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Füchse Berlin

Keine Frage: Die Füchse Berlin waren das Überraschungsteam der letzten Saison. Nur wenige hatten damit gerechnet, dass sich die Ballwerfer aus der Bundeshauptstadt als Tabellendritter, punktgleich mit „Vize" THW Kiel, erstmals für die Champions League qualifizieren würden. Mindestens ebenso wenige hätten vor der neuen Spielzeit gedacht, dass die Füchse an ihren Husarenstreich nahtlos anknüpfen könnten. Die Belastungen aus Königsklasse und den gehäuften englischen Wochen erschien als zu gravierend. In der Tat gab es ein paar Durchhänger. So glückte gegen die schwächelnden Göppinger in zwei Spielen kein Erfolg, und gegen den international unerfahrenen dänischen Klub Bjerringbro-Silkeborg mühte man sich zu einem Zittersieg. Doch unter dem Strich ist die Zwischenbilanz erneut blendend: Platz zwei in der TOYOTA Bundesliga, Viertelfinale in der Champions League.

Das Erstaunlichste: Die Handballer von der Spree kamen ohne große Veränderungen im Kader aus. Iker Romero hatte zwar einen klangvollen Namen, steht aber nur selten in der ersten Sieben und ist eher der „Mann für die besonderen Momente" (O-Ton Bob Hanning). Der schwedische Halblinke Jonathan Stenbäcken gilt eher als ungeschliffener Diamant. So wie auch Evgeni Pevnov. Der gebürtige Russe hat inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft und ist bereits im Notizbuch von Bundestrainer Martin Heuberger notiert. „Bei der Herausforderung, die vor der Mannschaft steht, wird es helfen, dass es keinen großen Umbruch bei uns gab", erklärte Manager Bob Hanning die Berliner Zurückhaltung auf dem Transfermarkt. Und für den Fall der Fälle dämpfte Trainer Dagur Sigurdsson vorsorglich die Erwartungen: „In der Bundesliga wollen wir einen Platz unter den ersten Sechs erreichen."

Dieses Ziel ist bereits erfüllt, und der Isländer sicherlich ein Grund, weshalb die Füchse so erfolgreich unterwegs sind. Eine baldige Verlängerung des Vertrages über die Laufzeit bis 2013 hinaus scheint nur eine Frage der Zeit. Die „Köpfe" Bob Hanning und Dagur Sigurdsson scheinen zu harmonieren. „Jeder kennt das Geschäft des anderen, niemand mischt sich in andere Angelegenheiten ein", sagte der Trainer unlängst dem „Tagesspiegel" aus Berlin. „Es spricht für das Projekt, dass es nach drei Jahren noch keine Schwierigkeiten gegeben hat."

Die Handballer sind in der Hauptstadt im Konzert der vielen Sportarten längst zu einer prägenden Marke geworden. Spieler wie Sven-Sören Christophersen, Torsten Laen, Bartlomiej Jaszka und allen voran Silvio Heinevetter sind längst nicht nur Handball-Insidern ein Begriff. Da passte auch eine Meldung ins Bild, die am 1. April über die Vereins-Homepage publik wurde: Die Champions-League-Partie gegen Ademar Leon sollte ins Berliner Olympiastadion verlegt werden und der Zuschauer-Weltrekord im Handball geknackt werden. Es war ein Aprilscherz, viele waren aber darauf hereingefallen.

Den bislang letzten Coup landeten die Füchse Ende März in der Champions League. Bei Meister HSV Hamburg gelang ein 24:23-Auswärtssieg, und der Favorit war ausgeschaltet. Fels in der Brandung war Silvio Heinevetter, der mit seinen Paraden die Zuschauer ins Staunen versetzte. „Wir haben einen Riesencharakter gezeigt“, sagte der Nationaltorhüter. Und der Berliner Anhang feierte: „Oh, wie ist das schön...“ Zugaben sind erwünscht.