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THW Kiel zerlegt SG Flensburg-Handewitt

(sh:z; Jan Wrege) 14 Tore Unterschied - mit 35:21 hat der THW Kiel in eigener Halle das Nordderby gegen die SG gewonnen. Herausragender Schütze war Kim Andersson mit elf Treffern.
Doch, es gab etwas Positives festzuhalten aus Sicht der Flensburger nach dem 68. Handball-Landesderby. Sie haben es hinter sich, und auch die desaströse 21:35 (6:17)-Niederlage beim THW Kiel kostet nicht mehr als zwei Minuspunkte. Die Gastgeber setzten hingegen fünf Tage nach dem Supercup-Gewinn gegen Meister HSV Hamburg ein Ausrufezeichen hinter ihren Anspruch, den Titel zurückzuerobern. "Wir wollten besser spielen als in München, als die Handbremse angezogen war, und einen guten Start in die Bundesliga hinlegen. Das ist uns gelungen", stellte THW-Trainer Alfred Gislason zufrieden fest. "Sehr enttäuscht" war sein SG-Kollege Ljubomir Vranjes. "Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Das liegt aber nicht nur an unseren Neuzugängen." Die Torjäger Holger Glandorf und Lars Kaufmann kamen zusammen auf fünf Treffer, Torhüter Mattias Andersson blieb weit hinter einstigen Glanzauftritten an gleicher Stelle im anderen Trikot zurück.
Überragend hingegen war ein "Neuer" beim THW. Kim Andersson, der Wiedereinsteiger nach langer Verletzung, schoss die Flensburger fast nach Belieben ab. Elf Tore standen für den schwedischen Linkshänder zu Buche, der später kaum überraschend wissen ließ: "Das hat Spaß gemacht. Ich hoffe, dass es so weitergeht." Die Leichtigkeit, mit der er und seine Mitspieler die SG schlachteten, erklärte Andersson so: "Wir waren heiß ohne Ende, Flensburg war nicht so gut drauf." So einfach ist Handball. Wenn man gewinnt. Vranjes dagegen begann schon vor dem Anwurf der Kopf zu rauchen. Kreisläufer und Abwehrstratege Michael Knudsen meldete sich nach dem Aufwärmen wegen einer Oberschenkelverletzung, erlitten tags zuvor im Abschlusstraining, spielunfähig. "Ich musste umbauen. Es war überhaupt nicht geplant, dass Jacob Heinl und Tobias Karlsson anfangen sollten", so der SG-Coach. Beide Kreisläufer und Zentral-Abwehrspieler hatten einen Großteil der Vorbereitung versäumt und sind nach wie vor angeschlagen, Knudsen war eigentlich auf dem Weg zur Bestform. Nach dem Ausfall von Spielmacher Viktor Szilaygi bedeutete der Verzicht auf den Dänen einen weiteren schweren Schlag für das Konzept von Vranjes. Bei Kiel fehlte nur Christian Zeitz und Gislasson räumte dann auch ein: "Man muss fair bleiben. Man sah, dass Flensburg ganz andere Probleme hat als wir."
Auf dem Parkett gab es kein Mitleid. Mit Tempogegenstößen, zweiter Welle und - wenn es die SG ermöglichte - schneller Mitte überrollten die Kieler den Landesrivalen. Überragend hielt Torhüter Thierry Omeyer. Sagenhafte 24 Paraden muss man erstmal hinbekommen, auch wenn manche durch hilflose Wurfversuche der Flensburger erleichtert wurde. Wie schon in einigen Vorbereitungsspielen ließ die SG im Abschluss viel zu wünschen übrig. "Wir spielen teilweise sehr gut bis zum Punkt, doch dann nutzen wir unsere Möglichkeiten nicht. Dann kommen die Gegenstöße und dann wird es sehr schwer", erkannte Holger Glandorf, der aus zwölf Würfen vier Treffer machte. Die Außen Anders Eggert und Lasse Svan Hansen trauten sich erst, als alles gelaufen war, das Duell mit Omeyer zu.
Nach 14 Minuten waren die Kräfteverhältnisse an diesem Tag geklärt. 10:4 stand es für den THW, dessen Akteure mit Konzentration und Biss die gefürchtete Maschinerie rollen ließen. Nie konnte die SG Sand hineinstreuen, "wir haben Kiel kein bisschen geärgert", so Vranjes. Die Gastgeber ließen nicht locker, schraubten das Resultat über 12:5 (22.) auf 16:7 zur Pause, die so hoffnungsvoll angetretenen Gäste waren am Boden zerstört. In der zweiten Hälfte ließ der THW gnädigerweise gelegentlich das Tempo schleifen, unterband aber dennoch jeden Ansatz einer SG-Aufholjagd im Keim.
Der SG-Niederlage biblisches Ausmaß zuzuschreiben, wäre wohl übertrieben. Und daher fand auch Geschäftsführer Holger Kaiser in "einem extrem bitteren Moment" noch eine gelassene Metapher: "Man muss nicht nach jedem Sturm eine Arche Noah bauen." Gleichwohl hat er seinen Trainer und die Mannschaft aufgefordert, die Fehler aufzuarbeiten. Und der THW? "Konzentriert bleiben. Jetzt müssen wir nach Hüttenberg, das wird ein ganz anderes Spiel", sagte Kim Andersson.