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Bundesliga: 36:29 – die SG hatte nichts zu verschenken

100 Sekunden vor Schluss erhoben sich die Sitzplatz-Zuschauer und feierten ihre SG Flensburg-Handewitt mit stehenden Ovationen. Ihr Team hatte gerade den ersten Härte-Test der Saison mit Bravur bestanden. 36:29 (16:13) gegen den VfL Gummersbach – ein eindrucksvolles Ausrufezeichen! „Wir waren nach dem Spiel, das wir am Mittwoch in Kiel gesehen haben, gewarnt“, sagte ein zufriedener SG-Trainer Viggo Sigurdsson. „Wir haben das Spiel in der Abwehr gewonnen.“
Vor dem Anpfiff hatte die „Hölle Nord“ erfreulichen Besuch zu begrüßen. Der langjährige SG-Spielmacher Christian Berge saß in der Loge. „Zeigen wir ihm die Campushalle so, wie er sie kennen gelernt hat“, forderte Hallenmoderator Gerd Nielsen die Zuschauer auf. Oder meinte er die Spieler; denn die ließen in den 60 Minuten keine Zweifel an den Ambitionen der SG aufkommen. „Die Mannschaft trat sehr routiniert auf“, zollte Christian Berge seinen alten Kollegen ein dickes Kompliment.
Nur in der Anfangsphase schaffte der VfL Gummersbach einige Male den Ausgleich. Die enorme Motivation eines Frank von Behren wusste aber, niemand zu stoppen. In der Deckung gehörte der Ex-Gummersbacher wieder zu den Leistungsträgern, vorne wuchtete er den Ball binnen weniger Minuten drei Mal ins Netz. Der Triumph war für den Nationalspieler kein Zufall. „Wir haben das Gummersbacher Spiel am Mittwoch genau beobachtet und unsere Lehren gezogen“, sagte Frank von Behren nach dem Schlusspfiff. „Wir wollten mit Geduld agieren, nicht zu schnell abschließen und so gut in der Abwehr stehen, dass der Gegner nicht so einfach werfen kann.“
Die Gäste mussten schon nach wenigen Minuten wechseln. Alexis Alvanos fiel mit einer Bänder-Verletzung aus. Der Neuzugang Milan Vucicevic machte seine Sache zwar gut, aber auch er konnte nicht verhindern, dass die Westdeutschen nach dem 7:7 allmählich zurückfielen. „Im Grunde hatten wir keine Chance“, musste VfL-Trainer Alfred Gislason erkennen. „Die jungen Spieler haben sich offenbar von der Atmosphäre anstecken lassen und zeigten Nerven.“
Die SG glänzte mit einem schier unerschöpflichen Repertoire auf der Bank. Nach rund 20 Minuten kam Ljubomir Vranjes und tanzte mehrfach die VfL-Abwehr aus. Zu diesem Zeitpunkt taute Marcin Lijewski auf, und Blazenko Lackovic traf nach der Pause. Viggo Sigurdsson hatte ein „tolles Blatt“. Einen Trumpf nach dem anderen konnte er ausspielen. „Wir haben eine sehr homogene Mannschaft“, schnalzte SG-Manager Thorsten Storm mit der Zunge. „Wir setzen nicht auf Top-Stars, sondern auf Akteure, die zu uns passen.“
Selbst ein Jan-Thomas Lauritzen, der nur kurz mitwirkte, entfaltete wichtige Effektivität. Mit dem Pausenpfiff markierte er das 16:13. Dann schaltete die SG noch einen Gang höher. 28:20 – der Weg weiter an die Bundesliga-Spitze war frei. Zwar verkürzten die Gummersbacher noch zwei Mal auf vier Treffer, doch ängstliche Hände bekamen allenfalls einige Fans. „Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas anbrennen könnte“, sagte Lars Christiansen. Und Thorsten Storm war schon nach der Besprechung vor dem Spiel ganz beruhigt gewesen. „Eines ist klar, Leute!“, hatte Viggo Sigurdsson in der Kabine gesagt. „Heute verlieren wir nicht.“ Das „Geheimnis“? Der SG-Trainer hatte schon vorher seinen isländischen Kollegen Alfred Gislason informiert: „Ihr bekommt hier nichts geschenkt.“

Wiedersehen mit dem Ex-Klub: Frank von Behren freute sich.

 

 

SG Flensburg-Handewitt – VfL Gummersbach 36:29 (16:13)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (14 Paraden), Holpert (ab 52., 1 Parade) – von Behren (3), Lackovic (5), Jensen (2), Christiansen (4/1), Vranjes (6), Stryger (5), Lijewski (6), Boldsen (1), Lauritzen (1), Knudsen (3)
VfL Gummersbach: Fazekas (28.-38., 1 Parade), Stojanovic (9/1 Paraden), Ramota (bei einem 7m, 1/1 Paraden) – Wiegert, Vucicevic (5), Narcisse (10/1), Ilic (2), Jakobsson, Gunnarsson (3), Alvanos, Sigurdsson (5), Lützelberger, Zrnic (4)
Schiedsrichter: Methe/Methe (Vellmar); Zeitstrafen: 4:10 Minuten (Lijewski 2, von Behren 2 – Jakobsson 4, Ilic 2, Zrnic 2, Sigurdsson 2); Siebenmeter: 4/1:1/1 (Christiansen wirft an die Latte, Christiansen scheitert an Ramota, Stryger scheitert an Stojanocic und trifft im Nachwurf); Zuschauer: 6100
Spielfilm: 2:0 (4.), 2:2 (6.), 4:2 (9.), 4:4 (10.), 6:4 (12.), 6:6 (17.), 7:7 (18.), 9:7 (20.), 12:9 (24.), 15:12 (30.) – 17:13 (31.), 17:15 (33.), 20:15 (35.), 22:16 (37.), 24:17 (39.), 25:20 (44.), 28:20 (46.), 29:23 (50.), 30:26 (53.), 32:26 (55.), 32:28 (57.), 36:28 (60.) 

 

 

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