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Viel Tempo und etwas Nonchalance

(sh:z; Jan Wrege) Drei Tage vor der Feuerprobe beim deutschen Meister hat sich die SG Flensburg-Handewitt nicht verausgabt. "Tempo machen und Spaß haben am Handballspielen", lautete der Auftrag von Trainer Ljubomir Vranjes für das Heimspiel gegen die HSG Wetzlar. Den haben die Spieler erfüllt und beinahe im Vorübergehen einen 36:30 (18:15)-Sieg mitgenommen, das Punktekonto auf 10:2 erhöht und endlich das Torverhältnis ins Plus (163:159) gedreht. "Wir fahren jetzt mit viel Selbstvertrauen nach Hamburg", sagte Vranjes.
Besonders drei Flensburger sorgten dafür, dass Wetzlar vor 5814 Zuschauern in der Campushalle nicht zum Spaßverderber werden konnte. Im Angriff traf Neuzugang Holger Glandorf beinahe wie er wollte. Zehn Tore erzielte der Linkshänder - wieder ein Beleg dafür, dass die SG mit der Verpflichtung des 28-Jährigen, den mancher schon auf dem absteigenden Ast wähnte, goldrichtig lag. Freude bereitete auch wieder der neue Torhüter Mattias Andersson, der mit 21/1 Paraden etliche Nachlässigkeiten in der Abwehr ausbügelte. Noch mehr gefeiert wurde aber in nur neun Minuten Einsatzzeit Sören Rasmussen. Der Däne war vom Siebenmeterpunkt einfach nicht zu bezwingen. Fünf Versuche der Wetzlarer scheiterten, drei Mal hielt Rasmussen, zwei Würfe "hexte" er ins Toraus. "Unser Trainer hat ein großes Torwartproblem", meinte später Manager Holger Kaiser, "ich wüsste nicht, wer Nummer eins ist."
Vranjes weiß es. "Mattias Andersson hat die Routine von zehn Jahren Bundesliga. Da ist er vorn. Aber ich habe nie Angst, Sören reinzubringen", sagte Vranjes und erinnerte daran, dass Rasmussen in der vergangenen Saison sogar an Dan Beutler vorbeigezogen ist. Was die übrige Rotation angeht, ist der SG-Coach noch zurückhaltend. Tamas
Mocsai, Lars Bastian und Malte Voigt kamen überhaupt nicht zum Einsatz, obwohl auch Glandorf Pausen brauchte (für ihn spielte Petar Djordjic rechts) oder Lasse Svan Hansen alles andere als überragend war. "Bis ich sehe, dass alles stabil ist, wird es keine großen Veränderungen geben. Das ist noch nicht der Fall", erläuterte Vranjes seine derzeitige Wechselunwilligkeit. "Ich kann aber nicht mit sieben Leuten die ganze Saison spielen, ich werde 14 brauchen. Ich hoffe, dass diejenigen, die nicht spielen, unzufrieden sind. Jetzt geht es aber darum, ein Fundament zu bauen."
Die SG startete am Sonnabend mit einer 5:0-Führung nach sechs Minuten, leistete sich dann aber etwas Nonchalance bei der Chancenverwertung und eine zurückhaltende Gangart in der Deckung. "Natürlich kann man so ein Spiel schneller schließen", sagte Spielmacher Thomas Mogensen, "aber wir hatten ja alles im Griff und haben immer das nötige Tor gemacht. Gut war, dass bei uns heute Gegenstoß und zweite Welle viel besser waren als in Großwallstadt."
Nach 19 Minuten hatte Wetzlar auf 12:10 verkürzt, obwohl mit Linkshänder Daniel Valo bereits nach zehn Minuten ein Leistungsträger verletzt ausgeschieden war. Auch im zweiten Durchgang ließen sich die Gäste lange nicht abschütteln. "Die kämpfen die ganze Zeit, deswegen haben sie ja auch in Berlin nur mit zwei Toren verloren", würdigte Jacob Heinl die Bemühungen der Hessen. Am Dienstag sollte sich aber die SG-Abwehr steigern: "Gegen Hamburg müssen wir kompakter stehen." Ansonsten ist zu hoffen, dass in der O2-World auch Petar Djordjic seine Spiellaune beibehält. Gegen Wetzlar erfreute der 21-Jährige die SG-Fans fünf Mal mit seiner mächtigen "Fackel".