so schalteten die Hausherren mehrere Gänge zurück und ermöglichten es so den Ungarn die "Abfuhr" in vertretbare Bahnen zu lenken. "Wir haben unser Ziel erreicht. Wir konnten Spieler schonen und nach der Pause auch viel Experimentieren. Man muss so ein Spiel dann auch einfach einmal laufen lassen", zeigte Vranjes mit seinen Schützlinge ungewohnter Weise viel Einsicht.

Auch für Spielmacher Viktor Szilágyi hatte das Duell gegen Pler seinen Zweck erfüllt. "Für uns ist jedes Spiel wichtig um richtig in Form zu kommen. Wir haben in der ersten 30 Minuten sehr überzeugend gespielt. Es war ein sehr gutes Training für uns um uns auf die nächsten Aufgaben einzustimmen." Und die - darüber waren sich alle "Hölle-Nord"-Besucher einig - werden von der SG weitaus mehr einfordern, als es FTC Pler vermochte. Am kommenden Sonnabend gastiert die Vranjes-Auswahl in Melsungen, bevor am 28. Februar im Pokal-Heimspiel gegen den Zweitligisten TV Neuhausen darum geht das Ticket für das Final-Four zu sichern.