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Munteres Schaulaufen gegen Karvina

(sh:z; Jan Wrege) Gar nicht so einfach, aus einem sportlich bedeutungslosen Spiel ein Ereignis zu machen. Der SG Flensburg-Handewitt ist es am Sonnabend gelungen. Nebensächlich war das Resultat des Rückspiels der 3. Runde im europäischen Cup-Sieger-Wettbewerb gegen HC Banik Karvina: 37:18 (19:9) für den Handball-Bundesligisten - ein Schaulaufen nach dem 37:23 vor einer Woche in Tschechien. 4500  Zuschauer fühlten sich dabei gut unterhalten, so jedenfalls wirkte die Stimmung in der Campushalle. Anders Eggert meinte: "Wir haben gut geliefert, die Leute haben schön mitgemacht."
Die SG spielte ohne die angeschlagenen Jacob Heinl, Sören Rasmussen und Petar Djordjic. Zudem wurden etliche in den letzten Wochen stark belastete Akteure über weite Strecken für das Landesderby am Mittwoch (20.15 Uhr) gegen den THW Kiel geschont.
Stattdessen bekam der Nachwuchs Gelegenheit, sich zu präsentieren. Die gesamte zweite Hälfte ließ Trainer Ljubomir Vranjes mit Linksaußen Malte Voigt, Rechtsaußen Lars Bastian und Morten Dibbert am Kreis sowie im Abwehrzentrum spielen. Ab der 48. Minute  gesellte sich mit Paul Weidner im Tor ein weiterer Youngster dazu.
Insbesondere Dibbert zeichnete sich als Chef der Defensive aus. "Es war ein tolles Erlebnis", sagte der 20 Jahre alte Maschinenbau-Student, der erstmals so viel Spielzeit in der ersten Mannschaft vor eigenem Publikum bekommen hatte. Dibbert hatte bereits die letzten beiden Saison-Vorbereitungen mit den Profis bestritten und nimmt drei, vier Mal pro Woche teil am Training unter Vranjes. "Er hat unglaubliche Fortschritte gemacht, er wird jeden Tag besser", resümierte der SG-Coach. "Dibbert kann in Zukunft ein richtig guter Abwehrstratege sein. Das ist ein guter Junge." Der Gelobte selbst, der vor drei Jahren aus der Jugend der HSG Schülp-Westerrönfeld nach Flensburg kam, verhehlt seinen Ehrgeiz nicht. "Natürlich träumt man davon, irgendwann in der Bundesliga zu spielen. Ich sehe das realistisch. Wenn es klappt, ist es gut, wenn nicht, habe ich mein Studium", meinte Dibbert. Manager Holger Kaiser freute sich über die Aktion "Jugend forscht": "Endlich haben wir wieder einen Trainer, der der Jugend eine Chance gibt und nicht nur darüber redet."
Als weitere Neuerung präsentierte Vranjes erstmals in der Campushalle eine sehr offensiv orientierte Deckungsreihe. "Mit dieser Abwehr wollen wir auch in Zukunft arbeiten", sagte der Trainer. In der ersten Viertelstunde waren noch Abstimmungsprobleme auszumachen. Danach funktionierte das Bollwerk, und die SG setzte sich zügig von 5:5 (13.) über 13:6 (21.) auf 18:8 (28.) ab und ließ sich auch in der Folgezeit der einseitigen Partie von den Amateuren aus Karvina, die bestenfalls unteres Zweitliga-Niveau erreichten, nicht in Verlegenheit bringen.
"Es wird Zeit, dass dieser Wettbewerb in der Europa League aufgeht", meinte Kaiser abschließend. Der Blick auf die Liste der Achtelfinal-Teilnehmer mit so absonderlichen Namen wie Energia Lignitul Pandurii Targu-Jiu gibt ihm recht. Handball-Prominenz ist kaum noch dabei, nur wenige Teams haben daheim tatsächlich den Pokal geholt. Der RK Celje als alter Champions-League-Rivale und der VfL Gummersbach sind wohl die einzigen ernsthaften Hürden auf dem Weg zum Cup-Gewinn - der damit fast zur Pflicht wird.