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SG liebäugelt mit dem zweiten Platz

(sh:z; Jan Wrege) Die SG Flensburg-Handewitt hat es in der Hand, im letzten Spiel des Jahres in der Handball-Bundesliga heute (19 Uhr) vor eigenem Publikum gegen die HBW Balingen-Weilstetten für einen optimalen Abschluss der Hinserie zu sorgen. Das wäre ein Sieg, mit dem die gute Position im Rennen um die Champions-League-Plätze verteidigt werden würde. Längst nicht mehr utopisch scheinen sogar höhere Ziele. „Wir wollen den zweiten Platz schaffen“, gab Kreisläufer Michael Knudsen nach dem wichtigen Etappensieg in Hannover die Losung für die Rückrunde aus.

Das ist machbar, wenn es weiterhin gelingt, Ausrutscher zu vermeiden. Die bisherigen acht Minuspunkte aus den zwei Spielen gegen unbezwingbare Kieler sowie den Auswärtspartien in Hamburg und Berlin dürfen als „erlaubt“ verbucht werden. Dass sich die SG darüber hinaus schadlos gehalten hat, war angesichts der Neubesetzung von drei Schlüsselpositionen nicht unbedingt zu erwarten.

Damit hat Ljubomir Vranjes zwei wesentliche Ziele erreicht. Die größte Sorge des SG-Trainers galt der Kontinuität in der Entwicklung und der Konstanz in der Leistung. „Bei einigen Sachen sind wir weiter als geplant, bei einigen hinken wir noch hinterher“, stellt der Schwede nach 21 Pflichtspielen in dieser Saison fest. „Die ersten zwei Monate waren etwas holprig, weil wir mit Verletzungen zu tun hatten, das hat Zeit gekostet.“ So fehlte etwa mit Viktor Szilagyi (Bänderriss im Ellenbogen) lange ein wichtiger Baustein im Angriff, der Lars Kaufmann und Holger Glandorf integrieren musste.

Dennoch haben sich beide Rückraumschützen bestens eingefügt. Linkshänder Glandorf sogar sensationell reibungslos, als spielte er schon Jahre in Flensburg. 92 Feldtore in 16 Spielen, viele gute Pässe an den Kreis und nach Rechtsaußen – da bleiben kaum Wünsche offen. Vranjes hatte nicht zu viel versprochen, als er sagte: „Ich weiß, wie man mit ihm arbeiten muss.“

Daneben verblasst ein wenig die Leistung von Kaufmann, der eine größere Umstellung als Glandorf zu bewältigen hatte und zudem durch eine Daumenverletzung gehandicapt war. Doch Kaufmann bewies ein gutes Auge für seine Mitspieler, was ihm nicht jeder zugetraut hatte, und erwies sich mit seinem Durchsetzungsvermögen im Spiel eins gegen eins als wertvoll. Seit er die Daumenschiene abgelegt hat, ist auch der typische Kaufmann-Strahl aus Reihe zwei wieder häufiger zu bestaunen. Zusammen mit Petar Djordjic, der besonders in den letzten Wochen eine beachtliche Entwicklung genommen hat, ist die bei der SG jahrelang kränkelnde Königsposition wieder top besetzt.

Völlige Zufriedenheit wird sich Vranjes jedoch wohl nie erlauben. „Jacob Heinl hätte ich gern noch weiter in seiner Entwicklung gesehen. Leider wurde er durch die Augenverletzung zurückgeworfen“, sagt der SG-Trainer, der froh ist, dass Heinl nicht zur EM fährt: „So können wir im Januar richtig Gas geben.“ Überdies sieht Vranjes aber „in jedem einzelnen Spieler noch Potenzial. Und als Mannschaft können wir noch 30 Prozent besser spielen als jetzt“.

Dazu gehört allerdings auch, dass die SG von einer Verletzungsseuche wie in der Vorsaison verschont bleibt. Vranjes verlässt sich dabei nicht nur aufs Glück. „Ich übe keinen Druck auf angeschlagene Spieler aus. Ich spiele nicht mit Verletzen, lieber gehe ich einen Schritt zurück“, sagt Vranjes und fügt an, dass Teamarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen derzeit sehr zufrieden mit dem Zustand der Mannschaft ist.

Um den achten Heimsieg der Saison gegen Balingen-Weilstetten nicht zu gefährden, rief Vranjes seine Spieler schon am ersten Feiertag wieder in die Duburghalle. Die „Gallier von der Alb“ kommen als Außenseiter, der mit 15 Punkten die untere Tabellenhälfte anführt und in der Campushalle befreit aufspielen kann. Die SG hat gegen die Balinger noch nie verloren, lediglich einmal gönnte sie ihnen ein Remis.

Kein Grund für Vranjes, das Team von Trainer Dr. Rolf Brack zu unterschätzen. „Balingen ist kampfstark, hat eine klare Linie im Spiel. Die Mannschaft ist immer für eine Überraschung gut“, sagt der SG-Coach, der den kompletten Kader zur Verfügung hat. Die Gäste hatten zuletzt einige Sorgen, als Frank Ettwein, Daniel Sauer und Fabian Gutbrod verletzt ausfielen und Dr. Brack so die Innenverteidigung abhanden kam. Zumindest Gutbrod war am vergangenen Donnerstag beim Sieg über den Bergischen HC wieder dabei. Wie immer ist das erste Spiel nach Weihnachten wieder gut besucht. 5600 Karten hat die SG bereits abgesetzt, in den Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse gibt es nur noch Stehplatztickets.