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Die neue Macht im SG-Rückraum

(sh:z; Jan Wrege) Ljubomir Vranjes hatte nicht vergessen, wie sich die SG Flensburg-Handewitt im Vorjahr erst im Nachsitzen in Hildesheim (33:30) in die dritte Pokalrunde gequält hatte.   Daher klebte der Trainer den Phrasenschwein verdächtigen Hinweis "Im Pokal kann alles passieren" an die Kabinentür in der Kampahalle. Es passierte einiges im Spiel beim Zweitliga-Spitzenreiter GWD Minden, aber dann doch nicht "alles" im negativen Sinne. Der Finalist des vorangegangenen Wettbewerbs bestätigte die Favoritenrolle mit einem 38:28-Erfolg - die erste von vier Etappen Richtung Final Four am 5./6. Mai 2012 ist genommen.
Danach hatte es bei Halbzeit noch nicht ausgesehen. Mit 16:16 hatten die Grünweißen das Vorhaben, die Flensburger zu ärgern, clever und kampfstark umgesetzt. "Das war ein richtig guter Gegner. Bei Halbzeit hatten wir Hildesheim schon im Kopf. Es war klar, dass hier ein Sieg nicht von selber kommt", gestand Kapitän Tobias Karlsson. Also galt es, den Mindenern nach der Pause möglichst schnell den Glauben an eine Sensation nun nehmen.
Dies gelang mit neuer Balance in der Deckung. "Wir standen in der ersten Halbzeit etwas ungerade, auf der einen Seite gut, auf der anderen schlecht", so Karlsson. Auf der guten Seite kontrollierte die SG den hünenhaften Shooter Nenad Bilbija (2,08 m), auf der schlechten wilderten die abgebrühten Dalibor Doder und Evers Klesniks mit frechen Würfen, die auch den starken Torhüter Sören Rasmussen überraschten.
"Vorn waren wir sehr gut, mit viel Tempo. Fast jeder Angriff gab ein Tor, aber in der Abwehr haben wir zu wenig hingelangt", meinte Mattias Andersson, der die SG-Deckung im zweiten Durchgang von hinten besichtigen durfte und zufrieden feststellte, dass es   Minden nun sehr viel schwerer und ihm als Torwart etwas leichter gemacht wurde. Da sah sich dann auch Ulf Schefvert bestätigt. "Flensburg hat die beste 6:0-Abwehr in der Bundesliga. Ich bin sehr froh, dass wir 28 Tore gemacht haben", meinte der GWD-Coach.
Immer deutlicher wird überdies die neue Macht im SG-Rückraum, dessen Akteure zusammen 24 Tore erzielten. Das kreis- und außenlastige Spiel der letzten Jahre ist passé. Erstaunlich früh sind Holger Glandorf und Lars Kaufmann im SG-Konzept angekommen, dazu spielt Thomas Mogensen in brillanter Form. Linkshänder Glandorf lässt seine typische Explosivität aufblitzen, Kaufmann zeigt ein alles andere als einseitiges Repertoire. In Minden gehörte eine Reihe von gefühlvollen Hebern dazu. Nicht zu vergessen Youngster Petar Djordjic, bei fünf Toren mit sauberer 100-Prozent-Quote. "Es läuft gut, aber es gibt noch viel zu verbessern. Wir müssen jetzt die Kontinuität mit den Neuen finden", sagt Vranjes mit Blick auf eine gewisse Black-out-Anfälligkeit der SG. "Wenn es mal schlecht läuft, dürfen wir höchstens zwei Schritte zurückgehen, nicht fünf."