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Erstes Saisonziel erreichen

(Flensborg Avis; Volker Metzger) Die Handball-Götter meinen es gut mit der SG Flensburg-Handewitt, jedenfalls wenn es um den DHB-Pokal geht. Denn so flach, wie sich die Hürden auf dem Weg zum Final Four nach Hamburg in diesem Jahr für die Nordlichter darstellen, kann sich der dreifache Cupsieger im Prinzip nur selber aus dem Rennen werfen. So auch heute Abend in der Campushalle, wenn es im Viertelfinale gegen den Zweitligisten TV Neuhausen geht (Anwurf 20.15 Uhr). Nach den Auftritten in Wetzlar (29:27) und in Schwartau (35:22) hält das Team von SG-Coach Ljubomir Vranjes erneut alle Trümpfe in der Hand um zum elften Mal in der Vereinsgeschichte ins Pokal-Halbfinale einzuziehen.

Während die Qualifikation zur Champions-League und der Europacup-Sieg im Pokalsieger-Wettbewerb noch die Fernziele der laufenden Serie darstellen, kann die SG heute Abend gegen den krassen Außenseiter aus dem Großraum Stuttgart schon das erste Sasionziel "eintüten". Dazu Ljubomir Vranjes: "Wir wissen ja, wie wichtig es für uns ist, das Final-Four zu erreichen. Daher werden wir die Aufgabe gegen Neuhausen auch mit einer einhundertprozentigen Einstellung angehen und nichts und niemanden auf die leichte Schulter nehmen."

Beim Schweden überschnitten sich gestern gerade die Aufarbeitung des Bundesliga-Auftritts in Melsungen mit der Vorbereitung auf das Pokal-Heimspiel. "Wenn beide Torhüter keinen guten Tag erwischen, dann wird es eben sehr schwer", stand für Vranjes fest, warum es bei den Hessen nur zu einem 32:32-Unentschieden gereicht hatte. "Natürlich hätte die Abwehr dann mehr helfen müssen, aber sie hat ihren Job nun auch nicht so schlecht gemacht", erläuterte der Coach, um sich eingehender mit dem agilen Zweitligisten zu beschäftigen. "Neuhausen deckt mit einer 3-2-1-Abwehr, drücken sehr viel auf das Tempo und die Spieler laufen ohnehin die ganze Zeit sehr viel", hat seine Videoanalyse ergeben.

Und sollten noch weitere Gründe gesucht werden, warum man den aufstiegsambitionierten Tabellenzweiten sehr ernst nehmen muss, dann reicht ein Blick auf die vorherige Pokalrunde. Dort warfen die Mannen von TV-Coach Markus Gaugisch keinen geringeren als den Erstliga-Nachbarn Frisch Auf Göppingen mit 32:30 aus dem Wettbewerb. "Das darf man aber nicht überbewerten, schließlich war Göppingen in keiner guten Verfassung und hatte zudem Probleme in unseren engen Halle. Flensburg ist da schon ein ganz anderes Kaliber", dämpfte Jürgen Zepf die Erwartungshaltung vor dem Auftritt in der Campushalle. Der sportliche Leiter der Süddeutschen befand sich gestern Mittag gerade im Mannschafts-Bus auf der Fahrt von Nordhorn nach Flensburg, wo am Abend noch eine kleine "Kennenlern-Einheit" in der Campushalle auf dem Programm stand. "Auch wenn die Stimmung nach der 22:33-Klatsche in Nordhorn nicht besonders gut ist, können wir in Flensburg ganz befreit antreten. Wir wollen uns so gut es eben geht aus der Affäre ziehen und unter allen Umständen verhindern, mit 20 Toren abgeschossen zu werden. Unser Augenmerk richten wir ganz klar auf die Meisterschaft, und da treffen wir am Wochenende auf Schwartau. Das Spiel in Flensburg sollen die Jungs einfach nur genießen."

Understatement oder realistische Einschätzung - sicher scheint nur, dass beide Mannschaften nach ihren frischen "Negativ-Erlebnissen" auf Wiedergutmachung sinnen. Für die Gastgeber, die nur auf den verletzten Jacob Heinl weiterhin verzichten müssen, steht das Tor nach Hamburg auf alle Fälle meilenweit offen. Ausfälle hat auch der TV Neuhausen zu beklagen, da er auf Nico Büdel (doppelter Nasenbeinbruch) verzichten muss. Zudem müssen sich die Amateure aus dem Süden der Republik bereist zum zweiten Mal auf die extrem lange Anreise in den hohen Norden machen. Ende Oktober letzten Jahres gastierte Neuhausen in der dritten Runde beim Drittligisten HSG Tarp-Wanderup, wo es nach einem knackigen Duell einen 33:31-Erfolg zu feiern gab. Heute hängen die Trauben für die Auswahl von Ex-Profi Markus Gaugisch allerdings ungleich höher.